Gibt's hier eigentlich Probleme mit dem Copyright? Naja, hier das Interview (WiWo Nr. 30 vom 21.07.2014)
-------------------------------------------------- NACHGEFRAGT ULRICH DIETZ »Die Banken müssen ihre IT modernisieren«
Der Chef des Softwarehauses GFT will mit seinem jüngsten Zukauf von der Krise des Investmentbankings profitieren.
Herr Dietz, das Investmentbanking schwächelt: Die großen Banken streichen Stellen, die Gewinne schrumpfen. Wieso kaufen Sie in diesen Zeiten den Londoner IT-Dienstleister Rule Financial, der sich auf Investmentbanking spezialisiert hat?
>> Sie haben recht, die Banken stehen unter erheblichem Wettbewerbsdruck und müssen effizienter werden. Gleichzeitig zwingt sie die Regulierungswut der Aufsichtsbehörden, ihre Datenmengen aufzubereiten und das Geschäft in Berichten nachvollziehbar zu machen. Deshalb müssen die Banken bei der IT aufrüsten - und da kommen wir mit Rule ins Spiel.
Was bieten Sie Banken an?
>> Viele Institute müssen dringend ihre Software modernisieren. Ich kenne Banken, die mit über 100 Anwendungen arbeiten, manche von denen sind mehr als 20 Jahre alt. Diese Systeme können gar nicht mehr schnell auf neue regulatorische Vorschriften reagieren. Wir ersetzen die veralteten Anwendungen.
Wer ist Kunde von Rule?
>> Neun der zehn größten Investmentbanken, darunter Barclays, Credit Suisse oder Morgan Stanley.
Ein Unternehmen mit so illustren Kunden dürfte Sie einiges gekostet haben.
>> Über den Preis sage ich nichts.
Wie haben Sie den Kauf von Rule Financial finanziert?
>> Zum Teil über Kredite, zum Teil aus der Kasse. Unsere Eigenkapitalquote von 43 Prozent wird geringfügig sinken, aber nur vorübergehend.
Warum haben Sie gerade jetzt zugegriffen?
>> Wir mussten schnell sein, an Rule waren einige internationale Player dran. Außerdem war Rule Financial bisher ein Konkurrent von uns. Nun sind wir im Bereich Investmentbanking deutlich besser und können unsere Niederlassungen in den Finanzzentren London und New York ausbauen.
Ihre Profitabilität wird aber geschwächt. Rule macht nur 2,6 Prozent Gewinnmarge vor Steuern, die von GFT ist mehr als doppelt so hoch.
>> Da ist also viel Luft nach oben. Die Lücke wollen wir in den nächsten zwei Jahren schließen. Dafür muss der Standort Polen, den wir neu dazubekommen haben, besser ausgelastet werden. Außerdem schauen wir, welche Stellen doppelt besetzt sind, und verteilen dann neue Aufgaben an die Mitarbeiter.
Insgesamt haben Sie jetzt rund 660 Mitarbeiter mehr. Laufen Ihnen die Kosten für Löhne und Gehälter davon?
>> Viele unserer Mitarbeiter sitzen in den Entwicklungs-Standorten in Polen und Spanien. Deren Lohnkosten sind etwa 40 Prozent niedriger als in Deutschland.
Ihre indischen Wettbewerber produzieren noch günstiger.
>> Mit denen wollen wir uns gar nicht vergleichen. GFT ist viel mehr als ein günstiger Lieferant, wir sehen uns als Zukunftslabor für Geschäftsideen im Banking und beraten Kunden langfristig.
Planen Sie weitere Zukäufe?
>> Wir schauen uns immer nach interessanten Firmen um. Durch unsere Innovationsplattform Code_n haben wir viele Kontakte zu Start-ups. Da bieten sich viele Gelegenheiten für Partnerschaften oder auch Beteiligungen. Das Neue fasziniert mich, den Entrepreneuren und Jungunternehmern fühle ich mich sehr nah.
Sie und Ihre Frau besitzen fast 40 Prozent der GFT-Aktien, die sich in den vergangenen beiden Jahren verdreifacht haben. Warum verkaufen Sie nicht einfach und werden selbst noch mal zum Gründer?
>> Tatsächlich bekommen wir viele Kaufangebote aus aller Welt. Vor allem unsere indischen Wettbewerber finden uns sehr charmant. Mit GFT haben wir aber noch viel vor. Das ist eine spannende Herausforderung, die mir viel Freude bereitet.
Neben Investmentbanken beraten Sie auch Geschäftsbanken. Wie genau können Sie mithilfe von Big Data das Verhalten von Privatkunden vorhersagen?
>> Unsere Ratschläge funktionieren wie der Amazon-Algorithmus nach dem Motto: "Bankkunden, die diese Bonität haben, interessieren sich auch für diesen Kredit." Wir suchen nach Verhaltensmustern im Datenbestand. Aber bei Big Data stehen die Banken noch ganz am Anfang.
MAXIMILIAN NOWROTH | GELD@WIWO.DE
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