Meine Ausführungen beziehen sich eher auf den Gesamtmarkt. Es gibt in jeder Börsenphase Aktien bzw. Branchen, die gegen den Trend laufen. Z.B. sind Banken, Energieversorger und Stahl meilenweit von ihren Höchstständen entfernt. Ob dass fundamental gerechtfertigt ist oder zu den üblichen Übertreibungen gehört oder die fundamental gerechtfertigte Entwicklung durch Übertreibung noch überzeichnet wird, ist eine gute Frage. Wüsste ich die definitive Antwort, könntest du mich Warren nennen.
Aber dennoch, Chapeau! Du hast die DB wohl zum ziemlich optimalen Zeitpunkt verkauft. Grundsätzlich erwarte ich, dass die Banken irgendwann wieder zum Buchwert bewertet werden, nachdem sie ihr Eigenkapital auf heute erwartete Werte erhöht haben. Und da gibt es zwei Szenarien:
1. Sie schaffen das durch einbehaltene Gewinne. Das drückt auf die Dividenden der nächsten Jahre, und weil der Markt ein bisschen kurzsichtig ist, drückt das auf die jetzigen Kurse, die sich dann wieder erholen. Und jeder, der jetzt investiert ist, kann sich freuen.
2. Die Banken müssen massiv Kredite abschreiben (Staatsschulden, klamme Unternehmen). Das heißt, sie müssen massiv Eigenkapital zum ungünstigen Zeitpunkt aufnehmen. Das führt zur Verwässerung der alten Aktien. Jeder Coba-Altaktionär kann ein Lied davon singen: Die Anzahl der Aktien wurde verzehnfacht, ohne dass der Unternehmenswert steigt. Selbst wenn die Krise durch ist, kann das verlorene Geld niemals wieder reinkommen.
Wenn wir auf die letzten Jahre zurückschauen, sehen wir dass unterschiedliche Banken unterschiedliche Wege gingen: DB Weg 1, Coba Weg 2. Und was die Zukunft angeht, erwarte ich die DB tendenziell im Szenario 1. Aber sicher ist nichts.
Meine Strategie der letzten Jahre war, unterschiedliche Banken ins Depot zu nehmen, um das Risiko zu streuen: ING, Santander, DB, Coba. Andere wie der Doktor haben sich gleich den passenden Indexfond ins Nest gelegt. Bisschen streuen ist wichtig, denn Banken sind keine Witwen- und Waisepapiere mehr.
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