30.12.2011 16:51 Rückschlag für Russlands Militär Feuer auf Atom-U-Boot gelöscht Einen Tag brauchen elf Feuerwehrbrigaden, um den Brand an einem der größten russischen Atom-U-Boote zu löschen. Die Behörden beteuern, dass keine radioaktive Verseuchung drohe. Experten befürchten jedoch eine Schwächung der atomaren Abschreckung des Landes. Das U-Boot müsse ein Jahr lang repariert werden - oder wird außer Dienst gestellt.
Feuerwehrleute beim Einsatz am U-Boot. (Foto: AP)
Der Brand eines russischen Atom-U-Boots ist nach Angaben der Behörden gelöscht. Nach fast eintägigem Kampf gelang es demnach der Feuerwehr, die brennende Außenhülle der "Jekaterinburg" zu löschen, die bei Reparaturarbeiten auf einem nordrussischen Militärdock in Flammen aufgegangen war. Laut Katastrophenschutzministerium droht keine radioaktive Verseuchung. Neun Menschen erlitten demnach eine Rauchvergiftung. "Das Feuer ist gelöscht, es gibt keine Flammen mehr", versicherte Katastrophenschutzminister Sergej Schoigu bei einem Treffen des Krisenstabs. Die Strahlenwerte in der Umgebung seien normal, es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung. Elf Feuerwehrbrigaden und ein Löschboot waren im Einsatz, um die Flammen einzudämmen. Der Fernsehsender TV-21 berichtete, ein Spezialhubschrauber habe tonnenweise Wasser auf das U-Boot geschüttet. Der Brand war laut Behörden am Vorabend auf einem hölzernen Baugerüst rund um das U-Boot ausgebrochen, das auf der Roslijakowo-Werft in der Region Murmansk repariert werden sollte. Die Flammen griffen rasch auf die schalldichte Kautschukhülle der 11.740 Tonnen schweren und 167 Meter langen "Jekaterinburg" über. Die Gummihülle, die das U-Boot schwerer zu orten macht, könne in einer trockenen Umgebung in Brand geraten, hieß es. "Es besteht keine Gefahr, dass sich die Flammen durch die Hülle fressen und auf die Ausrüstung übergreifen", sagte ein Marinesprecher. Der Atomantrieb sei zudem bereits vor den Reparaturarbeiten abgeschaltet, alle Atomwaffen und konventionellen Raketen entfernt worden. Generalstabschef entsandt Moskau nahm den Vorfall sehr ernst. Präsident Dmitri Medwedew entsandte Generalstabschef Nikolai Makarow nach Murmansk und ordnete eine Untersuchung zu den Ursachen an. Die Schuldigen müssten streng bestraft werden, forderte Medwedew. Nach anfänglichen Falschmeldungen versicherte Katastrophenschutzminister Schoigu, die zuständigen Behörden würden ab sofort umfassend und detailliert über alle Entwicklungen informieren. In einer ungewöhnlichen Entscheidung bestätigte das Außenministerium nochmals alle Angaben des Verteidigungsministeriums. Die "Jekaterinburg" ist seit 1985 im Einsatz. Sie gehört der Delta-IV-Klasse an und kann russischen Medienberichten zufolge bis zu 16 Interkontinental-Raketen mit sich führen. Insgesamt sind sieben Schiffe dieses Typs im Dienst. Der Brand ist nach Einschätzung des Militärexperten Pawel Felgenhauer ein schwerer Schlag für die atomare Abschreckungsstrategie Moskaus. Nach seinen Angaben könnte die Reparatur des U-Boots Jahre dauern. Es ist der erste Unfall mit einem U-Boot, dessen Raketen die Vereinigten Staaten erreichen könnten. Ein Mitarbeiter der Untersuchungskommission sagte der Agentur Interfax, das Kriegsschiff werde möglicherweise ganz aus dem Bestand der Marine genommen. Die schwerste Katastrophe mit einem russischen Atom-U-Boot liegt rund elfeinhalb Jahre zurück: Im August 2000 sank die "Kursk" bei einer Übung in der Barentssee wegen eines defekten Torpedos, alle 118 Mann Besatzung starben. Aufgrund der zögerlichen Informationspolitik und der unzureichenden Rettungsbemühungen geriet der damalige Präsident Wladimir Putin unter scharfe Kritik. Acht Jahre später erstickten 20 Menschen an Bord der "Nerpa", als sich mitten im Pazifik das Feuerlöschsystem plötzlich grundlos einschaltete. Beide U-Boote hatten keine Interkontinentalraketen an Bord.
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