Viel Unsicherheit herrscht im Zuckermarkt jetzt gerade - doch das tut sie immer! Zucker gehört zu den volatilsten Rohstoffen, die es überhaupt gibt. Der Weltmarktpreis für die t Zucker liegt derzeit bei etwa 285 Euro. Innerhalb der letzten 7,5 Jahre lag er sowohl schon mal bei 149 Euro als auch beim mehr als 4-fachen (!) mit 610 Euro. Derzeit sind wir wohl auf einem mittleren Preisniveau was den Zucker auf dem Weltmarkt angeht.
Jetzt kommt die paradoxe Angst ins Spiel, dass der Zuckerpreis nach Auslaufen der EU-Zuckermarktordnung im Oktober 2017 innerhalb der EU dramatisch fallen könnte.
Zur Ausgangssituation:
In der EU und besonders in Deutschland werden sowohl die Anbauflächen als auch die Zuckererzeugung zurückgefahren. Von einem Zuckerberg, wie er gerne in den Medien und auch von manchen hier im Forum ins Spiel gebracht wird, kann also keine Rede sein. Im Gegenteil: In der EU wird mehr Zucker verbraucht, als in der EU erzeugt wird. 15% des EU-Jahresverbrauchs werden importiert. Heute schon. Der deutsche Zuckervorrat reicht für 9,2 Monate des deutschen Zuckerverbrauchs aus.
Global gesehen gibt es ein Überangebot an Zucker, welches jedoch kontinuierlich kleiner wird. In den letzten drei Jahren lag die weltweite Überproduktion bei 4%, 8% und letztes Jahr bei knapp unter 3%. Der weltweite Zuckervorrat reicht aber für nur 5,2 Monate des weltweiten Verbrauchs aus.
Der Zuckerverbrauch dagegen ist gut prognostizierbar: er steigt jährlich um ~ 2,35% praktisch konstant über alle Regionen hinweg. Die Anbauflächen sind aber begrenzt und auf lange Sicht stark rückläufig durch Urbanisierung etc. An einen langfristigen Angebotsüberhang glaube ich daher nicht.
Doch zurück zur Preissituation ab Ende 2017. Sie kennt schlichtweg niemand! Ich glaube aber v.a. aus einem Grund an keine radikale Marktverwerfung über den 01. Oktober 2017 hinaus:
Zucker ist ein Rohstoff der v.a. in den jeweiligen Erzeugerländern verbraucht wird. Mit anderen Worten bedeutet dies nichts anderes als dass weltweit gesehen relativ wenig Zucker auf dem freien Weltmarkt landet: derzeit sind das ca. 28,2% der Welterzeugungsmenge. Mit 15% des eigenen Verbrauchs importiert die EU derzeit schon relativ viel. Nur Asien mit 16% und Afrika mit 37,7% importieren mehr. (Auf die afrikanische Sondersituation braucht wohl nicht extra hingewiesen werden).
Gut möglich also, dass sich beide Preise Weltmarkt und EU in 3 Jahren annähern. Annähern heißt jedoch nicht, dass in der EU ab Ende 2017 der heutige Weltmarktpreis herrschen wird. Entgegen anders lautender Meinungen ist der aktuelle Referenzpreis der EU iHv 404,4 Euro / t kein garantierter Mindestpreis sondern nur ein Richtpreis.
Je mehr Importe hier ankommen sollten, desto näher wird sich der Preis in Richtung Weltmarktpreis bewegen, den heute für den Zeitraum ab Oktober 2017 jedoch noch keiner kennt. Je weniger Präferenzabkommen es gibt, desto mehr Volatilität wird sich beim Zuckerpreis bemerkbar machen, da im Gegensatz zu der schwankenden Angebotsseite, die Nachfrage konstant steigend sein dürfte.
mit einem KGV von max. 17,8 und einem Buchwert von mind. 15,66 Euro ist die Aktie bei jetzt 10,10 Euro bestimmt nicht massiv überbewertet. Es werden ja immer noch Gewinne verbucht - die sich leicht auch mal wieder verdoppeln und verdreifachen können. Was dann mit der Aktie wohl passiert? Vorerst wird sich aufgrund der Gegebenheiten kein viel höherer Kurs einstellen. Im Gegenteil: Aufgrund der allgemeinen Marktlage....
Amüsant finde ich die hier vertretene Meinung, dass Südzucker 2018 keine geringeren Rübenpreise verlangen könnte, weil "die Bauern" die Mehrheit stellen.
Bei der Südzucker HV wird also über die Rübenankaufspreise abgestimmt? Das ist doch absurd. Preise sind teil des opartiven Geschäfts. Keine Sache der Aktionäre. Zumal ein billigerer Ankaufspreis für "die Bauern" ohnehin nur ein Aktivtausch ist.
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