?Berlin, den 14. August 2002
Heinrich Oberreuter, Direktor des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung kritisiert die ?intellektuelle Gleichschaltung" in der Bundesrepublik Deutschland: ?Radikale Meinungen hinnehmen"
?Wir verkennen, daß die intellektuelle Gleichschaltung der political correctness der klassischen ideologischen Gleichschaltung nicht um viel nachsteht", kritisiert Heinrich Oberreuter, Direktor des renommierten Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung in Dresden die zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik Deutschland. In einem Interview mit der am Freitag in Berlin erscheinenden Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT nennt der Passauer Politikwissenschaftler, Zeitungskolumnist und ständige Kommentator des Bayerischen Rundfunks die political correctness eine ?große Gefahr" für die geistige Freiheit: ?Man kann kaum noch etwas dem mainstream Widersprechendes äußern, ohne sofort in die rechte Ecke gestellt zu werden", so Oberreuter. ?Wir vergessen zunehmend, daß ein freies Gemeinwesen von freiem Denken und Reden und von der Pluralität der Meinungen lebt. Nicht jeder der eine andere Meinung hat, als wir selbst, sollte über den Rand der Verfassung gedrängt werden."
Selbst ?radikale Meinungen", so Oberreuter, der auch die Akademie für Politische Bildung in Tutzing leitet, ?müssen hingenommen werden". Die Argumente der Antragsteller des NPD-Verbots nennt er eine ?kühne Konstruktion": ?Ich bin mir bei der Einleitung des Verbotsverfahrens nicht ganz sicher, ob nicht der ein oder andere Politiker in Wirklichkeit nur von anderen politischen Problemen ablenken wollte", so Oberreuter.
V.i.S.d.P.: Thorsten Thaler, Chef vom Dienst, Hohenzollerndamm 27a, 10713 Berlin
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