Premiere: Was tun?
Jetzt wird es spannend. Sollte die 200-Tage-Linie im DAX, die bei etwa 5000 DAX-Punkten verläuft, nachhaltig geknackt werden, ist dies unter charttechnischen Aspekten sehr positiv zu werten. Daher rücken auch immer mehr "fallen angels / gefallene Engel" in den Fokus der Anleger. Ich finde es immer wieder faszinierend, dass Börsianer gerade Aktien von Unternehmen, die in der Vergangenheit immer wieder enttäuscht haben, in einschlägigen Foren die größte Aufmerksamkeit entgegen bringen. Meist sind es gerade diese Aktien, die Anleger auch in Zukunft Verluste bescheren. Die aktuellen Hot Stocks, die ich nachfolgend bespreche, bilden hier keine Ausnahme. *Premiere: Was tun? Den Anfang macht Premiere, auf die die obige Einleitung wie die Faust aufs Auge passt. Seit dem Börsengang im Frühjahr 2005 hat das Unternehmen mit Ausnahme von einem Quartal nur Verluste produziert. Der Aktienkurs ist ein einziges Debakel. Im Herbst hat sich herausgestellt, dass das alte Management bei der Abonnentenzahl eine Million angebliche "Premieristen" aus dem Hut gezaubert hat, die es gar nicht gibt. Deswegen hat das alte Management jetzt - wohl zu Recht - eine Klage der Schutzgemeinschaft der Aktionäre am Hals. Kurz vor Weihnachten konnte Premiere nur mit einer Notkapitalerhöhung, die unter anderem von Großaktionär Rupert Murdoch gezeichnet worden ist, gerettet werden. Immerhin 412 Millionen Euro wurden so in die klammen Kassen gespült. Das hört sich nach viel Geld an, aber das hoch verschuldete Unternehmen muss einen großen Teil dieser Summe zur Rückzahlung von Krediten und zum Schuldendienst verwenden. Ob und wenn ja wann Premiere jemals Gewinne schreiben wird ist höchst ungewiss. Wieder einmal mussten die Schätzungen nach hinten korrigiert werden. Unter dem Strich wird das aller Voraussicht nach frühestens 2011 der Fall sein. Die am 14.05.2009 veröffentlichten Quartalszahlen fielen wie erwartet sehr schwach aus. Der Umsatz ist minimal gestiegen, von 231 auf 232,7 Millionen Euro, aber der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) lag bei verheerenden 29,8 Millionen Euro. Die EBITDA-Kennzahl ist deshalb so interessant, weil Finanztransaktionen jeglicher Art außen vor bleiben und so die tatsächliche Lage des operativen Geschäfts widergespiegelt wird. Die knapp 30 Millionen Euro Verlust zeigen, wie weit die Einnahmen durch Abogebühren und Werbung vom Kostenniveau entfernt sind. Die Kundenzahl war im ersten Quartal trotz des mit jeder Menge Vorschusslorbeeren ausgestatteten neuen Managements wieder einmal rückläufig, auch wenn der Rückgang mit 28.000 Abonnenten noch relativ moderat ausfiel. Die für den 01.07.09 geplante Namensänderung in Sky Deutschland und ein Neuaufbau des Programms sollen nun die Wende bringen. Die erste konkrete Meldung hierzu lief heute über die Ticker: Der Experten-Vertrag mit Franz Beckenbauer für die Fußballberichterstattung wurde bis 2013 verlängert. Bis dahin hatte sich Premiere zuvor auch die Rechte an der Bundesliga gesichert. Doch allein die Heilkraft der Lichtgestalt des deutschen Fußballs, wie der "Kaiser" gerne betitelt wird, dürfte Premiere nicht in die schwarzen Zahlen führen. Die Namensänderung bringt zunächst vor allem etwas Altbekanntes: Neue Verluste! Die Aufgabe des etablierten Markennamens, der in der Bilanz als immaterieller Vermögenswert in Höhe von 331,6 Millionen Euro geführt wird, muss wegen der Namensänderung komplett abgeschrieben werden. Ob diese Entscheidung Premiere bzw. Sky Deutschland wirklich weiterhilft ist fraglich. • Premiere AG (zukünftig: Sky Deutschland AG) • WKN / Kürzel PREM11 / PRE • Börsenwert 1 Mrd. EUR • KGV 09e / 10e neg. / neg. • Div.-Rend. 09e Keine! • Akt. Kurs 2,06 EUR Meine Meinung: Nur für unverbesserliche Zweckoptimisten geeignet!
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