Wo lassen Sie kochen?
Das Berliner Beisheim-Center passt nicht in eine Zeit, in der alle vom Sparen reden: Die Wohnungen sind kostspielig, großzügig und bieten Rundum-sorglos-Komfort.
So viel vorneweg: An Kunden, die für eine geräumige Wohnung in Berlins Mitte zwischen 6500 und 9000 Euro bezahlen können, mangelt es trotz Wirtschaftsflaute nicht ? auch wenn der Berliner Immobilienmarkt zurzeit äußerst klamm ist. ?Unsere Klientel ist unbeeindruckt von wirtschaftlichen Schwankungen eine sehr feste und gleich bleibende?, analysiert die Projektmanagerin besagter Luxuswohnungen am Potsdamer Platz, Claudia Junge, die Ziel- und Stilgruppe. Als den ?Trump Tower? des neuen Berlin und als ?Flaggschiff einer neuen Baukultur? bezeichnete sogar eine Tageszeitung das Ensemble. Mit der geplanten Fertigstellung der Bauten im Januar 2004 ist damit auch die letzte Baulücke am Potsdamer Platz geschlossen. Und jetzt, da die Gerüste gefallen sind und der Blick bis auf das 18. Stockwerk frei ist, auf dessen Spitze die dicken goldenen Lettern B und C prangen, soll der Betrachter ahnen, dass hier Großes errichtet wurde.
Kein Geringerer als der Milliardär Otto Beisheim, Gründer der Handelskette Metro, errichtete an einem der markantesten Punkte Deutschlands, auf dem Lenné-Dreieck zwischen Tiergarten, Sony-Center und Potsdamer Platz, einen Gebäudekomplex der Superlative. Investitionsvolumen: rund 450 Millionen Euro.
Dazu gehören Bürogebäude, das Hotel Ritz Carlton (Kategorie: fünf Sterne plus), das Marriott-Hotel sowie 50 geräumige Luxuswohnungen. Gegenüber der Glas-Stahl-Architektur des benachbarten Sony-Centers und den futuristischen Debis-Bauten am Potsdamer Platz markiert das Beisheim-Center eher traditionelle architektonische Tugenden aus der Anfangszeit des Hochhausbaus in den USA. Die ?Parkside Apartments?, die sich mit ihren abgerundeten Ecken und ihrer hellen Muschelkalkfassade an das Grün des Tiergartens anschmiegen, entwarf der englische Architekt David Chipperfield.
Auch im Foyer des Gebäudes prägt sein sachlich-moderner Stil die Atmosphäre. Die über ein künstliches Oberlicht beleuchtete Eingangshalle wird durch den Kontrast zwischen den von außen nach innen dringenden Muschelkalkwänden und dem geschliffenen schwarzen Granitboden zu einem ästhetischen Raumerlebnis. Für die zweiflügelige Lobby entwarf Chipperfield eigens Clubsessel.
Kaufinteressenten steht jetzt eine 300 Quadratmeter große Musterwohnung im ersten Stock offen. Diese verfügt zwar nicht über den Panoramablick der oberen Stockwerke, ist dafür aber bereits stilvoll ? nach Vorgaben von Herrn Chipperfield persönlich ? eingerichtet. In der geräumigen Diele stehen Museums-Filzpantoffeln bereit, denn schließlich soll der edle dunkle Parkettboden nicht abgetreten wirken, wenn die Wohnung verkauft wird.
Der Rundgang beginnt in der Küche, der eine Loggia vorgelagert ist. Auf den Einwand des Besuchers, dass die Loggia angesichts der Größe der Wohnung doch recht klein geraten sei, antwortet Junge in bester Makler-Rhetorik, dass es eine echte Seltenheit sei, heutzutage in Hochhäuser überhaupt Balkone einzubauen. Wie in der ganzen Wohnung ist weiß hier die bestimmende Farbe ? vom Küchentresen von Boffi in der Mitte des Raumes bis zum Boden, für den Chipperfield cremefarbenen Marmor aus Italien (?bianco perlino?) auswählte.
Doch das ist nur ein Gestaltungsvorschlag, natürlich hat jeder Wohnungskäufer die Freiheit, seinen individuellen Wohntraum wahr werden zu lassen. Als es in das sich anschließende Wohnzimmer geht, sagt Junge erst einmal gar nichts, sondern wartet die Reaktion des Besuchers ab. Genauer: die Ehrfurcht, die 130 Quadratmeter gebieten. Geschickt wird der Raum über Eck geführt, ein wandumfassendes Bücherregal suggeriert bildungsbürgerlichen Habitus. Wo so großer Geist walten darf, kann kein Raum überdimensioniert sein.
Weil der Rundgang durch die weiteren Gemächer einige Zeit verschlingt und die Erbauer es dem Nutzer nicht zumuten wollten, in jedem Zimmer das Licht per Hand an- und auszuknipsen, lässt sich die gesamte Haustechnik per Handy steuern. ?Auch eine Reihenfolge lässt sich fest einprogrammieren?, sagt Jung. Ein Signal von der Tiefgarage, und oben in der Wohnung gehen die Lichter an, rollen die Jalousien hoch, eine CD mit den ?Brandenburgischen Konzerten? fängt an zu spielen, und ein Thermostat regelt die gewünschte Temperatur. Schöne Spielereien, die aber anscheinend noch in der Entwicklungsphase stecken, denn beim Rundgang setzte der berühmt-berüchtigte Vorführeffekt ein: Die Badezimmerjalousien, eingelassen in die Dreifach-Verglasung, wollen das Tageslicht nicht gleich einlassen.
Die Badewanne steht in der Mitte des Badezimmers Nummer eins. Profane Dinge wie Waschmaschinen müssen die Designer-Wellnessoase hier nicht verunzieren, für solch schnöde Geräte liegt versteckt in der Diele ein kleiner Hauswirtschaftsraum.
Doch selbst die 300 Quadratmeter reichen einigen Kunden nicht aus ? so kaufte eine nicht näher genannte Unternehmerin aus den USA gleich zwei der Wohnungen für insgesamt rund fünf Millionen Euro und ließ sie zusammenlegen. Ausschlaggebend für den Kauf sei die Lage gewesen ? der Ausblick auf Reichstag, Brandenburger Tor und Kanzleramt rechtfertigt eben höchste Preise.
?Das Herausnehmen von Wänden ist kein Problem bei dieser Bauweise ? man könnte aus den 300 Quadratmetern sogar eine Ein-Zimmer-Wohnung machen?, so Junge. Besagte Unternehmerin entschied sich in diesem Fall für zehn Zimmer, ein 130 Quadratmeter großes Wohnzimmer, einen Wellnessbereich mit 80 Quadratmetern, vier Bäder, eine große Dachterasse und zwei Loggien.
Neben der Lage heben die Makler bei ihren auf äußerste Diskretion bedachten Käufern noch einen Unique Selling Point, ein einzigartiges Verkaufsargument, hervor: Die Wohnungen verfügen zwar allesamt über eine High-Tech-Küche, doch die kann ruhig kalt bleiben. Denn das nebenan gelegene Fünf-Sterne-Hotel Ritz Carlton (301 Zimmer) erklärte sich bereit, Hunger und Durst der Apartment-Bewohner standesgemäß zu stillen.
Was viele vom Urlaub oder aus den USA kennen, soll nun auch in Deutschland neue Maßstäbe in puncto Wohnkultur setzen: Als Gastgeber kann man in den eigenen vier Wänden mit einem ausgefeilten Dinner glänzen, serviert von adretten Servicekräften. Dienstbare Geister erledigen den Einkauf im Supermarkt, bringen die Schuhe auf Hochglanz oder holen mal eben eine Zeitung vom Kiosk.
Übrigens wird kaum ein Käufer eine der Beisheim-Wohnungen als alleinigen Wohnsitz nutzen. Zweit- oder Drittwohnung dürfte als Nutzungsart wohl eher der Realität entsprechen. ?Nahezu alle Käufer und Interessenten führen ein international geprägtes Leben, bei dem sie mehrere Wohnsitze nutzen, die über die ganze Welt verteilt sind?, ist vom Makler zu erfahren. Dieser Zielgruppe ist es zudem sehr recht, dass eine Stadtwohnung bei Abwesenheit der Bewohner wesentlich pflegeleichter ist als eine Villa mit Garten.
Diskretion ist trotzdem gewährleistet: Jede Wohnung hat nur eine Nachbarwohnung, und ausgeklügelte Sicherheitssysteme und natürlich der Concierge halten unerwünschte Besucher fern. Dazu kommt der Klang der Adresse: ?Am Potsdamer Platz? macht sich auf der Visitenkarte eben besser als ?Im Hasenwinkel?, auch wenn es dort genauso luxuriös zugehen sollte.
Externer Link: www.beisheim-center.de
Wer ko,der ko !
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