Dresden. Der Münchner Halbleiterhersteller Infineon beteiligt sich nicht an dem Rettungspaket für seine angeschlagene Speicherchiptochter Qimonda. Die Bedingungen des Freistaates Sachsen für eine Hilfe seien nicht erfüllbar, teilte das Unternehmen am Dienstag in München mit. Sachsen hatte dem von Insolvenz bedrohten Speicherchip-Hersteller Qimonda in Dresden ein 150 Millionen Euro- Darlehen angeboten - wenn der Mutterkonzern Infineon die gleiche Summe beisteuert. Dann werde eine Zukunft für das Werk am größten Halbleiterstandort Europas gesehen. Das kündigten Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) und Finanzminister Georg Unland (parteilos) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in Dresden an. Eine Pleite des Unternehmens soll damit zunächst abgewendet werden. Eine Antwort von Infineon stand zunächst noch aus. "Das ist ein großzügiges Angebot", sagte Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Er erwarte "unmittelbar" eine Antwort von Infineon. Die Frage sei, welche Verantwortung der Konzern wahrnehme. "Er hat um Hilfe gebeten und der Freistaat hat sich diesem Wunsch gebeugt." Die Bedingungen, unter denen Sachsen die Kreditlinie gewähren würde, seien klipp und klar formuliert worden: nicht um jeden Preis. Es gehe um Sicherheiten für die Arbeitsplätze und den Ausbau der Fertigung. Er habe mit Infineon-Chef Peter Bauer am Vormittag telefoniert, ihm das Angebot und die Bedingungen unterbreitet, betonte Jurk. Über eine Reaktion wollte er nichts sagen. Das Unternehmen kündigte eine Mitteilung an. Bislang hatte Bauer eine finanzielle Hilfe für Qimonda abgelehnt. Zuletzt hatte er von Bund und Freistaat Bürgschaften in Höhe von 500 Millionen Euro gefordert.
Es sei ein Baustein im gesamten Businessplan, dass Infineon 150 Millionen Euro hinzufüge, stellte Finanzminister Unland klar. "Damit haben wir die Grenzen unserer Möglichkeiten erreicht", betonte er. Man müsse bedenken, der Freistaat habe sich an geltendes Recht sowohl im Bund als auch der EU zu halten. Das Darlehen müsse noch von der EU-Kommission genehmigt werden. Die Finanzierung des Darlehens durch den sächsischen Haushalt soll bis zur nächsten Kabinettssitzung am kommenden Dienstag geklärt werden. Es handle sich um ein rückzahlbares Darlehen, mit festgelegten Laufzeiten und zu marktüblichen Zinsen, betonte Unland.
Seit Sommer war an einem Rettungspaket gearbeitet worden. Hintergrund ist die Furcht vor dramatischen Auswirkungen, die eine Insolvenz von Qimonda auf den Halbleiterstandort Sachsen mit rund 1200 Firmen und etwa 40.000 Beschäftigten haben würde. Die weltweite Chipkrise und der Preisverfall hatten zu enormen Verlusten bei der Infineon-Tochter geführt. Laut Gutachten wurde der bei Qimonda entwickelten neuen Fertigungstechnologie Zukunftsfähigkeit und ein Technologievorsprung von 18 Monaten bescheinigt.
Bei Qimonda werden weltweit 13.000 Menschen beschäftigt. Bis Frühjahr sollen im Werk Dresden von rund 3000 Stellen 950 abgebaut werden. Im Werk München sind es 600. In Dresden werden Speicherchips auf der Basis der 300-Millimeter-Wafer (siliziumscheiben)-Technologie gefertigt. Sie werden in den meisten modernen Prozesstechnologien eingesetzt.
dpa
© , 16.12.2008, 17:43 Uhr
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