London (Reuters) - Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Ansicht von Experten nach der als sicher geltenden Zinserhöhung am Donnerstag kommender Woche ihre Geldpolitik bis Jahresende weiter straffen.
Im Mittel (Median) erwarten die von Reuters befragten EZB-Beobachter eine weitere Zinserhöhung noch im Frühjahr auf dann 2,75 Prozent und einen dritten Schritt in diesem Jahr auf 3,0 Prozent im zweiten Halbjahr. Wie die am Mittwoch veröffentlichte Umfrage weiter ergab, gehen nach den klaren Hinweisen von EZB-Vertretern alle 65 Analysten für das Ratstreffen am 2. März von einer Zinsanhebung um 0,25 auf 2,5 Prozent aus.
EZB-Ratsmitglied Nicholas Garganas unterstrich allerdings einmal mehr, dass die Notenbank keinen festen Fahrplan für weitere Schritte habe. Der griechische Notenbank-Chef äußerte sich aber auch zuversichtlich zur Konjunktur - und nährte so die Spekulationen auf weitere Erhöhungen.
Erst am Montag hatte EZB-Chef Jean-Claude Trichet erneut gesagt, die Erwartung der Finanzmärkte einer Zinserhöhung am 2. März sei vernünftig. Über diesen Schritt hinaus gehen die Meinungen der Märkte über die weitere Geldpolitik aber auseinander. Mit zuletzt wieder besorgteren Äußerungen zu den Inflationsaussichten und wachsender Konjunkturzuversicht haben aber die EZB-Vertreter nach Ansicht einiger Beobachter begonnen, den Weg für weitere Erhöhungen zu ebnen.
In der Reuters-Umfrage sahen allerdings acht Analysten mit der Erhöhung vom März schon das Ende der Straffungen in diesem Jahr erreicht. 24 Befragte gingen von einer weiteren Zinserhöhung auf dann 2,75 Prozent aus, 26 setzten auf einen Leitzins von drei Prozent zum Jahresende und sieben tippten auf 3,25 Prozent oder höher. "Das Kreditwachstum ist hoch und legt noch zu, was für eine wirklich straffe Geldpolitik sprechen würde", sagte Klaus Baader von Merrill Lynch, der mit einem Zins von 3,5 Prozent zum Jahresende rechnet.
GARGANAS BEKRÄFTIGT WACHSAMKEIT DER EZB
Auch EZB-Ratsmitglied Garganas sagte, die üppige Versorgung der Euro-Zone mit Geld deute auf erhöhte Inflationsrisiken hin. Gleichzeitig betonte er einmal mehr die Wachsamkeit der Notenbank mit Blick auf Inflationsrisiken. "Der EZB-Rat hat sich nicht vorab auf eine Serie von Zinserhöhungen in der nächsten Zeit festgelegt", sagte der griechische Notenbank-Chef aber mit Blick auf die zukünftige Geldpolitik. Die Konjunkturerholung in der Euro-Zone wird nach seiner Einschätzung anhalten, so dass in diesem Jahr die Potenzialwachstumsrate von schätzungsweise rund zwei Prozent erreicht werde. Die anziehenden Investitionen sollten zu mehr Beschäftigung und Konsum führen. Ein erneuter Ölpreisanstieg wäre ein Risiko für die Wirtschaftserholung.
Garganas hatte in einem Interview unlängst darauf verwiesen, dass die Inflationsaussichten sich in der Euro-Zone seit Dezember eingetrübt hätten. Die Analysten warten nun gespannt auf die aktualisierten Projektionen der EZB zu Wachstum und Inflation, die von der Notenbank ebenfalls am 2. März vorgestellt werden. Schon die Zinserhöhung von Anfang Dezember hatte die EZB mit neuen Prognosen unterfüttert.
|