"Sie sollen den Eindruck vermittelt haben, eine laufende Sonderuntersuchung der Wirtschaftsprüfer von KPMG werde öffentlich kursierende Vorwürfe über diverse Unregelmäßigkeiten widerlegen"
Meine Güte, warum raffen selbst die Leute bei der SZ nicht, dass es einein gigantischen Unterschied zwischen keine Belege gefunden und Unregelmäßigkeiten wiederlegen gibt?
Wer das dahinterstehnde grundlegende wissenschaftliche Prinzip besser verstehen möchte, könnte sich diesen Artikel ansehen. In den ad-hoc Meldungen wurde nicht behauptet, dass Unregelmäßigkeiten wiederlegt wurden, sondern dass keine Belege gefunden wurden. Veranschaulichung: Findet man Belege, dass ich letztes Jahr ein Verbrechen begangen habe, dann bekomme ich Ärger, findet man keine Belege, komme ich aus Mangel an Beweisen davon. Es ist aber nahezu unmöglich für mich, zu widerlegen, dass ich letztes Jahr ein Verbrechen begangen habe (also zu "beweisen", dass ich keins begangen habe). Bei Monsanto ist es übrigens auch so, dass nie gezeigt wurde, dass Glyphosat in normalen Dosen krebserregend ist. Leider ist das wohl zu schwierig für eine Jury aus normalen Menschen. Mal gucken, was die Richter im Berufungsverfahren schlauer sind...
Theoretisch wäre es mit einer forensischen Prüfung beinahe möglich, aber eben nur, wenn alles perfekt gelaufen wäre, sprich alle Unterlagen dagewesen wären. Das ist so, als wenn man sich alle Schwäne der Welt angucken würde um zu "beweisen", dass sie alle weiß sind. Es hätte ein einziger schwarzer Schwan genügt, um das Gegenteil zu zeigen.
Deshalb ist es meiner Meinung nach der größte Fehler von Wirecard, dass sie sich mit der Prüfung auf eine Beweislastumkehr eingelassen haben. Dass normale Leute so was nicht durchschauen ist okay, bei Journalisten enttäuschend, aber MB und Eichelmann hätte ich mehr zugetraut... Ich meine nicht, dass MB dumm ist, aber vielleicht ist er etwas zu naiv an die Sache rangegangen und hat das Ausmaß selbst erst am 28. April verstanden.
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