SPIEGEL
CDU wirft Volmer korrupte Geisteshaltung vor
Im Streit um Nebeneinkünfte des früheren Staatsministers im Auswärtigen Amt, Ludger Volmer, fährt die CDU immer schwerere Geschütze auf. Der Unions-Obmann im Untersuchungsausschuss, Eckart von Klaeden, hielt dem Grünen jetzt eine "korrupte Geisteshaltung vor. Sogar Parteigenossen legen Volmer bereits den Rückzug nahe.
Frankfurt am Main - Der Grünen-Abgeordnete zeige ein "standeswidriges Verhalten" und fördere eine "korrupte Geisteshaltung", sagte Klaeden, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, dem "Handelsblatt". Volmer hatte mit seiner Firma Synthesis die inzwischen privatisierte Bundesdruckerei bei Auslandsgeschäften mit deutscher Passtechnik beraten.
Dazu sagte Klaeden, es sei selbstverständlich, dass sich deutsche Politiker im Ausland für die heimische Wirtschaft einsetzten. "Es ist hingegen standeswidrig, wenn sich Volmer diese Aufgabe mit zusätzlichen privatwirtschaftlichen Einnahmen versilbern lässt." Genau diese Verquickung von Mandat und beruflicher beziehungsweise geschäftlicher Tätigkeit sei nach den Verhaltensregeln des Bundestages verboten, sagte der Obmann der Union im Visa-Untersuchungsausschuss.
Die Union will mit Hilfe des Untersuchungsausschusses klären, ob durch Regierungshandeln massenhaft Menschen nach Deutschland geschleust und dadurch die Sicherheit des Landes gefährdet wurde. In dem so genannten Volmer-Erlass wurden die Botschaften aufgefordert, bei der Visa-Erteilung "im Zweifel für die Reisefreiheit" zu entscheiden. Daraufhin war vor allem in Kiew die Zahl der Visa-Erteilungen drastisch gestiegen.
Der nordrhein-westfälische Grünen-Landtagsabgeordnete Rüdiger Sagel legte Volmer nahe, 2006 nicht erneut für den Bundestag zu kandidieren. Dafür sehe er nun keine Chance mehr, sagte er der "Bild"-Zeitung. Zu Volmers Beratertätigkeit gebe es im Detail immer noch "erheblichen Klärungsbedarf". Die Grünen seien schließlich die Partei, die bei Nebentätigkeiten die weitestgehende Offenlegung fordere. Deshalb sei die aktuelle Diskussion um Volmer belastend.
Parteichef Reinhard Bütikofer hatte dem "Tagesspiegel am Sonntag" gesagt: "Die Tatsache, dass die CDU auf Ludger Volmer einprügelt, ist kein Argument dafür, ihn hängen zu lassen."
SPD rechnet mit schneller Regelung
In der Debatte um schärfere Regelungen für Nebentätigkeiten von Bundestagsabgeordneten rechnet die SPD mit einer schnellen fraktionsübergreifenden Regelung. Er sei "absolut sicher", dass es bei der Überarbeitung des Abgeordnetengesetzes zu einer gemeinsamen Lösung von Koalition und Opposition kommen werde, sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Wilhelm Schmidt, der "Braunschweiger Zeitung". Zur ersten Lesung eines Gesetzes, das auch Sanktionsmöglichkeiten bei Verstößen enthalte, werde es bereits im Februar kommen. Spätestens bis zur Sommerpause würden die neuen Regeln beschlossen.
Schmidt deutete an, dass vor allem die in der Koalition diskutierte und von der Union abgelehnte Veröffentlichungspflicht von Nebeneinkünften auf rechtliche Probleme stoßen könnte. Dazu werde ein Gutachten der Bundestagsverwaltung Anfang dieser Woche erwartet. Womöglich sei die Pflicht zu pauschalierten Angaben von Einkommenskorridoren ein Lösungsweg. Für die SPD-Führung sei klar, dass künftig ausnahmslos alle Tätigkeiten beim Bundestagspräsidenten angegeben werden müssten.
Der Frankfurter Oberstaatsanwalt Wolfgang Schaupensteiner forderte ebenfalls Sanktionen gegen bestechliche Abgeordnete. Alle Bürger sollten wissen, von wem, wofür und wie viel Geld die Abgeordneten erhalten, sagte der Korruptionsexperte der "Süddeutschen Zeitung". Es sei versäumt worden, alle Betätigungsfelder der Abgeordneten im Fall von Korruption strafrechtlich zu erfassen. Die Flick-Affäre wäre unter diesen Gesichtspunkten noch heute nicht strafbar.
Nach Ansicht Schaupensteiners sollten auch Einkünfte aus dem Hauptberuf von Abgeordneten transparent gemacht werden. Verhindert werden müsse, dass Nebentätigkeiten zum Hauptberuf gemacht und somit wieder verschleiert würden. So könnten RWE oder VW denselben Abgeordneten eine Beratungsgesellschaft gründen lassen und dessen Kunde werden. Große Mandate sollten daher ab einem Vertragsvolumen von etwa 50.000 Euro im Jahr der parlamentarischen Kontrollinstanz gemeldet werden.
MfG kiiwii
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