Das ist schwer zu sagen. Wenn Bill Ackmann, der ja gewiss kein Dummkopf ist, 10 % der Fannie- und Freddie-Stammaktien hält (bei Einstiegspreisen um 2,20 $), spricht dies erst mal dagegen. Obwohl Ackman sich auch nachweislich schon verzockt hat, z. B. mit seinem Short auf Herbalife.
Wenn die US-Regierungen seit G. W. Bush und die US-Justiz sich fair verhalten HÄTTEN, dann stünden die Stämme jetzt sicherlich bei über 100 $, und von einer Schieflage/de-facto-Pleite in 2008 (ohne die rettenden" 191 Mrd. $ an Staatsbeteiligung) wäre nie die Rede gewesen; ebenso hätte es nie eine Zwangsverwaltung gegeben.
Man kommt allerdings nicht umhin, den Realitäten ins Auge zu blicken. Und die sind so, dass die Bush-Regierung unter GS-Finanzminister Hank Paulson die Finanzkrise dazu nutzte, um Fannie und Freddie 1. als Schwarze Peter (erlogene Behauptung, FnF hätten die Bankenkrise verursacht) zu missbrauchen und 2. unter Obama als finanzielle Melkkühe, u. a. zur Querfinanzierung von Obamacare.
Paulson als Repräsentant von Wall Street wollte die GSEs 2008 schrumpfen, damit die Wallstreet-Großbanken inkl. seinem Ex-Arbeitgeber Goldman-Sachs einen größeren Anteil des profitablen US-Hypotheken erhalten. Großbanken hatten die GSEs schon immer gehasst und deren Geschäftsmodell als "Sozialismus" gerügt.
Die Zwangsverwaltung wurde 2008 als reine, "temporäre" Vorsorgemaßnahme dargestellt, angeblich um "den Hypothekenmarkt und chinesische Halter von Fannies und Freddies MBS zu beruhigen". Tatsächlich aber war der Hypomarkt wegen der Subprime-Zockereien der Großbanken so extrem angeschlagen. FnF waren zum Zeitpunkt der Zwangsverwaltung ausreichend kapitalisiert, hatten wenig Subprime-Müll in ihren MBS und obendrein noch ca. 90 Mrd. $ in bar auf den Konten. Es gab faktisch NULL Gründe für die Einführung der Zwangsverwaltung - außer eben Paulson böswillige.
Nach 2008 setzte sich die Böswilligkeit eskalierend fort, mit immer dreisteren staatlichen Übergriffen. Der Gipfel war 2012 der unter Obama eingeführte Net Worth Sweep (NWS), der sämtliche Einkünfte von FnF in die Staatskasse umleitete, begleitet von der Lüge, das Geschäftsmodell von FnF tauge nichts. (Dass es eine Lüge war, zeigt auch vor einigen Wochen das Jury-Urteil - 8 zu 0 - im Lamberthprozess.)
Diese Lüge ging einher mit der seit 2012 auch von der US-Regierung und z. T. der US-Justiz (inkl. Lamberth) vorgetragenen Spinstory, FnF hätten die Finanzkrise 2008 verursacht und müssten daher in Zwangsverwaltung unter staatliche Oberaufsicht gestellt werden, damit "so etwas nicht noch einmal passiert". Damit wird zugleich der Zockerbanken-Kapitalismus von Schuld reingewaschen, denn Verursacher waren ja angeblich halbstaatlich-"sozialistische" Zockerbanken (FnF) - und nicht etwa Goldman-Sachs, Countrywide, Bank of America, Wells Fargo, UBS, die Deutsche Bank usw. usf.
Die offizielle Darstellung der "Problemlage" - inkl. jener in der US-Justiz bis hinauf zu Scotus - stellt daher die objektiven Tatsachen auf den Kopf.
Tim Howard hofft immer noch darauf, dass bei der Regierung und der Justiz irgendwann noch einmal reumütig "Einsicht" aufkommt, dass die alten Einschätzungen alle falsch waren. Aber da kann er lange warten, denn die Triebkräfte der Aktionärsenteignungs-Kampagne waren staatliche und Wallstreet-Gier sowie damit einhergehende gerichtliche Niedertracht, mit denen die Schandtaten gedeckt wurden.
Niedertracht ist z. B., dass Scotus die faktische Zwangsverstaatlichung der GSEs nicht als Enteignung (Takings) wertet. Bei einer Enteignung müsste die Regierung die Aktionäre nämlich für den Schaden entschädigen.
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So gesehen lässt sich die "tote Gaul"-These (# 950) nicht von der Hand weisen, trotz aller Empörung (zwei schwarze Sterne bislang).
Die Kurse der Stammaktien und der JPS notierten nicht so niedrig, wenn es realistische Aussichten auf eine Freilassung der GSE vor 2040 gäbe (das ist der Zeitpunkt, an dem FnF durch den seit 2019 erlaubten Gewinneinbehalt das Sollkapitalniveau für Freilassung und Rückkauf der SPS erreicht hätten).
Es gibt kaum Anleger, die in der Erwartung, dass 2040 vielleicht das goldene Wunder kommt (die Regierung dürfte ihre Lügen ohnehin bis dahin fortsetzen), jetzt - 17 Jahre vorher - große Wetten auf Erfolg abschließen.
Alle alternativen Wetten sind spekulativ und nicht gesichert. Z. B. die Wetten vieler JPS-Halter (von Kthomp bis Bradford), dass die Freilassung durch eine SPS- (und JPS-)Umwandlung in Stammaktien, gefolgt von einer KE, beschleunigt wird - und mit Glück schon vor der nächsten Präsidentschaftswahl 2024 oder danach evtl. unter Trump kommt.
Spekulative Wetten mit ungewissem Ausgang haben allerdings den Vorteil, dass sie den Wettenden enorme (Kurs-)Gewinne bescheren können, FALLS sich der verbreitete Pessismismus als unbegründet erweisen sollte.
So gesehen sind "Investitionen" in Stamm- oder Vorzugsaktien ganz klar ein Zock. Es sind hochspekulative Wetten mit entsprechend hohen Gewinnen. Ähnlich wie Optionsschein, aber ohne Zeitwertverfall.
Wer dies sich selbst ehrlich eingesteht und entsprechend anlegt, macht mMn keinen Fehler, auch wenn die Gäule unter aktuellen Prämissen halbtot aussehen. Immerhin haben sie mit dem Lamberth-Urteil eine wichtige Infusions-Spritze mit Lebenselixir erhalten, und auch die ausstehenden Klagen über verfassungswidrige Finanzierung der FHFA (Basis: Scotus-Opinion zu CFPB) könnte "Leben in die Bude bringen".
Die konservativere Wette auf Freilassung bleiben die Vorzugsaktien JPS, weil sie nicht verwässert werden können. Eine Anlage in Stämme ist NOCH spekulativer, und dies bei nicht unbedingt höheren Gewinnchancen:
- Die für Stämme bestmögliche Variante wäre, dass die Regierung nur ihre Warrants ausübt, dann stünden die Stämme nach der KE bei umgerechnet 7 Dollar. Das ist eine Ver-14-fachung ab jetzigem Niveau von 50 Cents.
- Bei den Vorzugsaktien/JPS, die aktuell um 2,25 $ notieren und bei Freilassung bis zu 25 $ (evtl. weniger bei Haircut) erreichen können, winkt eine Ver-11-fachung - bei erheblich niedrigerem Risiko.
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