Montag, 18. Februar 2008 Zum Leidwesen der Kunden Banken schikanieren Mitarbeiter
Es ist ein Spiel, das fast alle verlieren, doch es wird immer wieder und immer heftiger gespielt. Berater bei Banken und Sparkassen haben eigentlich die Aufgabe, den Kunden bei seiner Anlageentscheidung zu beraten und zu unterstützen. Da der Berater aber von der Bank und nicht vom Kunden bezahlt wird, ist eine objektive Anlageberatung meist ohnehin nicht gegeben. Doch damit nicht genug. Der Ton in den Geldhäusern verschärft sich offenbar bis zur Unerträglichkeit, wie die Zeitschrift "Wirtschaftswoche" anhand von zahlreichen Interviews mit Angestellten aller namhaften Großbanken in Deutschland belegt. Das Problem: Die Beraterinnen und Berater werden von ihren Vorgesetzten dazu genötigt, bestimmte Produkte in engen Zeitfenstern an die Kunden zu bringen. Druck von mehreren Seiten Nicht selten bekommen die Bankangestellten dabei gleich Druck von mehreren Seiten. Zum einen bittet der Chef zu Erfolgsgesprächen in engen Zeitabständen, zum anderen gibt es Aushänge in den Filialen, wer der Bank wie viel Umsatz oder Provisionen gebracht hat. Das führt so weit, dass Mitarbeitern direkt oder indirekt mit Kündigung gedroht wird, wenn bestimmte Zielvorgaben nicht erreicht werden. War es früher noch üblich, Ziele für das Gesamtjahr und den Gesamterfolg zu stecken, gibt es inzwischen Zielvorgaben für Filialen, einzelne Produkte, einzelne Mitarbeiter. Da eine Kündigung des Mitarbeiters durch die Bank nicht problemfrei möglich ist, berichten Betroffene, dass die Angestellten so gegeneinander aufgehetzt wurden, dass die schwächsten Glieder letztlich selbst ihre Stelle gekündigt haben. Die Reaktion der Banken fallen eindeutig aus: Keine Kommentare, Relativierungen, Leugnungen. Die Folgen der knallharten Vorgehensweisen der Banken sprechen jedoch eine andere Sprache. Mitarbeiter leiden unter Schlafstörungen, stehen Ängste aus und werden letztlich krank. Psychische Erkrankungen kommen im Finanzdienstleistungsgewerbe wesentlich häufiger als in anderen Branchen vor. Kunde längst nicht mehr König Doch Leidtragende sind auch die Kunden. Sie bekommen nicht verkauft, was sie brauchen. Sie erhalten, was in dieser Woche oder diesem Monat eben gerade verkauft werden muss. Im Winter gibt es Eis, im Sommer Schals und im Herbst Badehosen. Da werden hoch spekulative Zertifikate als risikolos verkauft, ein 80-jähriger erhält eine individuelle Vermögensverwaltung, die er nicht braucht ? nur der Vorgaben und Provisionen wegen ? und eine Baufinanzierungsberatung nebst Abschluss darf nicht länger als eine Stunde dauern. Hinter allem steht das Gewinnmaximierungsdenken der Geldhäuser. König ist der Kunde hier schon lange nicht mehr. Da müsste man meinen, dass Kunden bereit sind, neue Wege zu gehen. So verlangt beispielsweise die Quirin Bank in Berlin von Kunden für eine Beratung eine Pauschale und zahlt als Gegenleistung die Provision aus, die sie von den Produktanbietern erhält. Eigentlich eine solide Basis für neutrale Produktberatung, da weder die Bank noch der einzelne Mitarbeiter ein Interesse an der Provision der Produktanbieter hat. Doch das Modell konnte sich bisher nicht durchsetzen, was letztlich wieder an den Kunden liegt. Bei diesen hat sich der Glaube durchgesetzt, dass eine solche Beratung kostenlos sein muss. Adresse: http://www.n-tv.de/915680.html ----------- immer locker bleiben!!
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