BaFin präsentiert Spitzbuben-Report
14.05.2007 17:13 Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat ihren Jahresbericht 2006 vorgelegt. Neben trockener Statistik bietet der Bericht interessante Einblicke in das Reich der Manipulateure und Insider.
Ein illustres Völkchen versammelt sich hier: eine Rechtsanwältin und deren Lebensgefährte, ein Bankmitarbeiter und ein "befreundetes Ehepaar", ein "Mitarbeiter mit Führungsaufgaben" eines Unternehmens und dessen "befreundeter Arzt", Fondsmanager sowie Börsenhändler. Alles nachzulesen im siebten Kapitel des BaFin-Jahresberichts unter den Stichworten "Insiderhandel" und "Marktmanipulation".
Die Darstellung über das genaue Vorgehen der beteiligten Personen bezieht sich jedoch nur auf die im vergangenen Jahr abgeschlossenen Fälle. Zumeist lag der Tatzeitpunkt bereits mehrere Jahre zurück. Die angeführten Gerichtsurteile zeigen, dass Insiderhandel, also das illegale Ausnutzen kursrelevanter Informationen, hierzulande nach wie vor eher den Status eines "Kavaliersdelikts" besitzt: Fast immer werden Geldstrafen verhängt, Freiheitsstrafe bleiben hingegen die rare Ausnahme.
Rückgang der Untersuchungen
Nun zu den nackten Zahlen: Die von der BaFin an die Staatsanwaltschaften weitergeleiteten Anzeigen führten 2006 zu insgesamt elf Verurteilungen wegen Insiderhandels. Insgesamt stellten die Gerichte jedoch 59 Ermittlungsverfahren wieder ein, davon 17 gegen Geldauflage.
Die Wächter des Börsengeschehens leiteten im vergangenen Jahr 84 neue förmliche Untersuchungen ein. 52 Vorgänge betrafen den Verdacht auf Insiderhandel, 32 Fälle bezogen sich auf Kursmanipulationen.
Insgesamt analysierte die BaFin im vergangenen Jahr routinemäßig 1.250 Fälle. Im Jahr zuvor waren es noch 1.450 Analysen. Man verfolge "einen stärker risikoorientierten Ansatz als bisher" und habe sich auf "besonders insiderrelevante Sachverhalte konzentriert", so die Begründung.
Die Hinweise von Anlegern hätten sich allerdings verdoppelt. Im Zentrum der Eingaben stünden vor allem die Branchen Rohstoffe und Solarenergie und bezögen sich besonders auf Wertpapiere im Freiverkehr.
Prozess gegen früheren BaFin-Beamten Dafür, dass der Finanzpolizei die Arbeit nicht ausgeht, sorgt derweil das Börsenleben, das Tag für Tag neue Blüten treibt. Derzeit untersucht die Behörde mögliche Kursmanipulationen im Handel von RWE-Aktien (siehe Link "Kursmanipulation bei RWE?").
Doch nicht nur an der Börse gibt es Spitzbuben: An diesem Montag legte ein ehemaliger Spitzenbeamter der BaFin ein umfassendes Geständnis ab. Anlass war der Auftakt des Prozesses gegen den früheren Referatsleiter - die Anklage lautet auf Untreue (siehe Link "Geständnis im BaFin-Prozess").
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