Bitte Platz zu nehmen: Grammer auf der IAA Automobilzulieferer Grammer-Aktie lockt mit komfortabler Dividende
21. Februar 2006 Wer immer in den vergangenen zwölf Monaten Aktie des Autositzbauers Grammer besessen hat, brauchte entweder gute Nerven oder hatte jede Aussicht, alles verkehrt zu machen.
Von ihrem Tief bei 8,03 Euro Ende 2000 war die Aktie bis auf 29,39 Euro im April 2005 gestiegen, hatte dann aber nachgegeben und war im September rund 20 Prozent abgestürzt, nachdem aufgrund eines ?außergewöhnlichen Zusammentreffens einmaliger Faktoren? Grammer die Prognose für das Ergebnis des laufenden Jahres zurücknehmen mußte.
Gewinnrückgang bei leichtem Umsatzanstieg
Seit November aber hat sich das Papier gut erholt und ist vom Tief bis auf 21,32 Euro am Montag angestiegen. Allein am Vortag machte die Aktie 4,5 Prozent gut. Grund waren die vorgelegten Jahresergebnisse - oder vielmehr, was Grammer sonst noch zu verkünden hatte.
Denn, wie schon im September angekündigt, gehört 2005 nicht zu den Rekordjahren der Unternehmensgeschichte. Der Autozulieferer hat im vergangenen Jahr bei höheren Umsätzen weniger verdient als 2004. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) ging auf 32 von 40,1 Millionen Euro zurück. Der Umsatz des Konzerns sei nach vorläufigen Zahlen, die Grammer erstmals nach dem Bilanzstandard IFRS vorlegte, dagegen auf 858 von 824,9 Millionen Euro gestiegen. Im Segment Automotive sei der Umsatz auf 564 von 540 Millionen Euro geklettert, im Bereich Seating Systems auf 300 von 286 Millionen Euro.
Grammer begründet den Gewinnrückgang mit Einmalbelastungen für neue Produkte und Standorte. Ein schwaches Geschäft im Teilbereich Passagiersitze und hohe Rohstoffpreise hätten ebenfalls auf den Ertrag gedrückt, teilte das Unternehmen am Montag mit. Das im SDax notierte Unternehmen fertigt mit weltweit rund 8.000 Beschäftigten Sitze sowie andere Teile für die Innenausstattung von Fahrzeugen.
Sparpaket soll Ergebnisschub bringen
Nach der Delle beim Betriebsergebnis rechnen die Oberpfälzer 2006 wieder mit einem Ergebnisanstieg. Neben den Effekten aus der neuen Produktlinien solle sich dann auch ein Sparpaket, das im vergangenen Herbst geschnürt wurde, bemerkbar machen. Die Unternehmensspitze habe sich mit Gewerkschaft und Betriebsrat bereits geeinigt, der Kompromiß solle Grammer bis 2010 insgesamt rund 40 Millionen Euro an Einsparungen bringen.
Das Sparpaket sehe unter anderem die Senkung der Personalkosten an deutschen Standorten vor. Die Grundsatzvereinbarung sehe vor, daß die Einführung des Entgelt-Rahmenabkommens (ERA) bis Dezember 2010 ausgesetzt werden könne. Tarifanpassungen bis 2010 erfolgten jeweils sechs Monate später.
Die Kostenentlastung von 1,7 Millionen Euro resultiere 2006 aus 44 Arbeitsstunden ohne Lohnausgleich für jeden vollzeitbeschäftigen Mitarbeiter oder einer punktuellen, wertgleichen Absenkung der Arbeitszeit. Im Gegenzug verzichte Grammer auf betriebsbedingte Kündigungen. Zudem plant Grammer Investitionen in die Amberger Metallfertigung des Bereiches Seating Systems und eine weitere Standortsicherung der Produktion für den Bereich Automotive in Amberg.
Uwe Wöhner, Vorstand und Arbeitsdirektor von Grammer, beurteilte das Verhandlungsergebnis als einen entscheidenden Beitrag zum Erreichen der für 2006 geplanten Ergebnisse. Es sichere Zukunftsperspektiven für die über 2.000 Arbeitskräfte des Unternehmens am Standort Amberg, ergänzte Jürgen Ganss, Erster Bevollmächtigter der IG-Metall Amberg.
Vernünftige Bewertung, attraktive Dividende
Die Grammer-Aktie ist mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von 11,5 auf Basis der Prognosen für das laufende und 8,2 für das kommende Jahr bewertet. Indes muß dafür das Ebit im laufenden Jahr um 31,25 Prozent auf 42 Millionen Euro steigen. Ob dies möglich sein wird, sollte man angesichts der Ergebnisse der vergangenen sechs Jahre mit etwas Zurückhaltung betrachten.
So stieg das Ebit 2001 zwar um rund 60 Prozent, stagnierte aber im Jahr darauf und fiel 2003 deutlich. 2004 gab es eine moderate Steigerung und 2005 ist bekannt. Angesichts dieser Volatilität ist nicht auszuschließen, daß 2006 wieder einmal richtig gut werden könnte - es könnte indes auch anders kommen.
In diesem Fall müßte man von deutlich höheren Kurs-Gewinn-Verhältnissen - zumal die Schätzungen für den gewinn je Aktie im laufenden Jahr in den vergangenen drei Monaten ständig etwas geringer ausfielen.
Spaß macht indes die Dividende. Denn nach einem Euro im vergangenen Jahr wird in diesem mit 1,05 Euro gerechnet, so daß sich eine Dividendenrendite von 5,15 Prozent daraus ergibt. Das ist schon durchaus ein Argument für das Papier, das zwar längerfristig noch im Abwärtstrend liegt, aber dessen Trend kurzfristig wieder nach oben zeigt und das so Platz bis in die Gegend von 24 Euro hat.
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