Berlin, 14. Nov (Reuters) - Die Arcandor(AROG.DE: Kurs)-Tochter Karstadt hat nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi bisher einen eher durchwachsenen Start ins Weihnachtsgeschäft hingelegt. "Es ist nicht jubelnd, aber Katastrophenmeldungen wären falsch", sagte Verdi-Vize-Chefin Margret Mönig-Raane in Berlin. Sie sitzt im Aufsichtsrat der Muttergesellschaft Arcandor. "Das Weihnachtsgeschäft läuft zurzeit ganz normal", sagte ein Konzernsprecher am Freitag lediglich. Negative Auswirkungen der Finanzkrise oder einer Rezessions-Stimmung unter den Verbrauchern seien derzeit nicht festzustellen.
Mönig-Raane betonte, dass das Weihnachtsgeschäft, also die Umsätze von November und Dezember, für Karstadt "schon sehr wichtig" seien. "Klar ist, dass, wenn das Weihnachtsgeschäft den Bach runtergeht, dann hat nicht nur Karstadt Probleme. Dann haben auch ganz andere Unternehmen Probleme." Mönig-Raane sieht aber keinen Anlass, das erst kürzlich vereinbarte Sanierungspaket für Arcandor wieder aufzuschnüren. Der Sprecher sagte dazu: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und haben uns wetterfest gemacht." Der sogenannte Zukunftspakt sieht Personaleinsparungen von insgesamt 345 Millionen Euro über drei Jahre vor, allerdings ohne Stellenabbau.
Arcandor-Chef Thomas Middelhoff hatte zuletzt angekündigt, verschiedene strategische Optionen für die Warenhaustochter zu prüfen. "Das ist nach wie vor Stand der Dinge", sagte der Konzernsprecher dazu. "Ernsthaft gibt es nichts, was da im Gespräch ist", sagte Mönig-Raane. Der ideale Investor - ob in- oder ausländisch - sei derjenige, der die ersten drei oder vier Jahre keine Rendite wolle. Der deutsche Einzelhandel sei für ausländische Firmen ein schwieriger Markt. Die Mehrheit der Versuche, sich zu etablieren, wären gescheitert.
In der anstehenden Tarifrunde im Einzelhandel will Verdi nach den Worten von Mönig-Raane noch vor dem Auslaufen der alten Verträge Ende März 2009 die Verhandlungen aufnehmen. Allerdings haben noch nicht einmal alle Bundesländer den Pilotabschluss aus Baden-Württemberg vom Sommer übernommen. Bisher haken die Verhandlungen noch in Niedersachen. Streitpunkt sei vor allem die Aufnahme eines Mindestentgelts in den Tarifvertrag.
Im Einzelhandel setzt sich laut Mönig-Raane der Trend fort, dass immer weniger Menschen Vollzeit arbeiten. Seit 2003 sei die Zahl dieser Beschäftigten um knapp 150.000 oder rund zehn Prozent gesunken. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten hingegen sei in der gleichen Zeit um sechs Prozent gestiegen. Zudem gebe es seitdem fünf Prozent mehr Geringverdiener, die allerdings nicht sozialversicherungspflichtig sind.
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