@dominus, danke für Deine Rückmeldung - aber lass uns doch mal bitte objektiv bleiben, versucht es doch bitte wenigstens mal.
Zum Barclays Analysten: die Kursziele sind doch reine Marketing-Instrumente (da lagen/liegen ALLE Analysten regelmäßig daneben) und entscheidend ist doch, ob ein Analyst mit seiner Empfehlung Kaufen/Halten/Verkaufen richtig liegt. Am 17. Dezember 2019 - als AMS final die Akquisition von Osram besiegelt hatte durch das erfolgreiche Angebot - hat Barclays die Aktie auf Underperform gestuft (?ams AG - The odd couple; downgrade to UW?), den Bericht habe ich damals über Umwege ergattern können (ich persönlich bin aber schon vorher aus der Aktie ausgestiegen). Darin beschreibt der Analyst im Detail die Risiken, dass ams eigentlich nur 10% von Osram braucht/will, die Restrukturierungsaufgaben, die verzögerten Synergien (w/ Standort Deutschland), Osram als ?legacy lightning company? dessen Geschäft unter Druck ist, forwährend notwendige Kostensenkungen, der hohe/erhöhte Kaufpreis, etc.
Als Anekdote: schon damals (Dezember 2019!) schreibt der Analyst von ?increasing risk of shift to I-TOF (...) highlight indirect Time of Flight (I-TOF) as a viable alternative to structured light for 3D facial recognition? - genau das ist jetzt eingetreten! Chapeau!
Als er den Bericht schrieb, lag der Kurs bei 42 CHF (adjustiert bei 28 CHF). Seit dem Bericht hat die Aktie >40% verloren während die peer group um >45% gestiegen ist. Jeder, der auf den gehört hat, hätte sich ca. 90% Underperformance gespart wenn er einfach in die anderen Werte rein wäre, die der damals empfohlen hat! Im Dezember 2019 war er mE der einzige Analyst auf Verkaufen, vllt zwei auf Hold und die anderen 17 auf Buy. Für diesen Bericht bzw. für diese Empfehlung müsste man dem eigentlich ein Denkmal setzen wegen der grandiosen Arbeit.
Und was macht Ihr? Ihr rammt den Analysten reputativ in den Boden, beschimpft den (schau mal im Forum damals nach, der Chuck kam sicherlich wieder mit seinen Eigeninteressen), nennt den ?den schlimmsten von allen?, etc. Und warum? Einfach nur, weil er eine andere Einschätzung zu der Aktie hat, die Ihr gerade im Depot habt und Ihr wollt, dass sie steigt. Jede Objektivität völlig beerdigt und sich niedlicherweise auf die Kursziele versteifen - sorry, dass kann ich nicht nachvollziehen. Dann schreibt doch wenigstens etwas a la ?einverstanden, der hat eine Menge Ahnung, lag von allen Analysten am besten, aber ich glaube, dass er AB JETZT falsch liegen könnte?.
Zum zweiten Thema: auch hier das gleiche quasi...ich halte die meisten Foristi bei Euch für sehr intelligent, aber bei dem Thema Design Out lasst Ihr jede Logik vermissen - bzw ignoriert sie absichtlich (wiederum: fehlende Objektivität). Du schreibst ja schon wieder verniedlichend von ?den paar Prozent Umsatz?, das kann ich nicht nachvollziehen.
Daher mal ganz nüchtern betrachtet mit einem einfachen Rechenbeispiel: Apple produziert jedes Jahr ca. 240 Mio iPhones/iPads mit AMS Face-ID momentan. Von diesen 240 Mio sind ca. 80 Mio die neue Generation, die Apple jedes Jahr ab Sep/Okt verkauft. Erleidet nun ein Zulieferer ein Design Out für eine Komponente in einem beliebigen Jahr, dann sieht der Verlust an Umsätzen für diesen Zulieferer ungefähr so aus:
Jahr 1: 80 Mio weniger Chips (Produktion ab Jul/Aug; Verkauf ab Sep) Jahr 2: wiederum 80 Mio weniger (für das Gesamtjahr), kum. 160 Mio Jahr 3: phase-out der restlichen 80 Mio, kum. 240 Mio; nach Jahr 3 ist der Spuk vorbei
(übrigens: bei einem Design Win geht es anders herum was man an den AMS Umsatzzahlen 2016-18 sehen konnte)
Können wir uns darauf einigen, dass das o.a. Szenario der logische Ablauf eines Design Out ist (auch wenn es nicht unbedingt 80/80/80, sondern auch 95/80/65 sein könnten)? Bitte gib mal eine ehrliche Antwort darauf.
Was machen Teile vom Schweizer Forum? Ihr hört einfach nach Jahr 1 auf und tut so als würde es bei dem Verlust von nur 80 Mio (also die berühmten 5% Umsatzverlust bleiben). Sorry, das ist nicht nur unlogisch, sondern einfach falsch.
Ich kopiere mal ein Teil meines Postings von letzter Woche:
?da geht der Analyst (übrigens auf ?Kaufen? mit hohem Kursziel) von folgenden Umsatzverlusten w/ Face-ID aus:
2021: USD 300 Mio 2022: USD 268 Mio (akkum. USD 568 Mio) 2023: USD 255 Mio (akkum. USD 823 Mio)?
Das ist mE ein realistischer Ansatz (deckt sich ungefähr mit der Erwartung von Barclays, DB, CS), dass man vllt von 700-800 Mio USD Umsatzverlust durch den Design Out zu erleiden hat.
Wendet man jetzt auf diesen Umsatzverlust eine (sehr konservative) Marge von 25-30% an und Du landest bei einem EBIT-Verlust von 175 - 240 Mio USD. Das entspricht ca. 40% des operativen Gewinns iHv 519 Mio USD von ams im letzten Jahr. Auf Vorsteuerebene ist der Anteil noch deutlich höher, da - wie Du ja selber geschrieben hast - ams ca. 200 Mio USD Zinsen pro Jahr bezahlt.
Mein Schlusswort: ich finde solche Diskussionen mit unterschiedlichen Meinungen richtig und wichtig. Und man sollte mE darüber diskutieren, ob ams beim aktuellen Niveau und trotz des Design Outs und der CS/Barclays Empfehlungen ein lohnenswertes Investment für die nächsten Jahre sein könnte. Aber: wenn man noch nicht mal bereit ist, die glasklaren Fakten zu akzeptieren (der Barclays Analyst lag gut, die Übernahme von Osram im März erhöht die Nettoverschuldung, der Design Out bedeutet mind. 200 Mio USD Verlust an operativen Gewinn statt ?nur 5% des Umsatzes?, die Analysten mit anderer Meinung haben nicht alle automatisch Eigeninteressen), dann wird es wirklich SEHR schwer, vernünftig und objektiv über die Aktie zu diskutieren.
Sorry für das lange Posting & viele Grüße aus dem Dauerregen!
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