Insolventer Handelskonzern: Planspiele für eine Arcandor-Zerlegung
Einen Monat vor der endgültigen Eröffnung des Insolvenzverfahrens für Arcandor wird die Zerschlagung Konzerns immer wahrscheinlicher. FTD.de zeigt wie weit die Planungen für Karstadt, Primondo und Thomas Cook sind.
Zwar will Konzernchef Karl-Gerhard Eick noch bis Mitte August einen Investor für ein integriertes Handelsunternehmen aus Karstadt und Quelle finden. Gleichzeitig suchen die einzelnen Sparten und ihre Vorstände Informationen aus Unternehmenskreisen zufolge aber bereits nach einer guten Ausgangsposition für einen Verkauf. Der wird mittlerweile für alle drei Sparten von Investmentbanken durchgerechnet. Erste Ergebnisse sollen in zwei bis drei Wochen vorliegen.
Thomas Cook Von Arcandors 52,8-Prozent-Beteiligung am Reiseunternehmen sind 43,9 Prozentpunkte an die Gläubigerbanken Royal Bank of Scotland, Commerzbank und BayernLB verpfändet. Die Schotten teilten am Donnerstag mit, dass die Banken die Verwertung des Aktienpakets vorantrieben: "Das wahrscheinlichste Ergebnis ist ein Verkauf am Aktienmarkt, ein außerbörslicher Verkauf oder eine Kombination aus beidem." Außerdem hat Arcandor seine restlichen Thomas-Cook-Aktien an die Gläubiger einer Arcandor-Anleihe verpfändet. Diese werden von der BayernLB treuhänderisch verwaltet. Die Gläubiger sollen sich Anfang August verpflichten, ihre Aktien mit denen der Banken im Paket zu verkaufen, damit sich die Verkäufer nicht gegenseitig unterbieten.
Im Unternehmensumfeld hieß es, dass der Mehrheitsanteil an Thomas Cook zwar als großes Paket angeboten, aber in einigen kleinen Einheiten verkauft werden könnte. Wer mehr als 30 Prozent erwirbt, muss den anderen Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Als Interessent hat sich der Handels- und Touristikkonzern Rewe ins Spiel gebracht. Zur Kombination von Rewe und Thomas Cook sagte Konzernchef Alain Caparros kürzlich: "Es ist wie Yin und Yang."
Primondo Seit dieser Woche soll das Bankhaus Metzler Käufer für die Firmen der Versandhandelssparte finden. In Arcandor-Kreisen hieß es, Metzler solle nur sondieren. Finanzkreisen zufolge darf die Bank auch Verhandlungen führen. Keines der Unternehmen äußerte sich dazu.
Vor allem für Quelle wird die Suche schwierig. Unter Arcandor-Managern kursiert die Aussage: "Bei Karstadt dürfte es wenig Probleme geben, bei Quelle wenig Chancen." Die in der nicht insolventen Primondo Specialty Group gebündelten Spezialversender gelten dagegen als gefragt: Der Chef des Quelle-Konkurrenten Otto, Hans-Otto Schrader, erwartet noch für diese Woche erste Gespräche mit Metzler. Er ist nach eigenen Angaben vor allem am Damenmodeversender Elégance, an Baby-Walz und Hess Natur interessiert. "Ich glaube aber, dass es bei den Spezialversendern zu einem Bieterwettstreit kommen wird", sagte er am Donnerstag im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten.
Karstadt Seit dem vergangenen Wochenende hat die Investmentbank Merrill Lynch den Auftrag, Kaufinteressenten für Karstadt aufzulisten. Nach Arcandor-Angaben haben sich zuletzt schon mehr als ein Dutzend Interessenten gemeldet. Der einzige öffentlich bekannte ist Metro. Dessen Konzernchef Eckhard Cordes will etwa zwei Drittel der Karstadt-Häuser übernehmen. Außerdem soll es Interessenten aus dem Ausland geben.
Von Henning Hinze (Hamburg) Quelle: FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND
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