Spanischer "Fußballkrieg": Ringen um TV-Rechte Im spanischen Profi-Fußball wird es bereits spannend, wenn der Schiedsrichter das Spiel noch gar nicht angepfiffen hat. Hinter den Rängen wird erbittert darum gerungen, welcher Fernsehsender welches Spiel übertragen darf.
Die Fans wissen zuweilen bis wenige Minuten vor Spielbeginn nicht, auf welchem Sender sie Real Madrid oder den FC Barcelona zu sehen bekommen. Die Anstoßzeiten der Ligaspiele werden - je nach den Wünschen der TV- Anstalten - kurzfristig vorgezogen oder verschoben.
Im «Fußballkrieg» in einer der lukrativsten Ligen der Welt geht es nicht nur um Milliardensummen, sondern auch um Zuschauerquoten, um Anteile auf den Medienmärkten und um politische Macht. Bisher hatten die Übertragungsrechte zu einem großen Teil beim Pay-TV-Konzern Sogecable gelegen. An jedem Wochenende wurde ein Ligaspiel live im offenen TV übertragen, die übrigen neun Partien liefen im Bezahlfernsehen.
Diese Regelung wurde in der laufenden Saison über den Haufen geworfen. Mit dem Konzern Mediapro war ein Neuling auf den Markt gedrängt und hatte die TV-Rechte für die Heimspiele von 8 der 20 Erstligavereinen erworben. Anders als in Deutschland handeln die Fernsehanstalten in Spanien die Übertragungsrechte nicht mit der Liga insgesamt aus, sondern separat mit den einzelnen Vereinen.
Mediapro und Sogecable werfen sich nun gegenseitig vor, TV-Bilder des Konkurrenten zu «stehlen». Sie zogen vor Gericht. Der Neuling Mediapro, der maßgeblich am freien TV-Sender La Sexta beteiligt ist, trumpfte mächtig auf. Für 2,2 Milliarden Euro erwarb er ab 2008 für sieben Jahre die Übertragungsrechte von Real Madrid und FC Barcelona. Im Juli verkündete er, sich für die Zeit ab 2009 die Rechte von 39 der insgesamt 42 Erst- und Zweitligavereine gesichert zu haben.
Die Regierung von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero verfolgte den Vormarsch des Newcomers mit einem gewissen Wohlwollen. Mehrere Spitzenmanager von Mediapro und La Sexta werden dem Kreis um den sozialistischen Regierungschef zugerechnet. Und als Mediapro Ende September die neue Tageszeitung «Público» auf den Markt brachte, erschien eine ganze Abordnung von Ministern zur Eröffnungsfeier.
Diese Haltung der Regierung löste in Spanien Verblüffung aus. Denn der aufstrebende Mediapro-Konzern macht ausgerechnet der Mediengruppe Prisa Konkurrenz, die den regierenden Sozialisten äußerst wohl gesonnen ist. Zur Prisa-Gruppe gehören - neben Sogecable - unter anderem die größte spanische Tageszeitung «El País» und der Radiosender Cadena SER.
Vor diesem Hintergrund ist der Medienkampf um die Fußballrechte auch politisch eine heikle Angelegenheit. Im März 2008 stehen in Spanien Wahlen an, die voraussichtlich einen knappen Ausgang haben werden. Da werden Zapateros Sozialisten es sich kaum leisten können, die bislang mit ihnen sympathisierende Prisa-Gruppe zu verärgern.
«Der Fußballkrieg wird zu einer Gefahr für die Regierung», schlug das Magazin «Tiempo» Alarm. Ex-Ministerpräsident Felipe González warnte seinen Parteigenossen Zapatero, in dem Streit könne es leicht zu «friendy fire» kommen, zu Beschuss aus den eigenen Reihen. «El País» druckte unlängst Leitartikel mit auffallend deutlicher Kritik an der Regierung. Dies wurde in Spanien als eine Warnung an Zapatero verstanden. Die Regierung selbst beteuerte, dass sie im «Fußballkrieg» strikte Neutralität wahre. «Dies ist ein rein wirtschaftlicher Zwist zwischen zwei Unternehmen», sagte Zapatero.
Die großen Nutznießer des Streits sind bislang die Fußballfans: Aufgrund des erbitterten Konkurrenzkampfs der TV- Anbieter werden in Spanien derzeit so viele Spiele live im Fernsehen übertragen wie nie zuvor.
dpa
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