"Ein Großteil der Substanz werde in die USA und nach Großbritannien exportiert. «Was weiter damit geschieht, können wir von hier aus nicht mehr kontrollieren», sagte der Rosatom-Vertreter."
Na, das werden wieder die Amis gewesen sein. Böser CIA, wollt ihr den Russen auf dieser Schiene den schwarzen Peter zuschieben?
London/Moskau/Brüssel/Rom (dpa) - Im Fall des vergifteten Kreml-Kritikers Alexander Litwinenko verlagern sich die Ermittlungen zunehmend nach Russland. In Moskau wurde ein britisches Polizeiteam erwartet, das dort einige Schlüsselfiguren der Affäre vernehmen will.
Eineinhalb Wochen nach dem Tod des russischen Ex-Agenten in London wird der Fall auch mehr und mehr zu einer Angelegenheit für die Politik. Der russische Außenminister Sergej Lawrow warnte am Montag vor Schaden in den bilateralen Beziehungen, falls der Fall weiter «politisiert» werde.
Das britische Ermittlerteam aus neun Beamten flog nach Informationen der BBC bereits am Montagnachmittag nach Moskau ab. Die Polizisten wollen mehrere Russen befragen, die offiziell nur als Zeugen geführt werden. Dazu gehört insbesondere der Geschäftsmann und ehemalige Geheimdienstler Andrej Lugowoj, mit dem sich Litwinenko am Tag des mutmaßlichen Giftanschlags getroffen hatte. Bei dem Gespräch in einer Londoner Hotelbar am 1. November waren auch zwei andere Russen dabei. Alle drei bestreiten jede Verwicklung in einen Anschlag.
Der britische Innenminister John Reid, der in Brüssel seine EU-Kollegen über den Fall informierte, bezeichnete die Ermittlungen in Moskau als «natürlich». Russlands Außenminister Lawrow sagte, Litwinenkos Tod solle von den zuständigen Behörden aufgeklärt werden und nicht Gegenstand von Medienspekulationen sein. «Die Sache hochzuspielen und von der Verwicklung offizieller Personen zu reden, ist unannehmbar», kritisierte Lawrow ebenfalls in Brüssel.
Der Verdacht richtet sich derzeit vor allem gegen Kollegen des russischen Ex-Agenten, der seit Anfang Oktober auch die britische Staatsbürgerschaft hatte. Ein Auftrag aus dem Kreml oder anderen hochrangigen russischen Stellen wird inzwischen für weniger wahrscheinlich gehalten. Weiteren Aufschluss erhofft sich Scotland Yard vom Ergebnis der Obduktion, die bereits am vergangenen Freitag in London stattfand. Offiziell wurde dazu noch nichts bekannt.
Der Italiener Mario Scaramella, in dessen Urin ebenfalls Spuren der radioaktiven Substanz Polonium 210 gefunden wurden, kündigte unterdessen an «auszupacken». «In meinem Körper befindet sich eine Polonium-Menge, die fünf Mal über der tödlichen Dosis liegt», sagte der 36-jährige in einem Telefoninterview des italienischen Fernsehens RAI. Scaramella, mit dem sich Litwinenko ebenfalls am 1. November getroffen hatte, steht derzeit in einer Londoner Klinik unter Quarantäne. Vergiftungssymptome hat er bislang keine.
Die russische Atombehörde Rosatom schloss aus, dass das Polonium aus Russland kommt. «Die Produktion erfolgt unter schärfster Kontrolle. In Russland kann davon nichts verschwinden», zitierte die Agentur Interfax einen namentlich nicht genannten Repräsentanten der Behörde. Ein Großteil der Substanz werde in die USA und nach Großbritannien exportiert. «Was weiter damit geschieht, können wir von hier aus nicht mehr kontrollieren», sagte der Rosatom-Vertreter.
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