Man sollte sich ja aber auch bei dieser Superliga immer die Frage stellen, was das Ganze denn bringen soll. Dazu nochmal etwas aus dem oben verlinkten Interview:
"Mir stellt sich vor allem die Frage: Wohin wollen die großer Clubs, was ist das Ziel? Die Umsatz-Milliarde zu knacken, wie es Real Madrid und FC Barcelona sehr bald schaffen werden? Was ist dann das nächste Ziel, die Zwei-Milliarden-Umsatzmarke knacken? Damit die Spieler, wie immer sie heißen, statt 50, 100 oder 150 Millionen verdienen? Was wollen diese 16 Fußball-Clubs, die Verantwortung mittragen für die restlichen 700 Vereine, erreichen? Diese Frage hätte ich gerne beantwortet."
Als "Investitionsobjekt" mag sich so eine Superliga vielleicht einige Zeit rechnen, wenn z.B. weltweit dann einige hundert Millionen TV-Zuschauer zusätzlich ein Pay-TV-Angebot buchen oder sich die Trikots ihrer Stars kaufen. Die zusätzlichen Abermillionen werden vor allem in den Taschen von Spielern, Beratern, Club-Managern und natürlich der Investoren der Top-Clubs landen. Daneben gäbe es aber Verlierer in der zweiten und dritten Reihe, wenn sich das Interesse auf diese Superliga verschiebt und die anderen Ligen an Bedeutung verlieren.
Schließlich bleibt aber auch bei aller Gigantonomie einer Superliga das Kernprodukt, die 90 (+ x) Minuten auf dem Rasen, aber letztlich dasselbe. Der Unterhaltungswert der Spiele wird nicht proportional zu den hier umgesetzten und zu verdienenden Summen steigen können und auch wenn die Sportsender und andere Medien sich noch so sehr bemühen mögen, aus dem Sport irgendeine Art von Mega-Event zu kreieren, kann das nicht auf Dauer gut gehen.
Bereits jetzt zeigen sich immer mehr Fans von dem ausufernden Drumherum genervt, sei es nun durch die totale Vermarktung bei den Clubs oder die exzessive und dabei größtenteils unkritische bzw. beschönigende Berichterstattung auf den Sport-Kanälen. Diese Fans sind vielleicht nicht die Mehrheit unter den Fußball-Konsumenten, allerdings besitzen sie schon eine gewisse Sonderrolle, sind sie es doch, die in den Stadien bissang für die Atmosphäre und Stimmung sorgen. (Und damit meine ich nicht die in weiße Ganzkörperpräservative gekleideten, als Telekom T. zu erkennenden Hanseln in der Allianz-Arena.) Gerade für die Bundesiga gehören volle und stimmungsvolle Stadien zu den wenigen verbliebenen Pluspunkten, denn die ganz großen Weltstars gab es hier eigentlich ohnehin kaum, die Liga der Weltmeister ist nun auch woanders und Spannung im Meisterschaftskampf hat es in den letzten Jahren auch nicht gerade häufig gegeben.
Irgendwann kann man all diese Superlative und die ganzen Werbesprüche und "Claims" nicht mehr hören und sie entpuppen sich als das, was sie sind: ziemlich heiße Luft. Jüngstes Beispiel etwa das Bohai um "Die Mannschaft" vor der letzten WM und dann das Auftreten dieser Truppe.
Beim Fußball kommt zudem hinzu, dass dieser Sport einen Teil seiner Faszination auch dadurch bekommt, dass hier Überraschungen deutlich eher möglich als in vielen anderen Profi-Mannschaftssportarten sind. In einzelnen Spielen kann imer wieder auch ein deutlich schwächer besetztes oder unterklassiges Team gegen den Favoriten gewinnen, mitunter gibt es noch größere Sensationen (z.B. Leicester-Titelgewinn). Allerdings werden derartige Überraschungen durch die immer weiter wachsenden Unterschiede eben doch deutlich seltener, wodurch der Fußball dieses Alleinstellungsmerkmal verliert.
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