Porsche wird uns langfristig sicher erfreuen, allerdings finde ich die Entwicklung des letzten Jahres schon sehr bemerkenswert. Mit der Gründung der Holding brach der Aufwärtstrend und es ging nach unten, weil man nicht recht wusste, was genau auf Porsche mit VW zukommt. Also verkaufte man sicherheitshalber, wobei der Kurs geradezu grotesk niedrig wurde - die VW-Beteiligung schien man zu ignorieren. Nun erkennt man allmählich, dass Porsche bei VW alles richtig macht und sehr effektiv einen der größten Autokonzerne der Welt aufbaut. Der Streit wird bald Vergangenheit sein. Aber: Die Finanzkrise, deren Auswirkungen man seit Herbst massiv in der Autobranche und in der Luxusbranche spürt, lässt die Bewertung von Porsche nun plötzlich gar nicht so abwegig erscheinen. Denn ganz anders als die meisten Krisen zuvor trifft diese Krise die "Reichen" und "Neureichen" viel härter (zumindest momentan) als die Mittelschicht. So komisch das klingen mag - die potentielle Porsche-Klientel ist verarmt: Banker weltweit verlieren ihre Jobs und die Boni sowieso, der größte Absatzmarkt USA ist quasi wegamputiert, ebenso der drittgrößte Markt UK (wo noch das schwache Pfund hinzukommt). Das Cayenne-Mekka Russland ordert auch keine Porsches mehr. Und wer es sich noch leisten kann, Porsche zu kaufen, der findet es angesichts der allgemeinen Lage nicht mehr schicklich. Ich glaube, dass Luxus auf längere Sicht "out" sein wird, so dass die Aussicht für die Porsche-Sportwagen nicht rosig sind, auch wenn nun der Panamera hinzukommt. Interessant wird sein, was für den Markt mittelfristig mehr zählen wird - die Lösung der Probleme der VW-Übernahme (VW-Gesetz fällt definitiv und Porsche wird mit VW wunderbar harmonieren) oder der zunehmend problematische Absatz der Porsche-Modelle. Ich sag das mal so: Die Genialität von Porsches Schachzug mit der VW-Übernahme kam genau zur richtigen Zeit (solange kunstvolle, schöne und teure Autos sehr gut liefen, die aber im Grunde nutzlos sind). Ohne VW wäre Porsche in dieser Krise in echte Existenznöte gekommen. Die Situation ist also nicht eindeutig.
|