Datenaustausch ganz ohne Virengefahr Die Combots AG glaubt, die digitale Kommunikation zu revolutionieren. Gewinn bringt das aber noch nicht
Das sogenannte Instant-Messaging ist eines der großen Wachstumsfelder im Internet. Allerdings nicht im barrierefreien Teil des weltumspannenden Netzwerkes: Die Kommunikation in Echtzeit und der unmittelbare Datenaustausch zweier Nutzer erfolgen in aller Regel über komplizierte Oberflächen, die zudem fortgeschrittene Kenntnisse erfordern. Das will nun die IT-Firma Combots AG aus Karlsruhe ändern. Mit einer "Weltneuheit", wie sie behauptet.
Combots ist das Nachfolgeunternehmen der Web.de AG. Die Gründer Michael und Matthias Greve verkauften 2005 das Internet-Portal Web.de für mehr als 200 Millionen Euro und 23,2 Millionen Aktien an die United Internet AG. Daher kommt das Kapital, mit dem die hochgerühmte Entwicklungsabteilung nun unter dem Namen Combots neue Produkte entwirft.
Mit dem für 35 Millionen Euro entwickelten Programm "Combots" sollen sich nicht nur Texte, sondern auch alle anderen Daten wie Videos, Fotos oder Sprachmitteilungen einfach übertragen lassen. Zudem soll der Datenaustausch unabhängig davon funktionieren, ob der Empfänger online ist oder nicht. Dafür sorgt das eigene Combots-Rechenzentrum, über das alle Ströme geleitet werden.
In viel umfangreicherem Maß als bei herkömmlichen Systemen wie ICQ soll der Gebrauch über grafische Elemente erfolgen. Dabei handelt es sich nicht wie bei den meisten Anwendungen einfach um Symbole, sondern um animierte Figuren. Einäugige Außerirdische könnten künftig die Bildschirme zieren. Wer etwa auf die Fee klickt, öffnet damit ein Menü. Darüber lassen sich E-Mails versenden oder Telefongespräche über Internet führen. Mit einfachen Mausbewegungen ist es möglich, auf dem eigenen Computer gespeicherte Bilder und Videos zu verschicken, unabhängig von der Dateigröße.
In dem Chat-System werden den Teilnehmern statt Adressen ebenfalls Icons wie etwa eine Comicfigur zugeordnet. Neue Verbindungen werden nur auf persönliche Einladung eines Nutzers zugelassen. Durch diese Maßnahmen soll es Versendern von Spam-Nachrichten oder Viren annähernd unmöglich sein, über die Combots-Plattform an Nutzerdaten zu kommen.
Mit den Symbolen will das Unternehmen Einnahmen generieren. Die Einstiegsversion der Software enthält nur eine Grundausstattung. Wer das Programm erweitern will, muß dann zahlen. Auf einer Internet-Seite gibt es für 99 Cent jeweils einen weiteren Charakter zum Nachrüsten. Ansonsten wird es zwei Euro im Monat kosten, das Combots-Programm zu nutzen - allerdings erst nachdem der Nutzer selbst die Testphase für beendet erklärt hat. Einen Zwang zum Bezahlen gibt es nicht.
Rentieren soll sich das Geschäft über die Masse: Das Programm könne schnell um die Welt gehen, sagt Gründer Greve. Trotzdem wird die Combots AG 2006 nach Firmenprognosen 25 Millionen Euro Verlust machen. Gewinn wird frühestens für das Jahr 2008 gesehen.
Das Programm läuft zunächst in einer Testphase mit 1000 Teilnehmern. Ab 1. September, zum Start der Ifa, steht die Software für Windows unter Combots.com zum Herunterladen bereit. Combots will den Dienst auch über Web.de, GMX und 1&1 vertreiben.
Um schon vorher für die Verbreitung des Programms zu sorgen, sollen einige tausend "Trendscouts" Zugriff auf die Software erhalten. Zu einem späteren Zeitpunkt soll der Dienst auch über die Portale von Web.de, GMX und 1&1 vertrieben werden. ws
Artikel erschienen am 16. July 2006
|