Die unergründlichen Wege der Fernsehkabel Weißer Fleck Wiesbaden: Was passieren muss, damit die Landeshauptstadt die Bundesliga live sehen kann
Das Objektiv auf die Fußballer gerichtet: Den Job der Premiere-Kameras übernehmen künftig die Arena-Kameras - das Umschalten der Premiere-Kunden auf Arena gestaltet sich zumindest in Hessen nicht immer einfach. Archiv Vom 19.07.2006
WIESBADEN Drei Wochen vor dem Start der Bundesliga stellt sich den meisten Wiesbadener Fußballfans ein Rätsel. Ob sie ab dem 11.August den Ball live im Fernsehen rollen sehen, hängt von den Verhandlungen des Kabelanbieters Primacom mit dem TV-Rechteinhaber Arena ab. Von
Henning Kunz
Das Versprechen ist nicht zu halten. "Bundesliga live für alle Fans in Deutschland", verkündeten TV-Rechteinhaber Arena, der Abo-Sender Premiere und Unity Media, die Muttergesellschaft der Kabelnetzbetreiber iesy (Hessen) und ish (NRW) vor wenigen Tagen in einer Mitteilung. Es folgte das große Aufatmen der Fußballfans mit Premiere-Abo, die nun davon ausgingen, zum Bundesligastart am 11.August nicht mehr machen zu müssen als vorher auch. Dekoder an, Fußball schauen, fertig. Gilt das wirklich für alle?
Nein, so einfach funktioniert diese Geschichte nicht. Erst recht in einer Stadt wie Wiesbaden, die zum großen Teil am Kabelnetz der Primacom hängt und damit zu den weißen Flecken auf der Deutschlandkarte gehört, bei denen eben noch nicht geklärt ist, ob die Wiesbadener in knapp drei Wochen Bayern München gegen Borussia Dortmund sehen oder in die Röhre schauen. Primacom und Arena stehen in Verhandlungen, heißt es aus beiden Unternehmen. Der Kundenservice von Primacom bittet noch um "ein wenig Geduld", vertröstet seine Kunden mit einem "Leider können wir derzeit gar keine Auskunft geben". Bei Arena hört sich das momentan so an: "Technisch ist alles möglich, Primacom muss nur noch zustimmen." Dann könnte auch der größte Teil der hessischen Landeshauptstadt Eintracht Frankfurt und Mainz 05 live genießen - wenn alle sonstigen Voraussetzungen stimmen. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) zeigt sich zuversichtlich, dass alles bis zum ersten Anpfiff hinhaut. Derweil überprüft das Bundeskartellamt die Zusammenarbeit zwischen den beiden Bezahlfernsehsendern Arena und Premiere bei der Live-Übertragung. Zunächst müsste es eigentlich so heißen: Bundesliga live für alle Fans in Kabel-Deutschland-Deutschland. Und dazu gehören rund 9,6 Millionen Haushalte, die einen Anschluss bei Kabel Deutschland haben und nicht in Hessen, Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg wohnen. diese drei Länder werden wiederum von der oben erwähnten Unity Media bedient. Kabel-Deutschland-Kunden, die vorher Premiere bezogen, können technisch denselben Dekoder benutzen - darüber hinaus hängt es von dem jeweiligen Premiere-Paket ab, ob es nun automatisch Arena beinhaltet oder nicht, ob der Kunde zusätzlich Arena bestellen muss oder nicht, ob Gerät und Smartkarte tauglich sind oder nicht. Ausgeschlossen sind jene, die Premiere über Satellit empfangen, da Arena mit einer eigenen Plattform die nationale Verbreitung gesichert hat. Heißt: Neues Abonnement bei Arena, möglicherweise ein zusätzlicher Dekoder. Auch eine komplizierte Geschichte.
Für die Nicht-Primacom-Kunden in Wiesbaden und Hessen heißt der erste Ansprechpartner iesy. Wer Arena will, der muss - unabhängig von vorherigen Premiere-Abonnements - ein neues Arena-Abo abschließen, sagt Unity-Media-Pressesprecher Stefan Susbauer. Und Wiesbaden ist, wenn man so will, eine geteilte Stadt. Im Pressehaus in der Langgasse 21 liefe alles reibungslos über iesy, wie der Arena-Kundenservice mitteilt, schon ein paar Meter weiter unter demselben Straßenzug liegen Primacom-Kabel. Nicht wirklich logisch, aber historisch bedingt, sagt Susbauer. Die Zeiten ändern sich nun mal. Vor mehr als 20 Jahren gab es gerade mal drei Fernsehsender, wurden - wenn überhaupt - maximal drei Bundesligaspiele live übertragen. Leben und Technik haben sich weiterentwickelt. "Jetzt ist die Sache nicht mehr ganz so einfach wie vorher", sagt DFL-Pressesprecher Christian Pfennig. "Grundsätzlich sind wir froh, dass es nun einen übergreifenden Vertrieb gibt. Das ist für die meisten Fußballfans der beste und einfachste Weg." Die paar weiße Flecken auf der Karte sollen früher oder später mit farbigen Bildern aus der Bundesliga gefüllt werden. Ohne Einigung zwischen Arena und Premiere hätten mutmaßlich mehr Fans in die Röhre geschaut. Mit dem Wörtchen "alle" wird künftig bewusst vorsichtiger umgegangen.
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