Wird Kremlchef Putin Streitkräfte einsetzen? Russland hatte zuletzt nicht mehr mit einem direkten Eingreifen gedroht. In Moskau demonstrierten am Wochenende aber Hunderte Menschen für einen Einmarsch. Vor allem Ultranationalisten und Geistliche, die eine Machtstütze für Putin sind, plädieren offen für einen "Krieg zur Rettung der russischen Welt samt ihrer Sprache und Kultur". Auch die in der Ukraine verwurzelte russisch-orthodoxe Kirche fürchtet dort um ihren Einfluss. Deshalb kämpfen bisher vor allem viele Russen freiwillig in der Ostukraine. Was würde ein Einmarsch bedeuten? Im Kreml gibt es dem Vernehmen nach Machtkämpfe zwischen Befürwortern und Gegnern eines solchen Schritts. Die Falken warnen demnach vor einem Sieg des ukrainischen Militärs. Aus ihrer Sicht würde dies auch eine Niederlage Russlands im geopolitischen Machtpoker mit dem Westen - allen voran mit den USA - um Einfluss in der Ex-Sowjetrepublik bedeuten. Liberale Kräfte hingegen befürchten noch schärfere Wirtschaftssanktionen und eine Isolation Russlands. Lässt sich Putin von den Sanktionen beeindrucken? Die Russen räumen wirtschaftliche Schäden ein. Aber hier geht es aus ihrer Sicht um Opfer für die russische Geschichte. Putin werde sich nicht den Sanktionen beugen, meint der Moskauer Politologe Dmitri Trenin. "Er weiß auch, dass sich der Druck nur verstärken wird, wenn er nachgibt", sagt er. Können die USA, die EU und Russland im Streit um die Ukraine nicht gemeinsam eine Lösung aushandeln? Viele Experten erwarten, dass dies der einzige Ausweg ist. Kremlchef Putin und US-Präsident Obama stellten nach Moskauer Angaben bei einem Telefonat fest , dass der Konflikt in der Ukraine den Interessen beider Staaten zunehmend schade. Für beide Seiten geht es aber auch darum, eine gesichtswahrende Lösung zu finden. Eine Niederlage im Ukraine-Konflikt könne Putin schwer innenpolitisch beschädigen und Russland ins Chaos stürzen, warnt der Politologe Dmitri Trenin vom Carnegie Center in Moskau. Was bedeutet das für die prowestliche Führung in der Ukraine? Die Ex-Sowjetrepublik ist praktisch zwischen den Fronten. Russland will vor allem eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine sowie US-Militärbasen in seinem Vorhof verhindern. Kiews neue "Koalition aus Ultranationalisten und prowestlichen Politikern" sei deshalb für Moskau die schlimmste vorstellbare Konstellation, sagt Trenin. Er erwartet nicht, dass Putin die Ukraine einfach aufgibt. Vorwand für einen Einmarsch könnte zum Beispiel der von Russland seit Wochen beklagte Beschuss seines Staatsgebietes von ukrainischer Seite aus sein.
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