Die guten Zeiten sind lange vorbei. Seitdem die deutschen Autohändler 1999 mehr als 3,8 Millionen Neuwagen an den Käufer brachten, kennt die Branche nur noch eines: jammern und wehklagen. Mit Ach und Krach dürfte sich die Statistik am Jahresende 2004 bei etwa 3,2 Millionen Neuzulassungen einpendeln.
Und diese Zahl beschönigt die Lage sogar noch. Denn zu zehntausenden werden die Händler kurz vor Jahresende noch jede Menge Vorführwagen zulassen, um ihre vom Hersteller gesetzten Ziele zu erreichen und die überlebenswichtigen Jahresboni kassieren zu können.
Inkompatible Zyklen
Schon das ganze Jahr über drückten viele Hersteller die Autos ja ohnehin nur über Preisnachlässe und Sonderaktionen in den Markt. Wolfgang Meinig von der Forschungsstelle Automobilwirtschaft an der Uni Bamberg: ¸¸Die aggressive Preis- und Rabattpolitik der Hersteller hat bisher nicht gekannte Ausmaße angenommen." Dies dürfte nicht besser werden, denn als einen Grund für den stotternden Verkaufsmotor hat Meinig erkannt, ¸¸dass der Modellzyklus von Neufahrzeugen mit dem Ersatzbeschaffungs-Zyklus der Autofahrer nicht mehr annähernd zur Deckung kommt".
Beim Stichwort ¸¸Auslaufmodell" werden Schnäppchenjäger, für die das Preis-Leistungs-Verhältnis mehr zählt als Technik-Trends, hellhörig. Auslaufmodelle sind Autos, deren Ablösung innerhalb der nächsten zwölf Monate ansteht. Es kann sich auch um Fahrzeuge handeln, deren Nachfolger bereits auf dem Markt ist, von denen aber noch Restmengen im Händlernetz vorhanden sind.
Alt aussehen
Wer sich für ein solches Auslaufmodell entscheidet, macht keinen Fehler, denn diese Fahrzeuge sind ausgereift. Der Wertverlust wird aber höher ausfallen als beim Nachfolger, denn je nachdem, welchen Designsprung der Hersteller beim Modellwechsel wagt, sieht das abgelöste Modell nach kurzer Zeit sehr alt aus, lässt sich also nach zwei, drei Jahren schlechter verkaufen.
Deshalb sollte auf jeden Fall wenigstens die Ausstattung stimmen: Vor allem Sicherheits- oder Komfort-Extras wie Klimaautomatik oder Navigation sorgen beim Verkauf für einen guten Preis. Wer etwa ESP oder Kopfairbags als Extras ordert, macht bestimmt keinen Fehler, speziell dann, wenn das Nachfolgermodell diese Ausstattung serienmäßig bietet.
Jede Menge Bonusprogramme
Auslaufmodelle mit Sonderausstattung bieten viele Hersteller an, zudem gibt es auch Bonusprogramme für die Inzahlungnahme von Gebrauchtwagen. So zahlen Alfa-Romeo-Händler jetzt bis zu 3500 Euro über dem von Schwacke oder DAT ermittelten Gebrauchtwagenpreis, wenn sich der Käufer für einen Alfa 156 Sportwagon entscheidet (für den es zudem ein Sondermodell mit 2000 Euro Preisvorteil gibt), Jeep bietet 2500 Euro mehr beim Kauf eines Cherokee. Meist werden diese Boni aber nicht beworben, sondern nur intern zwischen Hersteller und Händler vereinbart.
Sonderfall Sondermodelle
Aktiv beworben werden hingegen Sondermodelle. Für einen Aufpreis von ein paar hundert Euro erhält der Käufer nicht selten einen Gegenwert in Höhe von mehreren tausend Euro. Viele Hersteller senken auf diese Art aber auch schlicht und einfach die Preise: Zum alten Listenpreis gibt es auf einmal deutlich mehr Ausstattung.
Rund 140 Sondermodelle werden derzeit angeboten, sie sind mehr oder weniger nach dem gleichen Muster gestrickt: Es gibt mehr Ausstattung für einen geringen oder gar keinen Aufpreis, zum Teil (etwa bei Opel) können die Extras auch als frei wählbares Ausstattungspaket bestellt werden. Der Preisvorteil beläuft sich schnell auf ein- bis zweitausend Euro, in Einzelfällen wie beim Land Rover Discovery werden sogar 8000 Euro erzielt.
Für den Autokäufer lohnt sich ein Sondermodell dann, wenn er die Extras sowieso geordert hätte. Dann spart er tatsächlich Geld. Es gilt also, mit spitzem Bleistift nachzurechnen, wie lukrativ das Angebot wirklich ist. Das vor allem dann, wenn das (besser ausgestattete) Sondermodell zum Listenpreis des ursprünglichen Basismodells angeboten wird. Wer die Extras eigentlich gar nicht will, fährt mit Basismodell und hohem Rabatt günstiger als mit Sondermodell und Mini- oder Null-Preisnachlass.
Besondere Schnäppchen
Rabatte bis zu 30 Prozent können Käufer einstreichen, die sich für Tageszulassung oder Vorführwagen entscheiden. Im einen Fall hat der Händler das Auto nur kurzfristig zugelassen, das Auto wurde aber nicht gefahren, Vorführwagen haben hingegen mehrere tausend Kilometer auf dem Tacho.
Den Preisvorteil erkauft sich der Kunde aber durch einige Nachteile: Während die Sachmängelhaftung für Neuwagen bei zwei Jahren liegt, ist der Vorführwagen ein Gebrauchter, dafür kann der Händler die Haftung auf ein Jahr begrenzen. Bei Tageszulassungen sind sich die Experten noch uneins, ob die Verkürzung zulässig ist. Auf jeden Fall beginnt eine zusätzliche Garantie des Herstellers mit dem Tag der Erstzulassung zu laufen.
Um solche Nachteile auszugleichen, sollte sich der Käufer vom Händler eine Gebrauchtwagen-Anschlussgarantie (meist ein Jahr) geben lassen. Der Wiederverkauf ist ein weiterer Nachteil, den der Erwerber einer Tageszulassung im Blick behalten sollte: Er ist Zweitbesitzer des Fahrzeugs, muss also entsprechende Preisabschläge einkalkulieren.
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