Reisekonzerne bereiten sich auf Kurzarbeit vor Freitag, 6. März 2009, 19:38 Uhr Diesen Artikel drucken[-] Text [+] Hannover (Reuters) - Deutsche Reisekonzerne bereiten sich angesichts rückläufiger Buchungszahlen auf Kurzarbeit vor.
Der Branchenprimus TUI will seine Kosten durch eine Kürzung der Arbeitszeiten senken und darüber mit dem Betriebsrat verhandeln, wie ein Firmensprecher am Freitag sagte. Ein Verhandlungstermin stehe noch nicht fest. "Entscheidungen sind noch nicht gefallen, die Verhandlungen haben noch nicht einmal begonnen." Bis Ende April würden zunächst die Überstundenkonten auf null zurückgefahren. Danach könnte es Kurzarbeit geben.
Auch die DER-Geschäftsreisetochter FCm Travel Solutions schickt ab Montag rund 270 Mitarbeiter in ihren Reisebüros auf Kurzarbeit. Durch die geringere Nachfrage sei der Arbeitsaufwand in den Niederlassungen gesunken, sagte eine Sprecherin. Die Veranstalter Dertour, Meier's Weltreisen und ADAC Reisen seien davon jedoch nicht betroffen. Auch bei Deutschlands Nummer zwei, Thomas Cook, und der Nummer vier, Alltours, ist derzeit keine Kurzarbeit geplant. Bei TUI ist Kurzarbeit nur für den Zentralbereich vorgesehen, also die 1600 Mitarbeiter der TUI Deutschland GmbH in Hannover. Nach früheren Angaben aus Kreisen sollten die Maßnahmen nur für die Bereiche wie Callcenter und die Katalogerstellung geben, wovon rund 300 Beschäftigte betroffen gewesen wären. Nun werde es aber wohl mehr Menschen treffen, hieß es. "In der gegenwärtigen Lage und angesichts der zurückhaltenden Nachfrage müssen wir alles tun, um unsere Kostensituation an den aktuellen Geschäftsverlauf anzupassen", sagte TUI-Deutschland-Chef Volker Böttcher. Wie viele Beschäftigte tatsächlich weniger Stunden pro Woche arbeiten werden, ist noch unklar.
Der Verdi-Bundesfachgruppenleiter für Touristik, Henry Sieb, sagte, er könne sich vorstellen, dass es bei dem Branchenprimus "frühestens ab Mai Kurzarbeit gibt". In TUI-Reisebüros biete sich Kurzarbeit nach Einschätzung eines Betriebsrats eher nicht an. Die Filialen würden oft nur mit zwei bis drei Mitarbeitern geführt. "Da ist es unmöglich, die Belegschaft vorübergehend auszudünnen."
In Deutschland waren die Verkäufe bei den beiden großen Touristikkonzernen für die kommende Sommersaison durch die nur zögerlichen Buchungen vieler Kunden zuletzt zweistellig gefallen. TUI hatte daraufhin mit Sonderangeboten versucht, zusätzliche Kunden zu gewinnen. Im Zuge dreier Vermarktungsaktionen seien zusätzliche 30.000 Gäste gewonnen worden, sagte der Sprecher. "Wir haben es mit einer Vertrauenskrise am Markt zu tun, da muss man etwas tun." Besonders deutlich fiel der Rückgang in den vergangenen Monaten bei Geschäftsreisenden aus, da Unternehmen verstärkt bei Dienstreisen sparen. Auf einen beginnenden Aufwärtstrend hoffen manche Anbieter hier aber bereits wieder in der zweiten Jahreshälfte.
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