Durchaus lesenswert meiner Meinung nach. Insbesondere der letzte Absatz mit dem Daten-Stopp!!! Jedenfalls meine ich das als Geselle ;-) Quelle: http://www.ariva.de/Wie_im_SMS_Kinderdorf_c2501067 Wie im SMS-Kinderdorf! 16:55 18.02.08
Was haben wir uns in der vergangenen Woche wieder gefreut! Die US-Einzelhandelsumsätze legten nach den neuesten Daten um 0,3 Prozent zu. Das fanden die Anleger klasse, zeigte es doch, dass die Verbraucher sich durch die Hypothekenkrise nicht beeindrucken lassen.
Wie schön. Eine Kurzmeldung, kaum länger als eine SMS, und schon hellt sich die trübe und ausgesprochen nervöse Stimmung auf. So stark sogar, dass die Wall Street am Freitag vor dem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende sogar die heftige Breitseite negativer Konjunkturdaten wegwischte.
Leider haben die Börsianer übersehen, dass die annualisierte Teuerungsrate mit plus 4,1 Prozent schon im Dezember stärker zulegte als die Einzelhandelsumsätze. Was nun wieder bedeutet, dass die US-Verbraucher weniger kauften, dafür aber höhere Preise zu zahlen hatten. Und das nun schon im zweiten Monat in Folge. Ist das bullish? So etwas kommt in der Regel nur in Rezessionsphasen vor.
Und noch etwas wird in diesem Zusammenhang gerne rasch übersehen, nämlich, dass die amtliche Teuerungsrate im wahrsten Wortsinne auch nicht mehr das ist, was sie früher einmal war.
So liegt die offizielle US-Teuerungsrate aktuell bei knapp über vier Prozent. Das aber nur, weil man ihre Berechnung zahlloser, sagen wir einmal "Anpassungen" unterzogen hat, die den tatsächlichen Anstieg der Preise verschleiern.
Die bekanntesten Verfahren sind a) der Austausch im Preis zu stark gestiegener Produkte des sgn. Warenkorbs gegen preiswertere. So wurden Steaks beispielsweise durch Hackfleisch ersetzt. Schwuppdiwupp - die Teuerungsrate fiel.
Sehr beliebt auch b) die "hedonische" Preisberechnung. Bekanntestes Beispiel hier: Der Computer. Kaufen Sie heute einen Rechner, der 700 US-Dollar kostet, im letzten Jahr aber noch 500 Dollar gekostet hat, argumentieren die Statistiker, dass Sie heute ja auch eine viel hochwertigere Maschine (schnellerer Prozessor, größere HD, mehr RAM etc.) erworben haben, die PS also tatsächlich überhaupt nicht teurer geworden ist.
Diese "Kunstgriffe" bei der Berechnung der Teuerungsrate mögen zwar Anlegersorgen glätten, im Portemonnaie der Verbraucher kommen sie allerdings nicht an. Und denen nutzt es auch herzlich wenig, wenn die "Kerninflation" ohne Berücksichtigung von Energie- und Lebensmittelkosten berechnet wird. Am Kauf von Benzin, Heizöl oder Gas und am Erwerb von Lebensmitteln kommt vielleicht die Statistik vorbei, nicht aber der Konsument.
ALLES NICHT SO SCHLIMM!?
Zweck der ganzen Übung: Die Verbraucher, insbesondere aber die Anleger bei Laune zu halten. Denn nach der mittlerweile nicht mehr unter dem Teppich zu haltenden Immobilienkrise können sich US-Notenbank und -Regierung kein zweites Desaster, etwa am Aktienmarkt, mehr leisten - schon einmal gar nicht in einem Wahljahr.
Sehe ich mir die Kapitalzuflüsse des Auslands in den US-Finanzmarkt an, scheint die Datenkosmetik dort allerdings auf zunehmende Skepsis zu stoßen: Im Dezember ist der Liquiditätszufluss an die US-Börse regelrecht eingebrochen, der Januar wird mit Sicherheit "kaum besser".
Und noch eine Entwicklung, die den Meisten von Ihnen unbekannt sein dürfte, möchte ich Ihnen heute vorstellen. Auch sie spricht dafür, dass wir es aktuell mit etwas ganz anderem zu tun haben als einer "normalen" Konjunkturdelle oder irgendetwas anderem, was die Finanzmärkte seit 1920 erlebt haben:
Es geht um die mtl. Kreditaufnahme der "Depository Institutions" bei der US-Notenbank seit 1920. Unter die Depository Institutions fallen Geschäfts- und Genossenschaftsbanken, Sparkassen und Niederlassungen ausländischer Banken in den Vereinigten Staaten.
Im September 2001 schnellte diese Kreditaufnahme als Folge der Anschläge vom 11.09. sprunghaft auf 3,8 Mrd. US-Dollar hoch, was den zweithöchsten Wert seit 1920 bedeutete. Mit der einsetzenden Beruhigung der Märkte ebbte die Kreditfrage der Depository Institutions dann sofort wieder auf unter eine Milliarde US-Dollar/Monat ab.
Im Januar d. J. allerdings übersprang der Kreditbedarf der Depository Institutions seinen nach den Terroranschlägen erreichte Spitze von 3,8 Mrd. US-Dollar. Und zwar mit einem Wert von 45,2 Mrd. US-Dollar. Wie dieser seit 1920 geführte Chart aussieht, sehen Sie auf meiner u. a. Webseite im Bereich "Kolumnen" im neuesten Beitrag.
Dieser Chart spricht für sich, meine ich. Hier hat etwas Epochales begonnen, eine Entwicklung, für die die Finanzmärkte keinen Präzedenzfall haben und die deswegen "ergebnis-offen" ist.
Zum Amtswechsel an der Spitze der FED vor bald zwei Jahren stoppte die US-Notenbank die Veröffentlichung der Geldmenge M3. Offizielle Lesart: Diese Daten sind irrelevant. Inoffizielle Lesart: Es ist nicht gut für die Märkte, diese Zahlen zu kennen.
DATEN-STOPP AB 01. MÄRZ
Leider fällt es zunehmend schwerer, die offizielle Lesart als die wahre zu akzeptieren. Denn wie am Freitag bekannt wurde (http://www.economicindicators.gov) wird die FED bzw. das Handelsministerium ab dem 01. März die Veröffentlichung von Wirtschaftsdaten "aus Budgetgründen" einstellen.
Die Veröffentlichung der Daten durch die regierungsamtliche Seite wird eingestellt, Interessenten müssen sich die Daten ab diesem Termin auf verschiedenen Webseiten selbst zusammen suchen. Dass hierfür Budgetgründe angeführt werden, ist an Dreistigkeit kaum noch zu übertreffen - der Betrieb einer Webseite kostet wenige Dollars pro Jahr. "Ich bin mir nicht sicher" (wie Alan Greenspan gerne seine Sätze zu beginnen pflegte), wie die Börsen auf diese neue "Informationspolitik" reagieren werden. Offensichtlich ist, dass der Zugang zu den Wirtschaftsdaten erschwert werden soll. Womit klar sein dürfte, wie diese Daten trotz kosmetischer Überarbeitung ausfallen werden.
Letztlich entscheidend bleiben nicht die Daten, sondern die Reaktion der Anleger darauf. Spannend wird es, wenn der Dow Jones auf Schlusskursbasis unter die 12.000er Marke fällt. Und die liegt nur 348 Pünktchen unter dem Freitags-Closing ...
Mit besten Grüßen
Axel Retz
Der Verfasser ist Herausgeber der Webseite www.private-profits.de
© 18.02.2008 www.private-profits.de
-------------------------------------------------- Beste Grüße vom Gesellen ----------- Bitte Text direkt an der Perforation (kleine Striche) abtrennen. Danke!
|