Wie, Sie haben kein Faxgerät mehr? Na dann schnell zum nächsten Mediamarkt, ein paar Euro investiert, und schon sind Sie stolzer Besitzer ei- ner Gelddruckmaschine der neuesten Generation. Moment, noch nicht ganz. Vorher müssen Sie noch sicherstellen, dass Ihre Fax-Nummer auf irgendwelchen Spam-Listen auftaucht. Sie müssen sich also nicht einmal irgendwo anmelden, in der Regel genügt eine Bestellung bei Versand-Diensten für Visitenkarten oder Bürodedarf, und schon gehören Sie zum elitären Kreis der Empfänger von „Ich-mache-Sie-reich“-Faxen.Diese werden bevorzugt nachts ver- schickt und haben keinen Absender, dafür aber Inhalte, die es in sich ha- ben: „Kursraketen, die zünden“, „siche- re Kursgewinne“ und natürlich „gigan- tische Gewinnchancen“.In den letzten Wochen werden Fax- besitzer insbesondere mit Versprechun- gen des sogenannten Swiss Money Report bombardiert, der einen völlig neuen Trend entdeckt haben will: „Online- Casinos – ein neuer Milliardenmarkt“. Potzblitz, das ist ja wirklich mal eine ganz neue Idee. Die Aktie des Unter- nehmens heißt Vegas77 und hat ihren Sitz in den Niederlanden. Doch es wird noch besser: Die Übernahme eines On- line-Kasinos auf Malta stehe bevor und eine „geplante Beteiligung werde zu extrem vielversprechenden Kooperati- onen“ führen.Es ist schon erstaunlich, wie viele dif- fuse Konjunktive die modernen Faxge- räte von heute so aushalten. Aber es ist noch erstaunlicher, wie viele Fax-Emp- fänger sich zu einem Investment hinrei- ßen lassen. Und tatsächlich, wer früh eingestiegen ist, konnte bis heute schonRenditen von über 100 Prozent einfah- ren. Als die ersten Faxe verschickt wur- den notierte Vegas77 noch bei rund 13 Euro, jetzt sind es über 30 Euro. Hinter- grund dieser Kurssteigerungen ist aber nicht der Erfolg des Unternehmens, son- dern immer wildere Versprechungen in immer neuen Faxaussendungen.Was passiert, wenn der Strom der Käufer abreißt, zeigen diverse Beispiele bisheriger Empfehlungen des Swiss Mo- ney Report. So hat sich etwa der Kurs von Spectral Capital innerhalb kürzes- ter Zeit mehr als gedrittelt – auf mitt- lerweile unter einen Euro.Am Ende zahlen die Anleger wie so oft die Zeche, während die Initiatoren Millionen abräumen – und wahrschein- lich schon den nächsten Deal planen. Also: Finger weg von unaufgeforderten, dubiosen Empfehlungen – egal ob per Fax, E-Mail oder Brieftaube.
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