Die Verbio AG aus Leipzig will in Seitschen bei Göda 40 Millionen Euro in den Bau einer Biogasanlage investieren. Die soll mit gebrauchtem Stroh aus der Landwirtschaft gefüttert werden. Nicht alle finden Gefallen an dem Vorhaben.
Nicht höher als der alte Industrieschornstein auf dem Gewerbebahnhof in Seitschen darf die Anlage werden. So viel steht fest. Denn das würde den Blick von Norden in Richtung Bautzener Oberland versperren, erklärt Gödas Bürgermeister Peter Beer.
Die Verbio-AG aus Leipzig plant im Gewerbepark am Bahnhof in Seitschen eine Biogasanlage mit acht Fermentern.
Derzeit wird das Gebiet erschlossen. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst ist gerade im Einsatz, um in dem Waldstück, in dem später die acht Fermenter stehen sollen, Granaten und Munition aus dem 2. Weltkrieg zu suchen und zu entfernen. Das Waldstück wird für den Bau der Anlage abgeholzt. Ein zehn Meter breiter Randstreifen bleibt jedoch bestehen.
Ab 2014 will die Verbio im Industriegebiet Seitschen stündlich acht bis zehn Tonnen Stroh verarbeiten und daraus Biogas herstellen.
Die Anlage hat damit einen Bedarf von 100.000 Tonnen Stroh pro Jahr, das von Landwirten in der Umgebung abgeholt werden woll. Da das Stroh während der Herstellung des Biogas mit Wasser angereichert wird, entstehen 200.000 Tonnen Gärreste pro Jahr, die wieder zu den Landwirten zurückgebracht werden. Die sollen das Stroh in einer Art Kreislaufwirtschaft wieder abnehmen und als Düngemittel auf ihre Felder verbringen.
Das Biogas soll bei Gaußig eingespeist, in Erdgas umgewandelt und per Fernleitung zu Erdgas-Tankstellen transportiert werden. Die Verbio AG betont, das für ihre Biosprit-Produktion keine Nahrungsmittel verwendet werden. Auch die Region Bautzen soll von dem in Seitschen prodzierten Erdgas profitieren, sagt Isabel Roßberger von der Verbio AG. Die Abnehmer des Erdgases stehen allerdings noch nicht fest.
Durch den Betrieb der Anlage sollen einmal 20 bis 25 Arbeitsplätze entstehen. Bereits jetzt arbeiten sechs Mitarbeiter an der Vorbereitung im Dienstleistungszentrum, das die Märka Landhandel GmbH – eine Tochter der Verbio AG – in Seitschen aufgebaut hat. 40 Millionen Euro werden in die Anlage investiert. Über die möglichen Zulieferer des Strohs, schweigt die Verbio bisher. Nur so viel: "Die Vertäge mit den Bauern, die das Stroh zuliefern werden, müssen noch geschlossen werden", sagt Isabel Roßberger.
Die Landwirte könnten aus einem Umkreis von bis zu 70 Kilometern kommen, berichtet der Bürgermeister der Gemeinde Göda, Peter Beer. Hier liegt einer der Knackpunkte des Vorhabens: Bis zu 50 Lkw pro Tag werden zum Gewerbepark am Bahnhof fahren, um das Stroh anzuliefern und nachher wieder zu den Bauern zurückzubringen.
"Darüber sind die Anwohner verständlicherweise nicht erfreut", sagt Bürgermeister Peter Beer. Bereits zweimal hatte der Bebauungsentwurf der Anlage in der Gödaer Gemeindeverwaltung ausgelegen. Bürger, Träger öffentlicher Belange und Nachbargemeinden nahmen dazu Stellung. Jetzt muss der Landkreis entscheiden, ob die Baugenehmigung erteilt wird.
Die Gemeinde Göda steht dem Vorhaben positiv gegenüber und hat ihre Empfehlung für den Bau der Anlage ausgesprochen. "Immerhin werden 40 Millionen Euro investiert und mehr als 20 Arbeitsplätze geschaffen", sagt Bürgermeister Peter Beer.
Als die Verbio AG die Absicht verkündete, die Anlage in Seitschen bauen zu wollen, waren Bürgermeister und Gemeindemitglieder gemeinsam zu einer ähnlichen Anlage der Verbio AG in Zörbig in Sachsen-Anhalt gefahren. "Dort haben wir festgestellt, dass so ein Vorhaben auch in Seitschen zumutbar ist", sagt Peter Beer. Lärm- und Geruchsbelästigung hielten sich in Grenzen.
http://www.alles-lausitz.de/content/nachrichten/...sprit_geplant.html
24hs