Vordenker und Querkopf Peter Glotz ist tot
Der SPD-Politiker Peter Glotz ist tot. Er starb nach kurzer schwerer Krankheit in der Schweiz. Glotz wurde 66 Jahre alt. Seine zweite Frau Felicitas Walch, mit der er seit 1991 verheiratet war und einen siebenjährigen Sohn hat, war in den letzten Stunden bei ihm. Glotz galt als "Vordenker? der SPD und der Sozialdemokratie und war von 1981 bis 1987 Bundesgeschäftsführer der SPD. Seit 2005 moderierte er gemeinsam mit Heiner Geißler die Politsendung Glotz & Geißler auf n-tv. Glotz wurde 1939 in Böhmen geboren. Kurze Zeit später floh die Familie nach Bayern. Nach dem Krieg studierte er Philosophie, Germanistik und Soziologie in München und Wien. Seine Polit-Karriere begann 1970 mit dem Einzug in den bayerischen Landtag. 1972 errang er ein Bundestagsmandat. Von 1974 bis 1977 bekleidete er das Amt des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesbildungsministerium, von 1977 bis 1981 war er Wissenschaftssenator in Berlin. Bedeutende Akzente setzte er in den 80er Jahren als Bundesgeschäftsführer der SPD, als er versuchte, die Partei programmatisch zu erneuern. Auf Empfehlung des damaligen Parteivorsitzenden Willy Brandt in das Amt gewählt, genoss er als brillanter Analytiker und Theoretiker großes Ansehen über die Grenzen der Partei hinaus. 1987, als auch Brandt den Parteivorsitz aufgab, zog sich Glotz vom Amt des Bundesgeschäftsführers zurück. Er sei ein Mann Brandts gewesen und werde es bleiben, sagte er. Glotz schied 1996 aus dem Bundestag aus und fungierte als Gründungsrektor der Universität Erfurt. Zuletzt war Glotz an der Universität St. Gallen als Medienwissenschaftler tätig. Glotz engagierte sich auch in zahlreichen weiteren Ämtern. Seit 2000 war der gebürtige Sudetendeutsche (zuletzt gemeinsam mit der CDU-Politikerin Erika Steinbach) Vorsitzender der Stiftung Zentrum gegen Vertreibung. Der Autor zahlreicher Bücher wandte sich immer wieder gegen einen neu erstarkenden Nationalismus sowie gegen wachsende Fremdenfeindlichkeit. Beachtung fand vor allem das 2003 erschienene Buch "Die Vertreibung - Böhmen als Lehrstück".
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