Hypo Real - Jahrhundertchance oder Niete?

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neuester Beitrag: 20.03.17 17:24
eröffnet am: 19.03.08 14:08 von: fuzzi08 Anzahl Beiträge: 9549
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18.07.08 13:09
1

283 Postings, 6121 Tage StephanG@fuzzi

Nein, ich glaube nicht, dass Du dich irrst. Der Markt war einfach stark überverkauft und suchte nach einer guten Nachricht, um nach den Hiobsbotschaften eine Gegenbewegung zu starken. Wells und JP haben diese geliefert...
Allerdings sieht es fundamental immer noch sehr schlecht aus:
- Immobilienkrise in den USA ist nicht vorbei, sondern wird schlimmer (Inflation, Nettolohnverluste, langsames Wirtschaftswachtum etc.)
- England und Spanien sind in einer Immobilienkrise, wobei Spanien werden der absoluten Triebfelder der Konjunktur (Bauwirtschaft) richtig leiden wird
- In Europa allgmein werden wir dim Jahr 2009 wahrscheinlich in eine Stagflation abdriften, was wirklich äußerst negativ sein wird.
- Es mehreren sich die Anzeichen, dass die Gewerkschaften eine Lohn Preis Spirale in Gang setzen könnten, um die inflationsverluste der Arbeitsnehmer zu decken. Dies würde aber die Inflation über Zweitrundeneffekte anheizen und die EZB zu handeln zwingen
- Dollar wird schwach bleiben, auch wenn dieser sich etwas erholt
- Öl wird auch bei der jetztigen Konsolidierung hoch bleiben, nur ein Kurs von unter 100 besser unter 90 US Dollar wäre wirtschaftsneutral und Inflation beruhigen

Die Gegenbewegung jetzt ist absolut zu erarten, um die Überverkauftheit der Märkte zu beseitigen. Leider denke ich, dass wir die Jahrestiefs noch nicht gesehen haben...

 

18.07.08 13:48

11820 Postings, 7654 Tage fuzzi08StephanG - auf den Punkt gebracht

Du hast die Sache auf den Punkt gebracht. Die angesprochenen Immokrisen bewir-
ken in den betreffenden Ländern Deflation. Inflation und Stagflation hast Du auch
angesprochen - damit haben wir das gesamte Instrumentarium eines gut bestückten
mittelalterlichen Folterkellers.
In der Tat: es fällt schwer, zu glauben, dass nun wieder alles Frieder, Freude,
Eierkuchen sei. Es ist anzunehmen, dass nach einigen Sonnentagen wieder das nächste Gewitter über uns wegzieht - Hagelschauer inbegriffen.  

18.07.08 13:57
2

23409 Postings, 6738 Tage Malko07Seit 13.00 Uhr friere

ich. Habe meinen Pelz verkauft.  

18.07.08 15:27

283 Postings, 6121 Tage StephanG@fuzzi

Also, eine Deflation ist eher schwierig vorstellbar. Woher sollen die sinkenden Preise kommen? Natürlich wird die Nachfrage einbrechen, aber in der Regel tendieren die Arbeitnehmervertretungen (wenn sie es können) bei hoher Inflation (durch Energiepreise) hohe Lohnsteigerungen durchzusetzen. Das führt natürlich in der Summe zu noch mehr Nachfrageeinbruch, wenn Unternehmen durch mehr Rationalisierungsdruck Arbeitsplätze abbauen. Eine Deflation denke ich würde erst bei einer längeren Depression entstehen. Für das Jahr 2009 ist eine Stagflation eher wahrscheinlich. Ob es dann wirklich nur zu Stagnation (England, EU) oder zu einer Rezession (Spanien wahrscheinlichster Kandidat), ist dann letzlich die Wahl zwischen Pest und Cholera. Es ist eigentlich auch nur psychologisch relevant, ob ein winziges Plus, eine Null oder ein kleines Minus als Witrtschaftswachstum herauskommt.
Auf jeden Fall ist das Bild von einem mittelalterlichen Folterkeller für Konsumenten, Unternehmen wie auch die Zentralbanken defintiv richtig...  

18.07.08 16:22

11820 Postings, 7654 Tage fuzzi08StephanG - Deflation als Grundlage zur Inflation

Diese Erkenntnis stammt natürlich nicht von mir (wie könnte auch Deflation oder
Inflation messen...), sondern von den vielzitierten Experten. Wenn Du möchtest
suche ich den Artikel raus und stelle ihn ein.

Deflation bezieht sich in diesem Zusammenhang auf den Preisverfall im Immobilien-
segment und mitbetroffene Segmente: Grundstücke, bestehende Häuser, Neubau-
ten, Bauanträge, Bauhandwerk, Baustoffe, Zulieferer, Dienstleister. Je nach wirt-
schaftlicher Bedeutung dieser Segmente für eine Volkswirtschaft, kann das erheb-
lichen Kahlschlag bringen.
Im Falle USA hat es den gesamten Privatkonsum einbrechen lassen, da dieser auf
dem Schneeball-System immerwährender Wertsteigerung von Immobilien beruhte.
So hat letztlich die aus der Subprimekrise hervorgegangene Inflation durch massen-
hafte Flutung des Marktes mit Geld, ihren Anfang in der Deflation des Immobilien-
marktes genommen.  

18.07.08 18:06

4152 Postings, 7159 Tage Warren B.Moody´s will HRE-Ratings überprüfen! ...

"DJ Moody's überprüft Ratings zweier operativer HRE-Töchter

16:00 18.07.08

DJ Moody's überprüft Ratings zweier operativer HRE-Töchter

FRANKFURT (Dow Jones)--Moody's Investors Service hat eine Überprüfung der Bonitätsbewertungen zweier operativer Töchter der Hypo Real Estate Holding AG (HRE) - der Hypo Real Estate International und der Hypo Real Estate Bank - angekündigt. Wie Moody's am Freitag mitteilte, werden die Langfrist-Ratings der Hypo Real Estate International AG sowie deren Finanzstärkerating auf eine mögliche Herabstufung und die langfristigen Bonitätseinstufungen sowie das Finanzstärkerating der Hypo Real Estate Bank AG auf eine mögliche Heraufstufung geprüft.

Hintergrund dieser Ratingüberprüfung ist laut Moody's die angedachte Fusion der höher gerateten Hypo Real Estate Bank International ("A1/A2/C+") mit der niedriger bewerteten Schwesterbank Hypo Real Estate Bank ("A2/A3/C-").

Die unter der im DAX notierten Holding angesiedelten Gesellschaften sind rechtlich und operational voneinander getrennt, verfolgen aber innerhalb der Gruppe aufeinander abgestimmte Unternehmensziele. So bündelt die Hypo Real Estate Bank International das gesamte internationale Immobilienfinanzierungsgeschäft der Gruppe, die Hypo Real Estate Bank konzentriert sich auf das Deutschlandgeschäft.

Die Kurzfrist-Ratings "Prime-1" der beiden Banken bestätigte die Ratingagentur am Freitag." ...

Sincerely,

Warren B.  

18.07.08 18:21

283 Postings, 6121 Tage StephanG@fuzzi

Sry, aber nun bringt Du 2 Dinge durcheinander, nämlich die endogene und exogene Inflation. Deflation ist auch keine kausale Ursache von Inflation, sondern ist stark von der Geldpolitik abhängig bzw. die diese auf die Deflation reagiert.
z.B. im Immobilienmarkt herrscht Deflation d.h. um die Krise abzuschwächen KANN eine Notenbank (FED) die Zinsen stark senken und damit den "Geldhahn" aufdrehen. Durch das billige Geld steigert sie die Nachfrage und es kommt zu einer nachfrageinduzierten "Inflation" mit Preissteigerungen in diesem Sektor (was ja erwünscht ist). Leider läßt sich die Inflation (die sich ja auch einem Warenkorb zusammensetzt) nicht auf diesen Sektor beschränken. Somit kommt es zu einer gesamtwirtschaftlichen Inflation...
In Europa ist die EZB aber eher geldpolitisch eingestellt und hat auch jetzt (trotz dem "Meckern" des spanischen Vertreters) die Zinsen erhöht. Trotzdem werden wir in Europa durch exogene Inflation (Energie) im nächsten Jahr eine hohe Inflationsrate haben trotz "restrikiver" Geldpolitik der EZB.
d.h. die USA und EU werden im nächsten Jahr auf jeden Fall Inflation haben, die aber nicht durch die Deflation verursacht wurde. Allerdings wird durch die FED die Inflation in den USA zusätzlich begünstigt, indem sie auf die Deflation im Immobiliensektor entsprechend reagiert hat...

 

18.07.08 19:16
1

11820 Postings, 7654 Tage fuzzi08StephanG - nun machs mal nicht

so spannend mit der Inflation. Was Du mit endogener und exogener Inflation
meinst, weiß der Kuckuck - mir sind diese Attribute in diesem Zusammenhang
nicht geläufig. Vielleicht meinst Du importierte Inflation. Aber lassen wir das.

Ich habe nichts anderes gesagt, als dass in den USA die Immobilienkrise mit
Deflation begann, also mit Preisverfall. Der führte zum Abbruch des Systems der
ständigen Kreditgenerierung durch die Höherbeleihung der Immobilien - einer der
Hauptgrundlagen des Privatkonsums und damit des Wirtschaftswachstums.

Das wiederum führte zum Verfall der strukturierten, auf der Beleihung dieser Immo-
bilien basierenden Pfandderivate, der sog. Subprimes. Dies aber führte zur Banken-
krise, die bekanntlich mit der Politik des offenen Geldhahns bekämpft wurde/wird.
Die Ausweitung der Geldmenge (M3/11,8% in 2008) führt unmittelbar zur Inflation:
Die Preise steigen an, wenn Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit zunehmen und
das Handelsvolumen sinkt (Quantitätsgleichung).

In Europa übrigens auch, allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz. Daran ändern
die Zinsen nichts. Die Inflation ist letzlich immer eine Funktion der Geldmenge. Schau mal in die Tabelle der EZB.  

18.07.08 19:34

283 Postings, 6121 Tage StephanG@fuzzy

Das Problem ist nur (und das wollte ich dir mitteilen), dass eine Notenbank gegen importierte (=exogene) Inflation nicht sehr viel tun kann. Das ist momentan der Zusatnd in den USA wie auch Europa.
Gegen endogene Infaltion d.h. nachfrageinduzierte Inflation kann eine Notenbank sehr wohl über die Geldpolitik etwas zu tun. Je nach dem wie restriktiv die Geldpolitik ist, kann eine Notenbank über billiges Geld nachfrageinduzierte Inflation fördern oder nicht.

Wenn es aufgrund einer Deflation z.B. im Immobilienssektor zu einer Inflation kommt ist diese immer nachfrageinduziert.
In Europa und USA werden aber die Notenbanken, da es sich um importierte Inflation handelt, diese definitiv nicht verhindern.
Wenn es eine endogene Inflation wäre, könnten die Notenbanken für 2009 die Stagflation noch verhindern. So aber leider nicht...

War vielleicht etwas kompliziert formuliert, aber das sollte die Aussage sein d.h. die Stagflation liegt außerhalb des Handlungseinflusses der Notenbanken...
 

18.07.08 19:46

4152 Postings, 7159 Tage Warren B.Was machen die Notenbanken dieser Welt? ...

1) Zinsen anheben, um die Inflation zu bekämpfen aber dafür die Konjunktur zu
    belasten?

2) Zinsen senken, um die Konjunktur zu unterstützen aber dafür die Inflation
    außer Acht zu lassen?

3) Nichts! - Die Notenbänker haben angesichts der Lage den Freitod vorgezogen...

Geschmacklos? - vielleicht ...

Aber die wahrscheinlichste Antwort!!!

Damit wollte ich bloß eines sagen:

Derzeit ist der Beruf des Notenbankers nicht der attraktivste! ...  :-)

Sincerely,

Warren B.  

18.07.08 20:05

11820 Postings, 7654 Tage fuzzi08StephanG - die Inflation in den USA

ist keineswegs importiert. Sie ist aber das weitverbreitetste EXPORTgut der USA.

Wie ich oben geschrieben habe, haben die USA in Reaktion auf ihre hausgemachte
Subprimekrise (da waren die USA "die Wiege des Bösen") den Markt mit Geld über-
schwemmt. Die Subprimekrise breitete sich (durch die weltweite Durchseuchung mit
dem Derivateschrott) wie ein metastasierendes Krebsgeschwür auf so gut wie alle
übrigen Länder aus. Aus deren Sicht ist ihre Inflation zum großen Teil importiert.  

18.07.08 20:08

4152 Postings, 7159 Tage Warren B.@ 1486 ...

also rein in Medizinwerte! ...

die werden mit der Bekämpfung von "metastasierendes Krebsgeschwüren" eine
Menge Kohle machen! ...  :-)

Sincerely,

Warren B.  

18.07.08 20:35

11820 Postings, 7654 Tage fuzzi08jo genau, Warren :-))

völlig neue Geschäftsidee...  

18.07.08 21:10
1

283 Postings, 6121 Tage StephanG@fuzzy

Sry, aber da hast Du nur zum Teil recht. Jetzt haben die USA und Europa imortierte Inflation über das Öl. Die Benzinpreise in den USA sind glaube ich ca. 25% im Q1 angestiegen.
Natürlich hat die USA die Immokrise und deren Inflation zum Teil exportiert (Auslöser war u.a. auch Grenspan der mit seiner "Magie" ab 2002 mit aggressiven Zinssenkungen die Wirtschaft zu retten versuchte).
Also letztlich ist Inflation in geringen Maße wünschenswert, weil es die Knappheit der Güter wiedergibt. Hohe Inflation ist das absolut schlimmte für eine Volkswirtschaft, da Sparguthaben und Löhne "aufgefressen" werden und es z.B. zum Angstsparen kommen kann.
Deshalb gibt es die Notenbanken, die endogene Inflation und Wachstum über die Zinsen regulieren können. Deshalb ist endogene Inflation zwar unangenehm, aber kann jederzeit reguliert werden.
Das Problem bei importierter Inflation ist, dass die Notenbanken in einer Zwickmühle sind. Zinsen hoch heißt zwar endogene Inflation bekämpft und damit Gesamtinflation besser, aber der Wirtschaft geht es noch schlechter. Zinsen runter heißt, Wirtschaft besser, aber Nachfrageinbruch durch Nettolohnverluste und Abwertung der Guthaben der Bürger. Was sie auch tun ist eben immer falsch. Die einzige Möglichkeit ist ein robustes Wirtschaftswachstum, dass ohne Einflussnahme der Notenbank die Inflationsraten mit den Wachstumsraten kompensiert werden. Wenn diese aber schwächelt, wird es ziemlich duster...

Endogene Inflation/mit wenig Wachstum ist wie wenn Du dir den Fuß brichst und nebenan ist ein Krankenhaus. Du weißt dort bekommt Du Medikamten, einen Gips, noch 3 Monate humplen und dann ist es wieder ok...
Exogene Inflation/mit wenig Wachstum heißt Du brichst dir deinen Fuß in der Pampa und kannst ihn nur notdürftig schienen. Es wird verdammt weh tun, sehr lange und wenn Du Pech hast bleibt ein dauernder Schaden...  

18.07.08 21:55
1

11820 Postings, 7654 Tage fuzzi08StephanG - die US-Inflation

auf den bösen Ölpreis zu schieben, ist zu platt.
Die USA sind die Ölpreistreiber Nr.1, weil
- sie weltweit mit Abstand das meiste Öl verbrauchen
- der Ölpreisanstieg ein direktes Implikat des Wertverfalls der Verrechnungseinheit
  für Öl, nämlich des Dollars, ist.

Letztlich der Ölpreis mit seinem Anstieg vor allem den dramatischen Wertverfall des
Dollars aus. Und für den Dollarverfall sind die USA selbst verantwortlich.
(M3-Wachstum -s.o.).  

18.07.08 22:00

4152 Postings, 7159 Tage Warren B.an den REST DER TRUPPE ...

Das hier (zwischen Fuzzi08 und StephanG) kann noch ne´ Weile dauern! ... :-)

Sincerely,

Warren B.  

18.07.08 22:00

4152 Postings, 7159 Tage Warren B.Ihr braucht also nicht wach bleiben! ... :-)

18.07.08 23:09

11820 Postings, 7654 Tage fuzzi08muss ja wohl ein für allemal

ausgeschossen werden.
Wo bleibt Stephan denn...ist wohl beim Nachladen...:-))  

19.07.08 06:32
2

283 Postings, 6121 Tage StephanG@fuzzy

Nun, dass die USA der größte Ölverbraucher ist, das ist unbestritten, aber das sind sie schon seit Jahrzehnten. Kann also mit der aktuellen Preisentwicklung nicht so viel zu tun haben. Letzlich ist die weltweite Gesamtnachfrage (Indien, China) stark gestiegen mit dem Bewußtsein, das Öl ein endliches Gut ist. Zudem ist plötzlich jedem eingefallen, dass Förderkapazitäten nicht von heute auf morgen (ebenso beim Benzin) entstehen...
Zusätzlich dass zu den einsetzten Antieg des Preis, Spekulationen für eine gewisse Überbewertung besorgt haben..

Zum Wertverfall des Dollars:
Nun der Wert einer Währung repräsentiert zunächst einmal die Stärke der Volkswirtschaft, da der Wert ja über das BIP "abgesichert" ist. Natürlich hat die USA gerade im Gegensatz zu Europa und auch anderen Ländern "verloren". Der Konsum, das Standbein der US Volkswirtschaft, wurde letztlich ausschließlich über Schulden finanziert. Handelsbilanzdefizit, negative Sparquote der Konsumenten etc.
Aber auch der internationale Handel beeinflusst den Wert der Währung. Der Zinsunterschied zwischen EU und USA leitet eben Geldströme in den Euroraum um (wegen höherer Zinsen) und erhöht die Nachfrage nach Euros auf den Märkten und das Angebot von Dollar wird erhöht.

Ich denke mal wir sind uns einig, dass 2009 für Europa und USA ein sehr schwieriges Jahr wird, da die Wachstumsraten bei Weitem nicht ausreichen werden, um die Inflation auszugleichen. Welche Notenbankstrategie (EZB/FED) besser damit fertig wird, werden wir erst später beurteilen können. Kurzfritig sicher die FED, aber langfristig können die Wirkungen (Grenspan als Auslöser der Immokrise) wirklich schlimm werden. Die EZB fährt da die Sicherheitsvariante. Kursfristig negativ, aber langfristig orientiert...

   

19.07.08 10:30
1

11820 Postings, 7654 Tage fuzzi08StephanG - chinesische Ölimporte

Erst mal Respekt vor Deiner Betriebsamkeit...Um halb sieben schon wieder an den
Tasten und über die Volkswirtschaft der Amis schreiben, das muss erst mal einer nachmachen. Dafür kriegst einen Grünen extra :-)

Die chinesischen Ölimporte sind bei weitem nicht so gestiegen, wie gerne behauptet
und als Grund für den Preisanstieg vorgeschoben wird. Dazu reicht ein Blick auf die
Tonnage-Raten der Öltankerflotte auf den Ostasienrouten (die Raten werden auf
den HPs der Reedereien veröffentlicht).

Sicher waren die USA schon immer die größten Ölverbraucher, aber auch ihr Ver-
brauch ist gestiegen und hat deshalb mit zur Preissteigerung beigetragen.
Inwieweit die Dollar-Abwertung mit dem Ölpreisanstieg korreliert, sieht man, wenn
man die Anstiegskurven vergleicht: der Ölpreis entwickelt sich annähernd wie ein Hebelderivat auf den Dollarindex (DX).
Das heißt nicht, dass diese Faktoren alleine für den Ölpreis verantwortlich sind.
Aber sie sind die Hauptfaktoren und ohne sie hätten wir jetzt einen Ölpreis, über
den wir kaum diskutieren würden.  

19.07.08 11:15

4152 Postings, 7159 Tage Warren B.19. Juli 2008 ... StephanG vs. Fuzzi08

6:32 Gong zur 2. Runde! ...  :-)

Sincerely,

Warren B.  

19.07.08 11:37

283 Postings, 6121 Tage StephanG@fuzzy

Leider ist Samstag ein für mich ein Arbeisttag, deshalb Uhrzeit....
Dass die Abwertung des Dollars ein Faktor für den Preisanstieg ist, ist unbestritten.

Bei der Nachfrage nach Öl geht es nicht speziell um China, aus einem positiven Weltwirtschaftswachtum resuliert eine höhere Nachfrage nach Öl.
Vielleicht mal ein paar Zahlen: Die USA verbrauchen rund 21 Mio. Barrel Öl pro Tag. China ist erst bei 7 Mio. Barrel. Bei Wachstumsraten von 10% pro Jahr ist es also nur noch eine Frage der Zeit, bis China mehr als 10 Mio. Barrel pro Tag verbraucht. Indien ist sogar erst bei einem Verbrauch von 2,5 Mio. Barrel pro Tag. Wenn dort die Infrastruktur weiter ausgebaut wird, wird sich auch dort der Verbrauch mindestens verdoppeln. Prognosen der IEA für das Jahr 2030 lassen einen Anstieg des Verbrauchs von aktuell rund 85 Millionen Barrel auf deutlich mehr als 110 Millionen Barrel erwarten.
Faktum ist einfach, dass die Förderkapazitäten ausgeschöpft sind. Es wird natürlich schon ein paar neue Funde geben, aber die werden (bei der heutigen Technologie) nicht mit dem Verbrauch mithalten können. Konstantes oder sogar leicht sinkendes Angebot (weil ja auch Quellen versiegen) und stiegende Nachfrage erhöhen nun mal den Preis...

Die Abwertung de Dollars: Neben den wirtschaftlichen Gründen, ist eben auch die FED Geldpolitik dafür verantwortlich. Wie Greenspan pushed die FED immer in Problemzeiten die Wirtschaft mit viel billigem Geld. Dies ist natürlich kurzfristig eine Erleichterung für die USA, aber die langfristigen Folgen können fatal sein.
Natürlich wurde die Immokrise durch aggressive Kreditmakler, fahrlässiges oder willentliches Fehlverhalten der Ratingagenturen und magenlndes Risikomanagement der Banken ausgelöst. Die Kernursache war aber die Niedrigzinspolitik der FED ab 2001. Unter den Wirkungen leiden die USA und auch wir heute noch bzw. gerade.
Das fatale an der FED Politik ist, dass sie kurzfristig schon beruhigt, aber den Dollarverfall beeinflusst und letztlich mit der Ursache der Immobilienkrise (billiges Geld) wieder mit dem billigen Geld bekämpfen will. Das kann nicht gutgehen, höchstens wird es jetzt besser, aber in ein paar Jahren trifft es die USA noch schlimmer. Stichwort: Kreditkarten etc.
Das ist eben das Dilemma der FED: Wenn sie jetzt die Zinsen anhebt wegen Inflation etc. knallt es sofort richtig in den USA (durch die variabel verzinsten Darlehen). Wenn sie nicht anhebt, baut sie damit einen Damm hiter dem das Wasser immmer mehr ansteigt. Wenn dieser bricht wird es leider noch viel schlimmer als heute...  

 

19.07.08 12:00

11820 Postings, 7654 Tage fuzzi08vorläufige Entwarnung?

Das Gespenst eins bewaffneten Konflikts in Iran -konkret: eines Luftangriffs
Israels auf die iranischen Atomanlagen- scheint fürs erste gebannt. Damit dürfte
einer der Haupttriebfedern des jüngsten Ölpreisanstiegs allmählich ausgepreist
werden. Den Anfang haben wir bereits erlebt: einen Absturz von 148,50 auf aktuell
128,40 USD beim WTI (West Texas Intermediate).

Wie kommt's?
Der amerikanische Unterstaatssekretär William Burns hat sich für dieses Wochenen-
de zu den Gesprächen zwischen EU und Iran angsagt - ein Novum mit Signalwir-
kung. Dazu Miriam Kraus Rohstoff-Daily):
"...Dieser erste diplomatische Schritt bedeutet eine massive Positionsänderung in der Außenpolitik der USA, die seit fast 30 Jahren die iranische Regierung ignoriert?. Selbst über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen in Form einer ständigen US-
Vertretung in Teheran wird spekuliert..."

Zusammen mit weiter rückläufiger Kraftstoffnachfrage in den USA (1. Jahreshälfte
minus 3%) und allmählich stagnierender Nachfrage aus Ostasien, dürfte der Ölpreis
seinen vorläufigen Höhepunkt erst mal gesehen haben. Für die Spekulanten bedeu-
tet das: Rückzug. Ist er mit Seitenwechsel verbunden (Wechsel auf die Shortseite)
wird der Preisverfall noch weiter beschleunigt. Ich halte -entgegen den Prognosen,
die von Preisrückgängen in den Bereich 100-110 Dollar ausgehen- Übertreibungen
nach unten und damit Kurse ähnlich denen vom Frühjahr (bei ca. 85 Dollar) für
denkbar.

Das bedeutet: Etwas Entlastung beim Inflationsdruck. KEINE Zinserhöhung (!) in
den USA. Weiteren Druck auf den Dollar, aber...steigende Aktienmärkte wegen nachlassender Risikoaversion. Am Ende kommt es vermutlich zu dem Szenario, das
ich bereits im Januar-Februar gezeichnet habe: Wiederanstieg der Aktienmärkte mit
Beginn des 4. Quartals.  

19.07.08 12:15

80400 Postings, 7541 Tage Anti LemmingNebenkriegsschauplätze im Iran / Öl

Wer in Hypo Real Estate investiert, sollte sich mMn über Folgendes Gedanken machen:

- Wird HRX besser performen als Finanzaktien allgemein (z. B. Sektor-Indizes auf Finanzen wie der XLF in USA)? Ich glaube nicht, da nach der Subprime-Krise nun die solideren Hypotheken (Alt A - die Crux von Fannie und Freddie, die wenig Subprime im Portfolio haben) sowie Gewerbe-Immobilien in die Schusslinie rücken, und HRX ist gerade bei Gewerbeimmos stark engagiert.

- Werden Finanz-Aktien den DAX/DOW ausperformen? (Ich fürchte, bis zum Ende der Finanzkrise eher nicht)

- Lohnt es sich überhaupt schon, auch nur einen breit gestreuten INDEX wie den DAX, MDAX oder SP-500 als long zu kaufen (zu früh, scheint mir, erst Recht, wenn es den Iran-Krieg geben wird).



Wer alle diese Fragen mit "nein" beantwortet, für den ist sicherlich auf HRX - trotz des optisch niedrigen Kurses - kein Kauf.  

19.07.08 13:13

11820 Postings, 7654 Tage fuzzi08jegliche Erholung des Marktes

läuft über die Finanzwerte.
Die Finanzwerte haben die Märkte auf Talfahrt geschickt und sie werden auch bei
jeglicher Erholung vorneweg marschieren. Das bedeutet umgekehrt: ohne Erholung
der Finanzwerte keine Erholung des Marktes. Dieses Junktim galt übrigens auch bei
früheren Erholungen.

Einen Vorgeschmack haben Fannie & Freddie geboten:
Freddie Mac: Tief 5,20 am 15.07. Hoch 12,-USD am 18.07. Das ist ein Plus von 130
Prozent. In 3 (drei) Tagen.

HRE mit plus 10,5% in 2 Tagen hinkt da noch etwas hinterher. Aber die 20 EURO
werden wir schon sehr bald wieder sehen - vorausgesetzt, der Markt marschiert
noch etwas weiter.

P.S.:
Nach diesem Wochenende werden wir etwas schlauer sein. Dann werden wir sehen,
ob die Gespräche EU-Iran-USA vorläufige Entspannung signalisieren. Wie ich den
Iran einschätze, spielen die mit viel orientalischem Blabla erst mal auf Zeit.  

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