Da habe ich gar nicht so mitbekommen, wie stark mein Depot heute abgesoffen ist...
Jedenfalls war die HV gut besucht - kein Wunder, wo sonst in München bekommt man Butterbrezen, eine warme Mahlzeit und Kaffee, Tee und Softdrinks nach Belieben für den Preis einer MBK-Aktie ;-)
Zur Präsentation des Vorstands, Marcus Lingel: Er sah die Probleme vieler deutscher Banken als größtenteils hausgemacht an, durch Rechtsschwierigkeiten und Strategieänderungen, und stellte die Merkur Bank demgegenüber als verlässliches, konservatives Unternehmen mit langem Planungshorizont dar. Weil er einen längeren Planungshorizont hat als andere Banken, setzt er jetzt, gegen den Trend, auf Privatkunden, die er mit Einlagenzinsen von 1,2% und guter, unabhängiger Beratung locken will. Er baut den Internetvertrieb aus, ohne jedoch die Filialen zu vernachlässigen, zumal der Internetvertrieb auch mehr Kunden in die Filialen bringt. Das führt erst einmal zu Verlusten, da man mit dem 1,2%-Angebot kein Geld verdient, und man obendrein neues Personal zur Betreuung der neuen Kunden vorhält, aber man hofft, dass man bei steigenden Zinsen mit dem größeren Kunden dann entsprechend Geld verdienen kann. Er nannte einen Zeithorizont von 5-6 Jahren für diesen Plan.
Aktuell hat MBK das Personal, um Kundeneinlagen von 400-500 Mio. Euro zu betreuen. Die derzeitigen Kundeneinlagen liegen aber nur etwa halb so hoch. (Lingels Plan zur Erhöhung des Kundenstamms ist also recht ehrgeizig.)
Außerdem hob er hervor, dass die Merkur Bank ihre Kunden unabhängig berät, da sie keine eigenen Produkte vertreiben muss, nicht spekuliert und kein Auslandsengagement hat. Man hat nicht einmal Staatsanleihen, stattdessen legt man das Geld, dass man gemäß Basel 3 als Liquiditätsreserve vorhalten muss, lieber bei der EZB an und zahlt Negativzinsen. Lingel sagte ganz offen, dass er Staatsanleihen nicht einschätzen kann und deshalb die wenigen festverzinslichen Wertpapiere, die die Merkur Bank hatte, im letzten Jahr hat auslaufen lassen. Auf eine Nachfrage zu diesem Thema sagte er noch, dass zwar durch das Auslaufen der festverzinslichen Wertpapiere kein Einmaleffekt in 2014 entstanden sei, dass sie aber in der Vergangenheit Zinsen abgeworfen hatten. (Daraus, dass das nun nicht mehr der Fall ist, und man obendrein die Negativzinsen zahlen muss, schließe ich einen gewissen negativen Effekt auf das Ergebnis dieses Jahres und der kommenden Jahre in diesem Bereich.)
Lingel betonte außerdem die gute Geschäftsentwicklung, dass 2014 alle wichtigen Kennzahlen gegenüber 2013 verbessert wurden, und dass das Bauträgergeschäft sogar um 27% gestiegen sei, dass man sich aber nicht einseitig auf diesen Bereich ausrichten wolle.
Bezogen auf 2015 erwartet Lingel ein ähnliches Ergebnis wie 2014. Hinsichtlich der Dividende legte er sich auf einen Sockelbetrag von 20 Cent für die kommenden Jahre fest, der dann auf bis zu 50% des Gewinns aufgestockt werden könnte. (Auf der Basis dieser Aussagen erwarte ich nächstes Jahr eine deutliche Dividendensteigerung.)
Im ersten Quartal 2015 gab es einen leichten Rückfall im Volumen der Bauträgerfinanzierungen. Man hatte aber 2014 in diesem Bereich solch ein großes Volumen, dass man das nicht allein stemmen konnte und zum Teil ausplatziert hat, darum konnte man den Rückgang 2015 durch eine Verringerung der Ausplatzierungen abfedern. Der Bereich der Firmenleasings ist stark umkämpft, und da man die Marge konstant halten will, musste man auch in diesem Bereich einen Rückgang hinnehmen. Hingegen hat sich in Q1 2015 der Bereich der Firmenkunden mehr als verdoppelt. Das lag an drei besonderen Projekten, an denen man schon lange arbeitet, und kann nicht auf das Gesamtjahr hochgerechnet werden. (Zu diesen drei Projekten gab es keine weiteren Details, und es hat leider auch niemand nachgefragt.)
Was mich auch noch überrascht hat, war Lingels Aussage, dass er keine Immobilienblase sehe. (Hey, das war in München, wo man für ein Zimmer in einer Studenten-WG am Stadtrand schon 500 Euro Miete zahlt, und dafür noch ein Casting überstehen muss?!)
Nach diesem Vortrag stellten 3 Personen noch Fragen.
Zuerst Herr Mertel von der DSW. Er relativierte die Aussagen des Vorstands zu der Verbesserung aller Kennzahlen etwas und monierte, dass das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit gesunken sei, und die Verbesserung im Wesentlichen durch geringer Einstellungen in den Fonds für allgemeine Bankrisiken zustande gekommen sei, und fragte, wieviel man 2015 in diesen Fonds einzahlen müsse.
Die Erwiderung war, dass die Einzahlung in den Fonds durchaus zum Kernkapital zählt, also das Ergebnis nicht beeinflusst. Außerdem könne man selbst entscheiden, wieviel man in den Fonds einzahle, es gebe hier keine Vorschriften, und für 2015 könne die Merkur Bank noch nicht sagen, wieviel sie einzahlt. (Evtl. habe ich da etwas falsch verstanden. Kennt sich von Euch evtl. jemand mit diesem Fonds aus und kann sagen, was es damit auf sich hat?)
Dann ging es um die Steigerung der Personalkosten. Auf die diesbezügliche Frage antwortete der Vorstand, dass man in 2014 zum Halbjahr neues Personal eingestellt hätte, um die erwarteten Neukunden zu betreuen. Dadurch stiegen die Personalkosten, und das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit sank. Da das Personal 2015 das ganze Jahr über zur Verfügung steht, steigen die Personalkosten im Vergleich zu 2014 weiter, aber die Steigerung sollte dann damit beendet sein.
Außerdem fragte Mertel nach den hohen Rückstellungen für Schadensersatzforderungen (1,5 Mio.) und ob man gegen solche Forderungen versichert sei.
Antwort: Ja, die Merkur hat eine allgemeine Versicherung gegen alle operativen Risiken, aber was damit abgedeckt ist, muss im Einzelfall geklärt werden.
Ein Kleinaktionär, Herr Stauffenberg, fragte kritisch nach dem Tier 1-Kapital, das die Merkur Bank zu einem Zinssatz von 9,1% aufgenommen hat, und mit dem man eine nachrangige Anleihe mit 8,1% Verzinsung abgelöst hat. Das erscheint erst einmal als schlechtes Geschäft, und Stauffenberg schlug vor, dass man stattdessen eine Kapitalerhöhung hätte durchführen können und den Aktionären dann nur 3,3% Dividende zahlen bräuchte.
Die Antwort war, dass das Tier 1-Kapital nicht mit einer Anleihe vergleichbar sei, da man die Zinsen auf das Tier 1-Kapital nach eigenem Ermessen zahlen könne, im Falle massiver wirtschaftlicher Probleme der Bank also auch gar nicht, und dass für das Tier 1-Kapital auch keine Möglichkeit für den Kapitalgeber besteht, eine Rückzahlung zu verlangen. Das Tier 1-Kapital läuft also potentiell ewig oder bis die Bank es von sich aus kündigt und zurückzahlt. Darum der hohe Zinssatz. Eine Kapitalerhöhung wollte der Vorstand nicht durchführen, da MBK unter Substanz bewertet ist und man durch die Kapitalerhöhung auch die hohe Eigenkapitalrendite von 23% (ein Wert, den man nicht öffentlich kommuniziert, um keine Erinnerungen an Ackermann wachzurufen) beeinträchtigen würde.
Stauffenberg fragte auch, ob das Kernkapital jetzt nach derzeitigem Regulierungsstand vollständig ist.
Antwort: Ja, man erfüllt die Basel 3-Kriterien sogar schon 2015, obwohl man sie eigentlich erst 2019 erfüllen müsste.
Von der SDK war auch noch ein Fragesteller anwesend, Herr Bauer, der aber eher positiv eingestellt war, und weniger kritische Fragen, als vielmehr lobende Worte für die Bank fand, insbesondere für die klare Festlegung auf den Gewinn 2015 und die zukünftige Dividendenpolitik. Okay, die meisten kritischen Fragen hatten Mertel und Stauffenberg ja schon gestellt. Von Herrn Bauer ist mir noch die kritische Anmerkung in Erinnerung, dass der Abschlussprüfer eigentlich von dem zu prüfenden Unternehmen unabhängig sein, also keine weiteren Aufträge außer der Abschlussprüfung von dem Unternehmen bekommen sollte. Der Abschlussprüfer von MBK, KPMG, hat aber von MBK noch weitere Aufträge bekommen.
Der Vorstand nannte in der Antwort einige kleinere Projekte, für die KPMG Beratungsleistungen erbracht hat, habe ich aber nicht im Einzelnen in Erinnerung.
Als Fazit halte ich fest, dass Herr Lingel auf mich einen soliden und vertrauenswürdigen Eindruck gemacht hat. Ob man in die MBK-Aktie investiert, hängt wohl davon ab, ob man glaubt, dass sein Plan, das Privatkundengeschäft auszubauen und in einigen Jahren bei steigenden Zinsen damit Geld zu verdienen, aufgeht.
Falls ich etwas vergessen habe (sehr wahrscheinlich), bitte ergänzen.
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