Es ist für mich erschreckend zu sehen, wie sich einige bei diesem Posting angiften. Für einige gilt offensichtlich nur, seine (ihre) Meinung kund zu tun und sie als das Allheilmittel schlechthin darzustellen.
So einfach ist die Sache aber nicht.
Um gleich am Anfang eine Sache klarzustellen: ich bin absout gegen die Todesstrafe.
Gleichzeitig bin ich aber auch für härtere Strafen, durchaus auch für eine lebenslange Freiheitsstrafe "without parole", wie es im Englischen so schön heißt.
Warum?
Ich finde, Verbrecher sollte angemessen bestraft werden. In Deutschland ist dies oft nicht der Fall, der Täter wird oft als Opfer gesehen (was er (sie) MANCHMAL auch ist), die Strafe fällt entsprechend aus.
Aber es muß IMMER die Möglichkeit geben, Fehlurteile (und diese gibt es, machen wir uns doch nichts vor) wieder rückgängig machen zu können.
In Illinois hat der dortige Gouverneur, George Ryan, im übrigen ein Republikaner, ein Moratorium beim Vollzug der Todesstrafe angesetzt. Im Jahr 2000 sind in diesem Bundesstaat 19 Menschen wegen erwiesener Unschuld aus der "Death Row" entlassen worden. Anthony Porter war einer dieser Insassen. Er wurde erst am Tag seiner Exekution als unschuldiger "überführt" und entkam den Tod nur um 4 Stunden!!! Er hatte im übrigen die Tat gestanden, allerdings nur unter "zarten Druck" der Polizei.
In Illinois war die Freilassung nur deswegen möglich, weil einige Journalistik Studenten Mordfälle untersucht hatten, die sie als nicht ganz schlüssig ansahen. Dies führte zur Freilassung von 18 der 19 oben erwähnten Insassen.
Und nun hier die Diskussion und die Argumente der "Aufrechten":
Was würdet ihr tun, wenn ihr jemanden getötet habt, von dem ihr glaubt (von mir aus auch glaubt zu wissen), er habe jemanden umgebracht und dieser stellt sich dann als unschuldig heraus? Nach Eurer Konsequenz müßtet ihr dann selbst dann glauben, oder nicht? Oder sagt ihr den Hinterbliebenen "Tut mir leid, wir haben uns geirrt???"
Desweiteren, daß die Todesstrafe abschreckend sei, ist Blödsinn. Jeder Täter begeht eine Tat, weil er (sie) davon ausgeht, NICHT erwischt zu werden. Ansonsten wäre die Ausführung ja wohl blödsinnig.
1974 wurde die Todesstrafe in Kanada abgeschafft, in den USA wieder eingeführt. In Kanada wurde ein Rückgang der Morde seitdem festgestellt, in den USA das Gegenteil. Wo ist also die Abschreckung???
Seid ehrlich, das eigentliche Motiv heißt: RACHE!!!
Aber seltsamerweise gibt es keiner zu!
"Jemand" soll bezahlen, "jemand" soll büßen, und es ist eigentlich egal, wer der Sündenbock ist. Hauptsache, man kann Wut, Trauer und alle anderen Gefühle an einer Person festmachen.
In den USA kommt es, seitdem einige Staaten (nicht nur Illinois) den Vollzug der Todesstrafe aussetzen, zu den selstsamsten Stilblüten.
In Florida werden kurzerhand die Möglichkeiten des Verurteilten beschränkt, gegen das Urteil anzugehen. In Texas sollen DNS-Analysen, die die Unschuld eines Verurteilten darlegen könnten nur "in gerechtfertigt erscheinenden Fällen" durchgeführt werden.
Warum?
Weil der Staat recht haben MUß, weil jemand für den Tod eines Menschen bezahlen MUß, weil ein Menschenleben nunmal doch in diesen Staaten beliebig ist und insbesondere die dort lebenden Minderheiten die Zeche bezahlen sollen.
Und auch wir haben hier unsere Minderheiten. Und ich wette mit Euch um alles was ich besitze: Wenn die Todesstrafe hier wieder einführt würde, es würden schwarze, Türken und andere Ausländer häufiger hingerichtet werden als Deutsche!
Und in einem solchen Staat würde ich nicht leben wollen!!!
Gerechtigkeit: ja!!! härtere Strafen: ja!!! Todesstrafe: nein!!!
Denn hiermit macht sich jeder zum potentiellen Mörder, denn die Justiz ist immer etwas blind und wird immer einen mehr bevorzugen als den anderen.
Jede Strafe kann nochmal rückgängig gemacht werden (falls notwendig) nur eine nicht, und das darf nicht sein.
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