Falls die SPS der Regierung (193-Mrd.-Hilfskredit aus 2008) in Stammaktien umgewandelt (geswappt) werden, dürfte der Stammaktienkurs auf final 50 Cents fallen. Da die Stammaktien vor 2008 über 50 Dollar notiert hatten, käme dies der von Shlomo genannten "Ausradierung" gleich.
Und dies, obwohl der SPS-Swap, dem eine Kapitalerhöhung folgen würde, das Ende der in den Fannie-Threads seit 13 Jahren herbeigesehnten Zwangsverwaltung einläutet.
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Den Fannie-Aktionäre erginge es dann ähnlich wie in Deutschland den Commerzbank-Aktionären. Die Commerzbank wurde in der 2008-Krise zur Fusion mit der Dresdner verdonnert, die Dresdner hatte fette Subprime-Verluste. Als danach die Pleite drohte, sprang der Staat als Garant ein. Bis heute ist der Staat an der Coba beteiligt. Reverse-Split-bereinigt fiel der Kurs der Commerzbank-Aktie seit 2007 um 99 %. Die Coba-Aktionäre erlitten unterm Strich sogar mehr als Totalverlust, weil sie mehrere Kapitalerhöhungen mitmachen mussten. Der eingezahlte Betrag für diese KEs ist höher als der heutige RS-bereinigte Kurs der Coba-Aktie. Derweil treibt die EZB Europas Banken, die wegen der Null- oder gar Negativzins-Politik der EZB nichts mehr an Fristentransformationen verdienen können, weiter in den Abgrund.
Coba zeigt, dass es auch auf die sanfte Tour (zig KEs) einen Verlust von 99 % geben kann. Bloß hat in D. bei der Coba niemand das Wort "Restrukturierung" in den Mund genommen.
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Hingegen dürften die Junior Preferred Shares (JPS), die ich ausschließlich halte, bei einem Swap der SPS in Stammaktien auf ihren Nennwert von 25 Dollar steigen, weil sie dann die ranghöchsten Aktien in der Kapitalstruktur sind (aktuell sind das die SPS, die deshalb auch Senior Preferred Shares genannt werden). Im Bondmarkt steht "senior" für vorrangig. Sind die SPS aber weg, stehen die JPS (Junior preferred shares) wieder an erste Stelle und sind nach Freilassung (der auf den SPS-Swap zwingend folgt) und der KE sogar wieder Dividenden-berechtigt. Da das Dividenden-Niveau von meist um die 8 % aus der Zeit um und vor 2008 stammt, könnten die JPS auch über ihren Nennwert steigen, z. B. auf 35 Dollar, dann würde die Div-Rendite auf 6 % sinken.
Eine Pleite von Fannie und Freddie ist aktuell und auf längere Sicht sehr unwahrscheinlich. Die Twins verdienen zusammen regelmäßig über 20 Mrd. $ pro Jahr. Den jüngste Bankenstress-Test haben sie vor einigen Tagen ebenfalls mit Bravour absolviert, sie würden sogar bei einer starken Rezession und hoher Arbeitslosenquote noch Gewinne machen:
https://www.americanbanker.com/news/...capital-to-cover-crisis-losses
Das Schlimmste, was den alten Stammaktionären (FNMA, FMCC) droht, ist eine Restrukturierung von Fannie/Freddie wie nach einer Chapter-11-Pleite. Eine solche gab es zwar pro forma nie, aber die US-Regierung beharrt darauf bzw. lügt nach wie vor, dass FnF 2008 ohne die 193-Mrd-Geldspritze aus den SPS pleite gegangen wären.
Wir hätten dann die u. a. von General Motors bekannte Ausgangslage, dass strauchelnde Firmen zwar eine schwere Krise überleben, die Altaktionäre hingegen nicht. Bei GM wurden die Halter der Senior Bonds zu den neuen Aktionären. Die neuen Aktien wurden nach Ende der Chapter-11-Restrukturierung im Jahr 2010 emittiert (sogar mit dem alten Ticker GM). Die Altaktien (vierstelliger Ticker, OTC) wurden wertlos.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/...ur-in-nur-40-tagen-1.109880
Bei Fannie droht den Stämmen zwar keine Wertlosigkeit wie bei GM, aber eine starke Verwässerung durch den SPS-Swap, der den Kurs auf 50 Cents drücken würde.
Wie ist es um die Ausfallsicherheit der von FnF gekauften und gebündelten Kredite bestellt? Ziemlich gut. Denn dank des übereifrigen Zwangsverwalters Mark Calabria, den Biden noch am Tag des Scotus-Urteil entlassen hat, verfügen Fannie und Freddie ein blitzsauberes Hypotheken-Portfolio. Notleidende Hypotheken wurden regelmäßig (mit Abschlag) verkauft, u. a. an Goldman-Sachs, die dann zwangsvollstreckten.
Am 12. August 2021 haben Fannie/Freddie den 22. Verkauf solcher notleidenden Hypotheken abgeschlossen:
https://finance.yahoo.com/news/...ounces-twenty-second-140000992.html
WASHINGTON, Aug. 12, 2021 /PRNewswire/ -- Fannie Mae (OTCQB: FNMA) today began marketing its twenty-second sale of reperforming loans as part of the company's ongoing effort to reduce the size of its retained mortgage portfolio.
The sale consists of approximately 19,100 loans, having an unpaid principal balance of approximately $2.2 billion, and is available for purchase by qualified bidders. Interested bidders can register here.
This sale of reperforming loans is being marketed in collaboration with Citigroup Global Markets, Inc. Bids are due on September 9, 2021.
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Fannie und Freddie verkaufen solche "nonperforming loans", weil sie nicht selber zwangsvollstrecken wollen, denn das würde ihr durch die Hauskrise 2008 ohnehin schon angeschlagenes Image in der US-Bevölkerung weiter verschlechtern.
Was Fannie und Freddie zur Freilassung noch fehlt, ist ausreichendes Eigenkapital (EK). Die Twins verfügen aktuell über 45 Mrd. $ Plus. Für die Freilassung maßgeblich ist jedoch das strengere TIER-1-Kapital (CET 1). Dieses liegt aktuell bei ca -100 Mrd. $. Zu diesem Minus tragen die SPS bei, die mit 193 Mrd. $ in der Bilanz stehen. Bei einem SPS-zu-Stammaktien-Swap würde dieser Bilanzposten sofort verschwinden (auf Kosten der Stammaktionäre), und das CET-1-Kapital stiege auf ca. 93 Mrd. Für die Auszahlung der JPS müsssten die Firmen dann noch mal 33 Mrd. aufbringen (das ist der Nennwert, mit der die JPS in der Bilanz stehen), so dass unterm Strich hartes Kernkapital von 60 Mrd. $ vorhanden wäre. (Alternativ können die JPS auch zum Nennwert in Stammaktien geswappt werden, die Stämme würde dann noch stärker verwässert, aber es stünden 93 Mrd. an CET-1-Kapital zur Verfügung.)
Da FnF Dienstleister sind und keine Banken, würden 2,5 % der Bilanzsumme als hartes Kernkapital ausreichen. Die Bilanzsumme liegt aktuell bei rund 6 Billionen Dollar, für die Freilassung müsste daher CET-1-Kapital von 150 Mrd. $ vorhanden sein.
Da nach dem SPS-Swap ohnehin schon 60 Mrd. $ da sind (letzter Absatz), müssten über die KE nur noch weiter 90 Mrd. reingeholt werden. Bei einem zusätzlichen JPS-zu-Stammaktien-Swap wären 93 Mrd. CET-1-Kapital da, und über die KE müssten nur noch 57 Mrd. $ reinkommen.
Wie der Gesamtkuchen im Zuge der KE verteilt wird, habe ich gestern im alten Fannie-Thread (der Thread zu den Stämmen) vorgerechnet:
https://www.ariva.de/forum/...ohne-ende-370497?page=1646#jumppos41163
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