Chicago ? Der antivirale Wirkstoff Remdesivir, einer der wichtigsten Hoffnungsträger in der Coronakrise, hat bei 125 COVID-19-Patienten an der Universitätsklinik von Chicago offenbar eine überwiegend positive Wirkung gezeigt, wie das auf Medizinnachrichten spezialisierte Internetportal Stat berichtet.
Die meisten der größtenteils schwer erkrankten Patienten konnten bereits nach 6 Behandlungstagen wieder entlassen werden. Fieber und respiratorische Symptome hatten sich rasch gebessert. Nur in sehr wenigen Fällen war eine 10-tägige Behandlung mit Remdesivir-Infusionen erforderlich. Obwohl insgesamt 113 Patienten als schwer erkrankt galten, starben nur 2 von ihnen.
Diese Informationen stammen allerdings nicht aus einer offiziellen Publikation der Daten, sondern aus einer internen Videoaufzeichnung der Universitätsklinik. Studienleiterin Kathleen Mullane bestätigte allerdings auf Nachfrage die Authentizität der Aufzeichnung.
Derzeit führt die Klinik als federführendes Studienzentrum mit Unterstützung des US-Pharmakonzerns Gilead, der Remdesivir ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt hatte, 2 Phase-III-Studien durch ? eine mit 2.400 schwer erkrankten COVID-19-Patienten und eine mit 1.600 mittelschwer erkrankten COVID-19-Patienten. Beide Studien sind multizentrisch und multinational, auch deutsche Studienzentren sind beteiligt.
Verglichen wird eine 5-tägige und eine 10-tägige Infusionsbehandlung mit Remdesivir (bei den mittelschwer Erkrankten auch gegen den Standard-of-Care). In der Studie mit schwer erkrankten Patienten gibt es keinen Kontrollarm. Die Verbesserung der Patienten wird auf einer7-Punkte-Skala beurteilt, die vom Tod des Patienten über verschiedene Grade des Sauerstoffbedarfs und der Intubation bis hin zur Entlassung reicht.
In Tiermodellen hat Remdesivir bereits eine relativ breite antivirale Wirkung gezeigt, unter anderem auch gegen andere Coronaviren wie SARS-COV und MERS-COV. In einer kürzlich erschienenen Studie mit Rhesusaffen schwächte Remdesivir die Lungenschäden einer COVID-19-Erkrankung ab.
Auch die Auswertung einer kleinen Gruppe von Patienten, die im Rahmen von Härtefallregelungen mit Remdesivir behandelt wurden, zeigte erste ermutigende Ergebnisse
Offizielle Ergebnisse werden in wenigen Tagen erwartet
Offizielle Ergebnisse der Gilead-Studie mit schwer erkrankten COVID-19-Patienten sollen noch in diesem Monat veröffentlicht werden. Bis dahin sei es zu früh und wissenschaftlich nicht vertretbar, irgendwelche Schlüsse zu ziehen, heißt es in einer Stellungnahme des Universitätsklinikums.
Als einer der wichtigsten Kandidaten zur Behandlung von COVID-19 wird Remdesivir derzeit in mehreren großen Studien untersucht. Dazu gehören neben den beiden Studien von Gilead die von der WHO initiierte Studie Solidarity und die vom französischen Forschungsinstitut IINSERM koordinierte Studie Discovery.
|