WEF 2005 vom 26. bis 30. Januar in Davos

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eröffnet am: 20.01.05 08:10 von: bilanz Anzahl Beiträge: 145
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26.01.05 07:06

8970 Postings, 7600 Tage bammieKolumne Finale im Schnee

Aber es gab kein einziges mehr, auf dem sich wichtige Experten mit der drittgrößten Wirtschaftsmacht der Welt beschäftigten. Die Bundesregierung schickte eine Notbesetzung - und einen Wirtschaftsminister, der inmitten von Weltökonomen vor allem auffiel durch holpriges Englisch und Hausvater-Ökonomie. Und auf den Podien waren die Deutschen ohnehin höchstens einen Lacher wert, wenn arg selbstbewußte anglo-amerikanische Experten in Nebensätzen über die "Germans" spotteten.

Nun sind kritische Diagnosen auch in Deutschland gang und gäbe, und Davos ist sicher nicht der einzige und wichtigste Ort für Imagearbeit. Das Gefährliche ist nur, dass sich die Deutschen vor lauter Gejammer und Selbstmitleid womöglich in die Nähe der Bedeutungslosigkeit manövriert haben. Ein schlechter Start für Davos 2005? Nicht unbedingt.

Wie schlecht das Image ist, lässt sich symbolhaft daran messen, wie wenig deutsche Fachleute in die erlesenen Nobelpreis- und Weltexpertenkreise auch dieses Jahr ernannt wurden. Die deutschen Ökonomenschaft ist vertreten durch die Sachverständige Beatrice Weder di Mauro, sonst niemand. Kein Institutschef, kein vermeintlicher "Wirtschaftsweiser". Und wer weiß, ob deutsche Akademiker überhaupt dabei wären, wenn es nicht insgeheim eine Frauenquote im politisch korrekten Davos gäbe.

Deutscher Showdown

Um den bösen Trend umzukehren, müsste man die Ursachen kennen. Fragt man Forum-Insider, warum die Deutschen so wenig gefragt sind, werden teils banale Dinge genannt wie etwa, dass die Deutschen zu eher langatmigen Vorträgen neigen - das haben Amerikaner nicht so gerne. Oder dass sie "keine Story" haben. Hier liegt womöglich der Kern des Problems: der Rest der Welt kann das deutsche Wehklagen nicht mehr hören, und es reicht eben nicht, nur frech zu behaupten, dass dank Agenda bis 2010 alles besser wird - und vor allem die Europäer besser als die Amerikaner. Das ist weder eine Story, noch ist es glaubwürdig.

Umso wichtiger wäre es, in den nächsten Tagen die Chance zur Imageaufbesserung zu nutzen. Immerhin: Neben den traditionell stark vertretenen (aber eher stillen) deutschen Managern kommt auch eine Menge Politprominenz: der Kanzler redet, und die mögliche Kanzlerkandidatin darf weltöffentlich über den Standort Deutschland sprechen. Dazu kommen Westerwelle und Koch. Was will die Welt mehr?

Die Frage ist nur, ob es angesichts solcher Konstellation zum innenpolitischen deutschen Showdown kommt - einem Showdown, bei dem der Kanzler sich für seine vielen guten Taten lobt und die Opposition überraschend das Gegenteil anführt. Oder ob die Deutschen das tun, was den Rest der Welt mehr interessieren könnte: ob die drittgrößte Wirtschaftsmacht nicht doch wieder eine Story zu erzählen hat, die man einfach nicht verpassen darf - nach all dem, was im Land und in den Betrieben schon umgekrempelt wurde.

Die Konkurrenz beim Werben um die Gunst der legendären "Men of Davos" ist groß. Der ein oder andere könnte sich mehr für Angelina Jolie und Sharon Stone interessieren als für Schröder, Merkel und Koch.  

26.01.05 07:19

5698 Postings, 8041 Tage bilanzbammie

finde Deinen obigen Beitrag interessant.

Wäre schlimm, wenn sich die Regierung und die Oposition
in Davos in Quere kommen würden.

Das WEF ist nicht der Platz für solche Spiele. Die wären gefährlich hier.

Gruss bilanz  

26.01.05 07:24

5698 Postings, 8041 Tage bilanzOesterreichs Soldaten am Himmel über Davos


Damit alle ruhig schlafen können in Davos, bewacht die Armee Luft und Boden.  
Zum Schutz des WEF in Davos vor Anschlägen unterstützt das österreichische Bundesheer die Schweiz.
 
Zum Schutz des Weltwirtschaftsforums (WEF)in Davos patrouillieren im Luftraum österreichische Kampfflugzeuge. Zum Einsatz komme ausserdem das Luftraumbeobachtung-System "Goldhaube", hiess es in Innsbruck.

Der Luftraum in Europa könne nicht von einem Staat alleine kontrolliert werden, erklärte der Kommandant der österreichischen Luftwaffe, Generalmajor Erich Wolf. Eine Zusammenarbeit sei nötig, um rechtzeitig abgestuft reagieren zu können.

Nur bei Not über die Grenze

Davos liegt nur 15 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Nur im Notfall werde man über die Grenze fliegen, sagte der Generalmajor.

Während der Konferenztage werde ein Flugbeschränkungsgebiet errichtet, und alle verdächtigen Flugbewegungen würden identifiziert, sagte der Kommandant der Luftraumüberwachung, Brigadier Karl Gruber. Bei einem Eindringen werde es zu einer "angemessenen" Reaktion kommen.

Das Luftraumbeobachtungssystem "Goldhaube" sei durch die Entsendung einer mobilen Mittelbereichs-Radarstation und Tieffliegererfassungs-Radargeräten nach Vorarlberg optimiert worden, sagte Gruber.

Die Schweizer Luftwaffe ihrerseits gewährleistet die Sicherheit im Luftraum und führt Überwachungsflüge, Bodenaufklärung und Lufttransporte durch. Dazu werden rund 2000 Angehörige der Luftwaffe eingesetzt. Der Einsatz mit Österreich ist abgesprochen.

 

26.01.05 07:31

8970 Postings, 7600 Tage bammieGuten Morgen bilanz

diese alljährlichen Treffen finden immer mehr an Bedeutung, insbesondere, die ehemals Entwicklungsländer, mehr und mehr in den Focus gerückt werden.

Das sind m.E., diese gewissen politischen Akzentverschiebungen, was ich im anderen Thread geschrieben hatte.

Allerdings, die USA liebäugeln dem Öl in Afrika schon, gleichzeitig wollen sie die Sache nicht alleine anpacken. Testbohrungen wurden ebenfalls schon durchgeführt.


Bin sehr gespannt was uns erwartet.  

26.01.05 08:49

5698 Postings, 8041 Tage bilanzJa bammie


Die Rohstoffe und hier das
liebe Oel werden immer wichtiger.

Das wird noch zu einem riesigen Verteilkampf kommen.

Ich denke das dies sehr gefährlich werden kann.

China wird immer hungriger.  

26.01.05 08:53

5698 Postings, 8041 Tage bilanzDie fremden Freunde

Rund 75 Millionen Franken beträgt das Budget des Weltwirtschaftsforums; mehr als 150 Menschen arbeiten von Genf aus das ganze Jahr über für das WEF; ein einziger Mann, Professor Klaus Schwab, zieht die Programm-Fäden für 2200 Menschen, die sich von heute Mittwoch an in Davos treffen: Unternehmer, Manager, Politiker, Wissenschafter, Philosophen und Medienschaffende.

Schwab hat das WEF zur Nichtregierungsorganisation mit der prominentesten Besetzung der Welt gemacht. Nie stellte das WEF die Marktwirtschaft in Frage; unter dem Titel «nachdenklicher Kapitalismus» programmierte Schwab aber jene Themen in unzähligen Varianten, welche die Welt schon immer bewegten: Währungsfragen, Wirtschaftswachstum und Umweltschutz. Schwab setzte immer wieder seine exzellenten Beziehungen zu den USA ein, um das WEF in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken: Die grössten amerikanischen Firmen, hochrangige amerikanische Politiker und Professoren haben Davos -mit Schwabs Unterstützung - zu ihrer Veranstaltung gemacht. Und darin liegt zuvorderst auch der Reiz des Treffens 2005.

Europa und Amerika haben sich auseinander gelebt: Selbst ehemalige europäische Absolventen der amerikanischen Elite-Universitäten wie Harvard und Stanford staunen darüber, wie sehr die Distanzen zwischen den beiden Kontinenten zugenommen haben. Der ferne Freund Amerika ist für die Europäer wirklich fremd geworden.

Am WEF 2005 werden die Gespräche zwischen den Exponenten aus Europa und Amerika von entscheidender Bedeutung sein. Bereits der Auftakt macht dies deutlich: Der britische Premier Tony Blair wird in der Eröffnungsansprache sein Programm als Präsident der acht wichtigsten Wirtschaftsmächte der Welt (G-8) vorstellen. Er verfolgt dabei auch das Ziel, zwischen den unterschiedlichen Geisteshaltungen und Interessen zu vermitteln.

Die fremden Freunde werden frösteln und staunen, wie wenig sie voneinander wissen. Davos könnte, zum Auftakt von US-Präsident Bushs zweiter Amtszeit, für überraschende Annäherungen sorgen.
 

26.01.05 09:45

8970 Postings, 7600 Tage bammiefremde Freunde

""Europa und Amerika haben sich auseinander gelebt: Selbst ehemalige europäische Absolventen der amerikanischen Elite-Universitäten wie Harvard und Stanford staunen darüber, wie sehr die Distanzen zwischen den beiden Kontinenten zugenommen haben. Der ferne Freund Amerika ist für die Europäer wirklich fremd geworden.""



Kein Wunder, zu Zeiten des kalten Krieges waren USA und DE die dicksten Freunde.
Nun, nachdem der Vorhang fiel, suchte sich jeder neue Freunde.

USA und GB bzw. DE mit den Russen

Je mehr sie auseinander gehen und eigene Wege gehen, siehe aktuell Irak/Iran bzw. Schmusekurs seitens DE, umso größer wird die Kluft.

Eigentlich auch der falsche Weg.

 

26.01.05 10:37

5698 Postings, 8041 Tage bilanzStelldichein der Weltelite


Längst ist das Weltwirtschaftsforum (WEF) mehr als ein Forum der Weltwirtschaft. Das alljährliche Treffen im Schweizer Alpen-Städtchen Davos dient als Tummelplatz der internationalen Politik- und Wirtschafts-Elite und als Basar des informellen Ideenaustauschs über Politik, Wirtschaft, Umwelt und Soziales. Und Davos bietet Gelegenheit zu einer Begegnung zwischen der neuen Palästinenserspitze und Israel.

Donnerstag und Freitag wird der palästinensische Präsident Mahmud Abbas in Davos sein. Auch Israels Außenminister Silvan Shalom nimmt am WEF teil. 1994 hatten sich Israels damaliger Außenminister Shimon Peres und Yasser Arafat auf einen Entwurf für das Gaza-Jericho-Abkommen geeinigt.
Der Frieden im Nahen Osten ist auch in diesem Jahr ganz oben auf der Agenda, daneben geht es unter anderem um die EU-Erweiterung, die transatlantischen Beziehungen, den hohen Ölpreis, den schwachen Dollar und um die aufsteigenden Wirtschaftsmächte Indien und China.

Mini-WTO-Ministerkonferenz

Rund 30 Minister werden an einem informellen Treffen der Welthandelsorganisation (WTO) teilnehmen, um dem WTO-Prozess neue Impulse zu geben. Geleitet wird die "Mini-Ministerkonferenz" am 29. Jänner vom Schweizer Wirtschaftsminister Joseph Deiss.
Das Treffen soll laut Deiss die "nötigen Impulse für die zweite Verhandlungsphase" bringen. "Es handelt sich um eine Standortbestimmung der Verhandlungen seit dem Rahmenabkommen vom vergangenen 1. August", sagte Manuel Sager, Sprecher des Eidg. Volkswirtschaftsdepartements. In dem Abkommen wurde der Forderung von Entwicklungsländern nach einer Abschaffung von Subventionen für die Landwirtschaft entsprochen, allerdings ohne Festlegung einer Frist. Im Gegenzug zu den Zugeständnissen im Agrarbereich forderten die Industrieländer einen besseren Marktzugang für ihre Industriegüter. Das Zwischenabkommen muss nun noch mit Inhalt beziehungsweise konkreten Zahlen versehen werden. Die Prozente für den Abbau von Zöllen und Subventionen sowie die Fristen für die Umsetzung müssen noch ausgehandelt werden.

"Weltweite Solidarität"

Das übergreifende Motto des WEF lautet heuer übrigens "Weltweite Solidarität". Vielleicht ein Signal in Richtung Porto Alegre: In der brasilianischen Stadt treffen sich zeitgleich 100.000 Globalisierungskritiker zur Gegenveranstaltung, dem Weltsozialforum. Einen Spagat zwischen dem Treffen der Weltelite in Davos und dem Gegentreffen in Porto Alegre macht auch in diesem Jahr der brasilianische Präsident Luiz Inácio "Lula" da Silva. Er wird zunächst mit mehreren Ministern am fünften Weltsozialforum teilnehmen, bevor er in die Schweizer Alpen fliegt.

Klima als Eröffnungsthema

Eröffnet wird das unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfindende Treffen vom britischen Premier Tony Blair, der sich in seiner Rede der Klimaerwärmung widmen will - ein Thema, das der britische G-8-Vorsitz zu einer seiner Prioritäten erklärt hat. Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac wird am Mittwoch ein Plädoyer für Abgaben auf internationale Finanztransaktionen zu Gunsten armer Länder halten. Die Initiative wird von etwa hundert Staaten unterstützt - die USA sind dagegen.
Hoher Besuch aus Washington bleibt in diesem Jahr aus. Während 2004 US-Vizepräsident Dick Cheney angereist war, werden die USA diesmal lediglich von Senatoren vertreten sein, darunter der unterlegene demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry. Insgesamt haben sich 2.250 Teilnehmer aus 96 Ländern angekündigt. Unter den großen Wirtschaftsführern sind Microsoft-Gründer Bill Gates sowie die Chefs von Hewlett Packard und Dell.

 

 

26.01.05 10:56

5698 Postings, 8041 Tage bilanzParallel mit dem WEF und gegen das WEF

 
Einen Tag nach der Eröffnung des Davoser World Economic Forum (WEF) beginnt am Donnerstag auch die Serie der acht Veranstaltungen des Open Forum Davos 2005. «Wann ist wirtschaftliches Handeln ethisch?» lautet die Grundfrage der Parallelveranstaltung, welche vom WEF selbst, von «Brot für alle» und vom Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) organisiert wird. Die im Jahr 2002 erstmals durchgeführten öffentlichen Podiumsgespräche in der Aula der Alpinen Mittelschule waren im vergangenen Jahr überwiegend gut bis sehr gut besucht. Für Christoph Stückelberger, Leiter des SEK-Instituts für Theologie und Ethik, ist das Open Forum eine Möglichkeit, mit Verantwortungsträgern ins Gespräch zu kommen, an die heranzukommen sonst unmöglich wäre, wie er sagt. Damit kontert Stückelberger auch die Kritik radikal globalisierungskritischer Kreise, die dem Open Forum vorwerfen, es leiste einen Beitrag zur Legitimierung des WEF.

Diskussionen mit Couchepin und Deiss
Auch dieses Jahr beteiligen sich Bundesräte am Open Forum. Am Samstag diskutiert Pascal Couchepin unter anderem mit Nestlé-Chef Peter Brabeck und mit dem St. Galler Wirtschaftsethiker Peter Ulrich das Thema «Die Schweiz - vom Musterland zum Durchschnittsstaat?». «Wann dient die Wirtschaft den Menschen?» lautet die Frage eines Panels unter anderem mit Bundesrat Joseph Deiss, der Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai aus Kenya und Christoph Stückelberger. Die Veranstaltungen des Open Forum werden wie jene des WEF vom Schweizer Fernsehen DRS teilweise auf dem Kanal SF Info live oder zeitverschoben übertragen; zusätzlich geschieht dies im Internet (www.wef.sfdrs.ch).

Als Gegenveranstaltung zum WEF versteht sich der am Mittwoch und Donnerstag wiederum stattfindende Anlass «The Public Eye on Davos» im evangelischen Kirchgemeindehaus von Davos Platz. Zum Thema Unternehmensverantwortung sprechen Christopher Avery, Direktor des Business & Human Rights Resource Center in England, die ehemalige Uno-Hochkommissarin für Menschenrechte Mary Robinson und Noreena Hertz, Ökonomin und Autorin von der Cambridge University. Möglicherweise nicht ganz mit der Ernsthaftigkeit der Programme der letzten Jahre mitzuhalten vermag eine Preisverleihung für unverantwortliches Konzernverhalten auf den Gebieten Menschenrechte, Arbeitsrecht, Umwelt und Steuern. Getragen wird die Veranstaltung von der entwicklungspolitischen Organisation Erklärung von Bern, von Pro Natura und weiteren Nichtregierungsorganisationen.

Neue Demonstrationen angekündigt
Bern, 25. Jan. (sda) WEF-Gegner wollen am Donnerstag in Bern erneut gegen das Weltwirtschaftsforum demonstrieren, wie das Anti-WEF- Bündnis am Dienstag ankündigte. Dies deshalb, weil der massive Polizeieinsatz am vergangenen Samstag einem Demonstrationsverbot gleichgekommen sei. Wie schon am Samstag soll es sich um eine friedliche Veranstaltung handeln. Das Anti-WEF-Bündnis möchte auf dem Waisenhausplatz starten und auf den Bundesplatz ziehen. Stadtpolizei-Sprecher Franz Märki bestätigte auf Anfrage den Eingang des Gesuchs. Eine Besprechung mit den Verantwortlichen finde am Mittwoch statt. Auch in Biel soll nach Angaben des Bündnisses am Donnerstag demonstriert werden. Am Samstag finden weitere Kundgebungen in Davos und Basel statt. Während die Bündner Behörden die Demonstration bewilligt haben, wurde in Basel noch kein Gesuch eingereicht.

Unter den 84 am Samstag in Bern Festgenommenen befanden sich auch 2 Journalisten. Beide seien über fünf Stunden festgehalten worden, obwohl sie sich mit offiziellen Pressekarten ausgewiesen hätten, schreibt die Mediengewerkschaft Comedia in einem Communiqué. Ein Journalist trug nach eigenen Angaben ein wenige Zentimeter langes Stück Stacheldraht bei sich, das Demonstranten in einer symbolischen Aktion verteilt hatten. Laut Märki wäre dies ein ausreichender Grund für eine Festnahme.

www.weforum.org/openforum; www.evb.ch
 
 

26.01.05 12:13

5698 Postings, 8041 Tage bilanzDavos aktuell!

26.01.05 14:10

5698 Postings, 8041 Tage bilanzDavos: Mit Aufruf zum Fireden begonnen


Das Weltwirtschaftsforum (WEF) 2005 in Davos hat mit einem Appell für den Frieden und die Bekämpfung der Armut begonnen. Politiker und Konzernchefs sollen darüber diskutieren, wie der Zustand der Welt verbessert werden könnte.

WEF 2005 hat begonnen / Keystone«Wir müssen die Herausforderungen identifizieren und diese in den Workshops und Seminarien erörtern», sagte WEF-Sprecher Mark Adams an der ersten Medienkonferenz am Forum. Nicht nur Diskussionen, sondern konkrete Vorschläge sollen aus den 200 WEF-Meetings hervorgehen.

Handlungsbedarf ortete auch Novartis-Chef Daniel Vasella, einer der Ko-Präsidenten des diesjährigen WEF. Um die Armut zu bekämpfen, müssten Regierungen, Firmen und Nichtregierungsorganisationen zusammenarbeiten, betonte er.

Die Pharmaindustrie engagiere sich zwar bereits stark in Programmen zur kostenlosen Abgabe von Medikamenten für Bedürftige. «Man kann aber immer mehr machen», sagte Vasella.

Seiner Ansicht nach ist der Frieden die wichtigste Voraussetzung für wirtschaftliche Stabilität. In diesem Zusammenhang wird etwa der Nahe Osten ein zentrales Thema des WEF sein.

Das WEF will sich in diesem Jahr den «globalen Themen» widmen. Deshalb betrifft rund die Hälfte der Anlässe die globale Agenda, wie WEF-Managing-Director Ged Davis vor den Medien ausführte. Die übrigen Panels thematisieren die Geschäftswelt, die Wissenschaft und die Kultur.

 

26.01.05 15:23

5698 Postings, 8041 Tage bilanzEin hektischer Tag am Flughafen Zürich


Am Flughafen Zürich herrscht am Mittwoch ein besonders emsiges Treiben. Die meisten Teilnehmer des World Economic Forum (WEF) in Davos, die aus dem Ausland anreisen, treffen pünktlich zum Eröffnungstag in Zürich ein. Von der Limmatstadt aus lassen sie sich mit dem Zug, mit Limousinen oder, wenn es das winterliche Wetter zulässt, mit Helikoptern ins Bündnerland weitertransportieren.

Bis am Dienstagabend waren laut Flughafensprecherin Sonja Zöchling gegen 290 Flugzeuge gemeldet worden, die Wirtschaftsgrössen und Staatsgäste in die Schweiz und ans WEF bringen sollen. Insgesamt rechnet man am Flughafen aber mit rund 900 zusätzlichen Flugbewegungen im Zusammenhang mit dem Wirtschaftstreffen in Davos; das sind etwa gleich viele wie im vergangenen Jahr. Die Zahl von 900 erwarteten An- und Abflügen umfasst sowohl die Flugzeug- als auch die Helikopterbewegungen. Für die Staatsflugzeuge und für private Jets stehen am Flughafen nach Angaben von Sonja Zöchling 64 Parkplätze zur Verfügung. Die Maschinen, die keinen Standplatz in Zürich erhalten, müssen auf andere Flughäfen in der Schweiz oder im benachbarten Ausland ausweichen. Von den Standplatz-Planern wird während des WEF besonders viel Flexibilität verlangt, denn die Zeitpläne der Staatsoberhäupter ändern vielfach in letzter Minute.

Nicht alle WEF-Teilnehmer reisen jedoch mit eigenen Maschinen an. Viele fliegen mit normalen Linienflugzeugen, so dass die Flughafenverwaltung von ihrer Ankunft gar nichts erfährt. Anders verhält es sich mit den VIP, den «very important persons», etwa Mitgliedern von Königshäusern, die in der Zeit zwischen Ankunft und Weiterreise besonders betreut werden. Der VIP-Service wird während des WEF personell jeweils erheblich aufgestockt, um allen Wünschen der Spezialgäste gerecht werden zu können.
 

26.01.05 17:04

5698 Postings, 8041 Tage bilanzChirac hat Angst vorm Wetter!

 

Reise wegen schlechten Wetters abgesagt
Der französische Präsident Jacques Chirac hat heute auf die Reise zum Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos verzichtet.

Nach Angaben der WEF-Veranstalter verzichtete Chirac wegen der Wetterlage auf die Reise nach Davos. Geplant war, den französischen Präsidenten per Helikopter von Zürich nach Davos zu bringen. Die geplante Rede Chiracs sollte am Nachmittag per Videokonferenz in den Bündner Ort übertragen werden.

Chirac plante am WEF Frankreichs Vorschläge zur Finanzierung der Entwicklungszusammenarbeit vorzustellen. «Das Jahr 2005 soll das Jahr der Entwicklung werden», sagte letzte Woche ein Sprecher von Chirac gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. (cpm/sda)

 

26.01.05 17:41

8970 Postings, 7600 Tage bammiePutins Berater verzichtet auf Davos-Reise

Der Wirtschaftsberater des russischen Präsidenten, Andrej Illarionow, hat auf die Teilnahme am Weltwirtschaftsforum in Davos verzichtet. Illarionow erklärte, mit dieser Entscheidung protestiere er gegen die "Zensurpolitik" bei diesem Treffen.

Zuvor hatte Putins Berater dafür plädiert, das Thema Klimawandel auf die Tagesordnung des Forums zu setzen. Im letzten Moment wurde sein geplanter Vortrag jedoch gestrichen. Die Organisatoren argumentierten, zu diesem Thema sei keine Debatte geplant und das Wort werde nur dem britischen Regierungsberater David King erteilt. Großbritannien führt 2005 den Vorsitz in der G8-Gruppe.

"Als G8-Mitglied hat Russland dasselbe Recht, dieses Thema zu erörtern, wie Großbritannien", sagte Illarionow.

"Diese Zensur zeigt, wie haltlos die Positionen der Befürworter des Kyoto-Protokolls sind. Kein Kritiker dieses Protokolls darf in Davos das Wort ergreifen", so Illarionow weiter.

"Die totalitäre Ideologie des "Kyotismus" wird mit totalitären Methoden durchgesetzt. Was man zum Thema Klimawandel in Davos auch sagen wird, das bleibt nur zynische Propaganda, die der Welt und vor allem den Entwicklungsländern aufgedrängt wird", hieß es weiter. "Das Vorgehen der Kyoto-Lobbyisten in Davos und auf der internationalen Bühne zeigt erneut, wie falsch und gefährlich die Entscheidung der russischen Führung war, das Kyoto-Protokoll zu ratifizieren". (RIA)  

26.01.05 18:21

5698 Postings, 8041 Tage bilanzGrosskonzerne am Pranger


Die Gegenveranstaltung wurde mit einem Referat von Noreena Hertz eröffnet.
 
Die Organisationen Erklärung von Bern und Pro Natura haben zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums WEF in Davos erstmals die «Public Eye Awards» für unverantwortliche Konzerne vergeben.

In der Kategorie Menschenrechte stellen die Organisationen den amerikanischen Chemiekonzern The Dow Chemical Company an den Pranger, da sich dieser weigere, die Verantwortung für die Katastrophe im indischen Bhopal mit bisher über 20'000 Toten zu übernehmen.
In der Kategorie Umwelt erhielt die Royal Dutch/Shell Group einen Preis. Der Konzern habe sein Versprechen nicht eingelöst, die für Mensch und Umwelt schädliche offene Gasverbrennung in Nigeria zu stoppen. Auch seien die Ölverschmutzungen im Nigerdelta nie fachgerecht saniert worden.

In der Kategorie Arbeitsrechte wurde der US-Detailhandelsriese Wal-Mart Stores mit dem Preis versehen, da dieser in afrikanischen und asiatischen Kleider-Zulieferbetrieben prekäre Arbeitsbedingungen, Überstunden und Löhne unter dem Existenzminimum dulde.

Die Kategorie Steuern entschied die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgruppe KPMG International mit Sitz in Amsterdam für sich. Diese entwickle sehr aktiv Steuersparmodelle und ermuntere die Kunden zu aggressiven Steuervermeidungspraktiken.

Den «Publikumspreis» erhielt der Schweizer Nahrungsmittelmulti Néstle. Die Organisationen führen die Arbeitskonflikte in Kolumbien und die aggressive Vermarktung von Babynahrung an, mit der Frauen vom gesünderen Stillen abgehalten würden. Dies habe schwerwiegende Folgen für die Babys in ärmeren Ländern.

Insgesamt waren 24 Unternehmen in den verschiedenen Kategorien nominiert. Nichtregierungsorganisationen aus allen fünf Kontinenten sandten Vorschläge ein.

Mit den «Public Eye Awards» wollen die Erklärung von Bern und Pro Natura die Manager am WEF daran erinnern, dass die Öffentlichkeit von den Konzernen verantwortungsvolles Handeln erwartet. Die WEF-Gegenveranstaltung wurde mit einem Referat der Globalisierungskritikerin Noreena Hertz eröffnet.

Die britische Ökonomin forderte insbesondere, dass künftig Muttergesellschaften für die Aktivitäten ihrer Tochterfirmen verantwortlich gemacht werden können. «Multinationale Unternehmen müssen die elementaren Grundrechte respektieren, unabhängig davon, wo sie tätig sind», sagte Hertz. (cpm/ap/sda)

 

26.01.05 20:52

5698 Postings, 8041 Tage bilanzAppelle zu internationaler Solidarität

 
Globale Themen im Zentrum des Weltwirtschaftsforums in Davos
Mit Appellen zur internationalen Solidarität hat am Mittwoch das 35. Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos begonnen. Der französische Präsident Chirac schlug eine internationale Aids-Steuer vor. Der britische Premier Blair warb für die Einbindung der USA in den Kampf gegen den Treibhauseffekt. Bundespräsident Schmid bezeichnete das WEF als Chance für den Frieden.

(ap/sda) Die Flutkatastrophe in Asien und die dabei zum Ausdruck gekommene weltweite Solidarität waren in allen drei Eröffnungsbotschaften ein Thema. Der französische Staatspräsident Chirac warnte vor den «stillen Tsunamis» der Verzweiflung und rief dazu auf, gegen Armut und Epidemien vorzugehen. In einer aus Paris ausgestrahlten Videobotschaft schlug er vor, versuchsweise eine internationale Solidaritätsabgabe zur Finanzierung des Kampfs gegen Aids einzuführen. So könnten internationale Finanztransaktionen mit einer sehr kleinen Abgabe von höchstens einem Zehntausendstel belastet werden. Dies würde zehn Milliarden Dollar pro Jahr einbringen.

Chirac per Video zugeschaltet
Es handle sich dabei nicht um eine Tobin-Steuer, sagte Chirac in Anspielung auf den breiten Widerstand gegen generelle Abgaben auf den internationalen Finanztransaktionen. Sondern es gehe um eine unter den grossen Finanzplätzen der Welt vereinbarte Abgabe, um den Folgen der Kapitalflucht zu begegnen. Die Abgabe könnte auch auf den ausländischen Kapitalbewegungen erhoben werden, die über Länder abgewickelt würden, die am Bankgeheimnis festhielten, sagte Chirac mit einem kleinen Seitenhieb auf das WEF-Gastgeberland.

Als weitere Möglichkeit für eine solche Steuer nannte er eine Ein-Dollar-Abgabe auf jedem der jährlich weltweit rund drei Millionen verkauften Flugtickets. Chirac hatte seine Anwesenheit in Davos unter Hinweis auf das ungünstige Wetter für den Helikopterflug von Zürich nach Davos kurzfristig abgesagt.

Blair setzt Afrika und Klimawandel ins Zentrum
Der britische Premier Blair nannte Afrika und den Klimawandel als Prioritäten der britischen G-8-Präsidentschaft. Er warb dabei für eine Einbindung der USA im Kampf gegen Treibhauseffekt und sprach sich für Lösungen aus, die nicht mit einer drastischen Reduktion des Lebensstandards verbunden sind.

Bundespräsident Samuel Schmid bezeichnete das WEF als Chance für den Frieden, für die wirtschaftliche Entwicklung und für mehr Gerechtigkeit. Es sei eine Chance für mehr Gleichgewicht zwischen den Menschen. Damit dies gelinge, brauche es aber Begegnungen und eine gemeinsame Sprache der Verantwortung.

Offen für neue Fragen
Das Forum müsse offen sein für neue Fragen, denn nur so gebe es auch neue Antworten. «Das World Economic Forum wird immer mehr auch Türen zu jenen öffnen müssen, die bisher weniger gehört wurden», sagte Schmid. Und zwar seien dies Stimmen der Benachteiligten dieser Welt, der Armen, der ungerecht Behandelten. Hier könne das Forum Brücken schlagen.

Höchste Priorität für Bekämpfung der Armut
Zum ersten Mal wurde am WEF eine Versammlung durchgeführt, um die Prioritäten für das fünf Tage dauernde Forum festzulegen. Zwölf Vorschläge hatten die Organisatoren dazu präsentiert. Zu den sechs prioritären Themen wird am Samstag ein Workshop durchgeführt, der die Initiativen und Vorschläge festhalten soll.

Die Bekämpfung der globalen Armut wurde von den Teilnehmern ins Zentrum der Diskussionen gestellt. Zweitwichtigstes Thema ist die Globalisierung, auf Platz drei der Prioritätenliste kam der Klimawandel zu liegen. Von den Teilnehmern neu eingebracht wurde die Bildung. Hier wollen sie den Fokus auf die Möglichkeiten in den Entwicklungsländern legen.

Viel Gewicht messen sie zudem dem Nahost-Konflikt und der Global Governance bei. Die übrigen Themen China, Europa, Weltwirtschaft, amerikanischer Führungsanspruch, Islam, Welthandel und Massenvernichtungswaffen fallen jedoch nicht weg.

Grosser Handlungsbedarf
Grossen Handlungsbedarf in der Bekämpfung der Armut ortete Novartis-Chef Daniel Vasella, einer der Ko-Präsidenten des diesjährigen WEF. Um die Armut zu bekämpfen, müssten Regierungen, Firmen und Nichtregierungsorganisationen zusammenarbeiten, betonte er.

Nicht nur reden
«Wir müssen die Herausforderungen identifizieren und diese in den Workshops und Seminarien erörtern», sagte WEF-Sprecher Mark Adams an der ersten von rund 25 Medienkonferenzen am Forum. Nicht nur Diskussionen, sondern konkrete Vorschläge sollen aus den WEF-Meetings hervorgehen.

Die fünftägige Grossveranstaltung steht unter dem Motto «Verantwortung für schwierige Entscheidungen übernehmen» und findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. An 220 Veranstaltungen diskutieren die mehr als 2250 Teilnehmenden aus 96 Ländern bis zum Sonntag aktuelle Entwicklungen der Welt- und Wirtschaftspolitik.

Grosser Sicherheitsaufwand
Wie in den vergangenen Jahren wird auch die diesjährige Ausgabe des WEF scharf von Polizei und Militär bewacht. Den 2250 Teilnehmern aus 96 Ländern stehen maximal 5500 Armeeangehörige gegenüber. Das sind 800 mehr als letztes Jahr.

An den Hauptstrassen des Wintersportorts errichtete die Polizei Kontrollposten. Überall waren uniformierte Sicherheitskräfte zu sehen. Die Veranstalter hatten vor Beginn mitgeteilt, dass die schweizerische Luftwaffe bereit stehe, jedes Flugzeug abzufangen, dass sich ohne Genehmigung dem Tagungsort nähere.

Gegner bleiben aktiv
Wie in den Vorjahren finden parallel zum WEF mehrere Veranstaltungen statt, die sich kritisch mit der Globalisierung auseinandersetzen. Im Zentrum des Open Forum in Davos steht die Frage «Wann ist wirtschaftliches Handeln ethisch?». Als eigentliche Gegenveranstaltung zum WEF versteht sich das Public Eye on Davos. Während des gesamten Forums planen die WEF-Gegner weitere Demonstrationen. Sie sollen in Bern, Biel, Basel und Davos stattfinden.
 

26.01.05 22:06

8970 Postings, 7600 Tage bammieDavos - Hauptstadt für fünf Tage

Seit heute ist es wieder so weit. Die Weltelite aus Wirtschaft und Politik trifft sich zum Weltwirtschaftsforum in Davos. Zwar hat das Jahrestreffen den familiären, informellen Charme der frühen Jahre eingebüßt ? trotzdem fahren wieder alle hin. Warum?

Eisige Kälte, dichte Schneedecke. Selbst Autos mit Schneeketten kommen nur mühsam im tief verschneiten Schweizer Wintersportort Davos voran, als der Ludwigsburger Unternehmer Helmut Aurenz mit seinem Audi Quattro schwungvoll am schicken Hotel Pöstli vorfährt und kurz vor dem damaligen Audi-Entwicklungschef Ferdinand Piëch zum Stehen kommt. Die beiden kommen angesichts der überlegenen Fahrtechnik aus der Ingolstädter Autofabrik spontan ins gemeinsame Schwärmen und bleiben auch anschließend in Kontakt. Heute, fast ein Vierteljahrhundert später, sitzt Aurenz schon viele Jahre im Aufsichtsrat von Audi und deren Tochter Lamborghini im italienischen Sant?Agata Bolognese.

Begegnungen wie diese sind der Grund, warum Aurenz seit 25 Jahren ohne Unterbrechung Ende Januar/Anfang Februar zum alljährlichen Treffen des World Economic Forum (WEF) nach Davos fährt. Auch in diesem Jahr wieder. ?Wo sonst hat man die Möglichkeit, einen Ferdinand Piëch oder einen Heinrich v. Pierer kennen zu lernen??, sagt der mittelständische Unternehmer, der mit Blumenerde rund 100 Millionen Euro Umsatz im Jahr macht. Frühstückstreffen mit Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, anschließend die Diskussion über unternehmerische Verantwortung mit Microsoft-Gründer Bill Gates, mittags der Empfang mit dem neuen ukrainischen Staatspräsidenten Wiktor Juschtschenko und abends Smalltalk und Häppchen bei Goldman Sachs. Was will man mehr.

Seit Mittwoch dieser Woche ist es wieder so weit. Die Weltelite aus Wirtschaft und Politik trifft sich zu ihrer großen Party. Eigentlich ist Davos nur eine hässliche Kleinstadt im Schweizer Kanton Graubünden. Nicht so weit oben wie Zermatt, nicht so mondän wie St. Moritz. Aber einmal im Jahr wird der Luftkurort für fünf ganze Tage zur Hauptstadt der Welt. Danach reisen wie seit eineinhalb Jahrhunderten vor allem wieder Kranke nach Davos, um auf 1600 Meter Höhe ihre Lunge zu kurieren. Und a selbst die werden weniger. Die Höhenklinik Valbella, die Thomas Mann in seinem ?Zauberberg? als Berghof-Sanatorium verewigte, schloss im Dezember. Kurz danach machte die Alexanderhausklinik dicht, im März schließt die Thurgauer Schaffhauser Höhenklinik ihre Pforten. Kliniksterben in Davos. ?Der Zauberberg ist aus?, sagt Peter Risi, der Präsident des Davoser Ärztevereins. ?Wir müssen uns neu orientieren.?

Ein Glück, dass Davos sein Weltwirtschaftsforum hat. Was vor 34 Jahren als überschaubare Gesprächsrunde von Managern begann, hat sich zu einer Mammutkonferenz von Politik und Wirtschaft ausgewachsen, zum Medienereignis und globalen Event, ein Jahrmarkt der Eitelkeiten und ein Muss für alle, die etwas gelten oder gelten wollen.

Davos ist zum Mythos geworden. Seit Beginn der Achtzigerjahre sprechen auf dem Podium des örtlichen Kongresszentrums die Mächtigen der Welt große Worte. Es geht um Frieden und eine bessere Welt. Aber das ist nur eine Hälfte des Mythos. Vielmehr zehrt der Gipfel von seinem Ruf als Familientreffen. Hier treffen sich die Treiber der Globalisierung: Konzernchefs, die international expandieren, Politiker, die ausländische Investoren suchen.

Und das in Massen: Über 1000 Unternehmensführer haben sich in diesem Jahr angekündigt, darunter mehr als 500 Vorstands- und Aufsichtsratschefs. 23 Staats- und Regierungschefs haben zugesagt ? darunter Gerhard Schröder, Tony Blair, Jacques Chirac, Mahmut Abbas und Wiktor Juschtschenko. Die amerikanische Regierung fehlt in diesem Jahr nur deshalb, weil die Minister gerade frisch ihre neuen Ämter angetreten haben. Dafür treten weltweit 72 Minister, 55 Führer von Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs), 15 Gewerkschafts- und 26 religiöse Führer die Reise in die eidgenössische Provinz an. Dazu kommt eine Riesenschar von Journalisten, die aus Plenumveranstaltungen und Arbeitssitzungen, aus Briefings und Pressekonferenzen berichten.
Das Meeting der Mächtigen ist inzwischen so mächtig angeschwollen, dass es an seinem eigenen Erfolg zu ersticken droht. Klaus Schwab, Gründer und unumschränkter Herrscher des World Economic Forum, steckt in einem Dilemma: Einerseits will er jedem, der sich zur globalen Elite zählen darf, Zugang verschaffen und seine eigene Wichtigkeit dokumentieren. Andererseits wird der Ruf nach mehr Exklusivität und den alten Zeiten immer lauter.

Auch mit offiziell knapp 2200 Gästen, auf die Schwab die Teilnehmerzahl in diesem Jahr angeblich beschränkt hat, bleibt Davos weiter ein Großereignis. Regierungschefs fliegen mit Helikoptern für kurze Statements ein, um dann gleich wieder zum nächsten Termin zu entschwinden. Von der intimen Atmosphäre der Anfangsjahre, wo sich gut 400 Manager in kleineren Kreisen über Führungsfragen unterhielten, ist nicht mehr viel übrig. Da hilft es auch wenig, dass Forumsgründer Schwab im vergangenen Jahr versuchte, die alten Zeiten wiederzubeleben, indem er von jedem Teilnehmer, der eine Krawatte angelegt hatte, fünf Schweizer Franken Strafe einforderte.

Alle, die in den Anfangsjahren dabei waren, klagen unisono über den heutigen Massenbetrieb. Die treuesten der treuen Davos-Recken erkennt man an der kleinen, glitzernden WEF-Nadel. Sie sind eine verschworene Gemeinschaft, die sich wie alle Veteranen gern an die guten, alten Zeiten und die bescheidenen Anfänge des Gipfels erinnert. Früher nahmen die Forumsteilnehmer ihre Skier zum Konferenzzentrum mit und fuhren zwischendurch einfach mal eine Runde. ?Entsprechend waren alle gekleidet?, berichtet Peter Heitz, langjähriger Forumsgänger und ehemaliger Chef der Krefelder Maschinenfabrik Küsters. Heute sind Freizeitpullover trotz Schwabs Anti-Krawatten-Direktive die Ausnahme.

War das Forum anfangs stark von europäischen Unternehmenschefs geprägt, dominiert seit IT-Revolution und Venture-Capital-Boom die amerikanische Ostküsten-Intelligenz die Veranstaltung. Und statt gestandener Mittelständler haben heute die Manager der Multis das Sagen. Wer mit seinem Unternehmen weniger als eine Milliarde Dollar Umsatz macht, wurde vor einigen Jahren mehr oder weniger freundlich ausgeladen ? es sei denn, er hatte einen prominenten und zahlungskräftigen Fürsprecher.

Mit seinem Forum hat der 66-jährige Schwab ja auch viel mehr im Sinn als bloß einen Managergipfel. Er sieht sich selbst als ?wichtigsten Brückenbauer der Welt?. Der in Deutschland aufgewachsene Professor aus Genf glaubt an die Kraft des Dialogs, an große Worte und hehre Absichten. Das Forum soll Politikern und Managern das Gefühl geben, am Zauberberg von Davos werde die Zukunft vorentschieden. Schwabs Erfolg gründet auf dem Versprechen, einmal im Jahr das moralische und intellektuelle Vakuum zu füllen, in dem mancher Konzernlenker offenbar gestrandet ist. Hier tritt eine gläubige Gemeinschaft an, den ?Zustand der Welt zu verbessern? ? orchestriert von Klaus Schwab.

Der Dr.-Ing. und Dr. rer. pol. startete seine Karriere beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer und wechselte später in das Management des Schweizer Maschinenbauers Sulzer Escher Wyss. Im Schwimmbad in Davos soll Schwab dann Ende der Sechzigerjahre die Idee seines Lebens gekommen sein. Nebenan war gerade ein Kongresszentrum erbaut worden, das nach Attraktionen suchte ? vor allem in der schwachen Saison Ende Januar. Schwab handelte Vorzugskonditionen aus und gründete mit befreundeten Unternehmern 1971 das European Management Forum.
Der damalige Nestlé-Präsident Helmut Maucher und ABB-Chef Percy Barnevik gehörten zum engsten Forumskreis. Ex-VW-Chef Ferdinand Piëch, einer der wichtigsten Forumsförderer, kannte Schwab vom gemeinsamen Studium an der ETH Zürich. Der langjährige amerikanische Außenminister Henry Kissinger war an der John F. Kennedy School der Harvard University sein Lehrer.

Politiker waren in Davos ein Jahrzehnt lang die Ausnahme. Erst 1982 wurde das Managermeeting erstmals um Staats- und Regierungschefs und Führer von internationalen Organisationen wie der Weltbank ergänzt. Fortan folgten sie Schwabs Einladung bereitwillig und Jahr für Jahr in größeren Zahlen. Das Format des Forums begann sich nachhaltig zu verändern. Heute finanzieren zwar noch immer die 1000 Teilnehmer aus der Wirtschaft mit ihren Mitgliedsbeiträgen die große Sause: 30 000 Schweizer Franken kostet die Mitgliedschaft im WEF pro Jahr und Unternehmen ? Voraussetzung, um überhaupt eingeladen zu werden. 14 000 Franken berappen die Teilnehmer dann noch einmal pro Kopf für die Konferenz ? ohne Unterkunft und Verpflegung, versteht sich.

Inzwischen sind aber noch einmal genauso viele Gäste aus der Politik, von Gewerkschaften und NGOs oder aus der Wissenschaft geladen. Am Mittwoch dieser Woche beispielsweise eröffnete Tony Blair die Konferenz. Die Politprominenz gab Klaus Schwab die Chance, sich als Weltverbesserer in Szene zu setzen. Zwar hat er mit der Zusammenführung verfeindeter Führer durchaus den politischen Dialog befördert. Griechen und Türken suchten 1988 in Davos nach einem Konsens, genauso wie Hans Modrow, Vorsitzender des Ministerrats der DDR, und Bundeskanzler Helmut Kohl wenige Jahre später. Südafrikas Staatspräsident Frederik Willem de Klerk und sein späterer Nachfolger Nelson Mandela sinnierten 1992 gemeinsam über die Zukunft ihres Landes. Und Israels Premier Shimon Perez und Palästinenserführer Jassir Arafat reichten sich 1994 ? wenn auch nur widerstrebend ? die Hand.

So schön die politischen Fensterreden und inszenierten Dialoge für das Marketing des Forums und die internationale Publizität ihres Chefs sein mögen: Für die zahlenden Gäste bringt sie einen zweifelhaftem Nutzen. ?Politikerreden brauche ich mir in diesem Rahmen nicht anzuhören. Die kann ich auch in der Zeitung nachlesen. Persönliche Begegnungen im kleinen Kreise bringen da mehr?, sagt etwa Roland Berger, Gründer der gleichnamigen Unternehmensberatung und langjähriger Forumsbesucher. Ernst- Moritz Lipp, ehemaliges Vorstandsmitglied der Dresdner Bank und nun Partner bei der Beteiligungsgesellschaft Odewald & Cie. in Berlin, kritisiert: ?Über die Jahre hat die politische Inszenierung das Fachprogramm mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt.?

Und den intimen Charakter des Forums nachhaltig zerstört. Denn mit den Staats- und Regierungschefs kamen die Ministerialen, die Soldaten, Polizisten und politischen Journalisten. Der Andrang der globalen Politprominenz machte die Sicherheit zum ernsthaften Problem. Wer ins Kongresszent‧rum will, muss sich inzwischen durch lange Warteschlangen vorarbeiten und von Metalldetektoren durchleuchten lassen.

Als Ex-US-Präsident BIll Clinton vor Jahren erstmals Davos beehrte, standen sich die Leute auf der Straße im Schnee die Beine in den Bauch. Jürgen Großmann, Chef der Georgsmarienhütte, traf vor dem Eingang den früheren Mercedes-Chef Helmut Werner. ?Wir schauten beide voll Entsetzen auf die Wartenden?, erinnert sich Großmann. ?Es war strahlender Sonnenschein. Da haben wir spontan beschlossen, den Nachmittag über lieber zusammen Ski laufen zu gehen. Die Zusammenfassung von Clintons Rede gab?s dann abends noch im Fernsehen.?
Regelmäßig bekamen auch kleinere Staaten aus Osteuropa, Asien oder Afrika, und Länder wie China oder Russland die Chance, sich auf dem Forum groß zu präsentieren. Da wurden dann frisch gewendete Ex-Kommunisten als neue Heilsbringer für ihre gebeutelten Länder herumgereicht. Kritik wurde allenfalls hinter vorgehaltener Hand geübt. Bitte nicht auf dem Podium. Schwab braucht die Spitzenpolitiker als Public-Relations-Magnet seiner Großveranstaltung. ?Weil er die Regierungschefs nicht vor den Kopf stoßen will, verrät er eigentlich seinen Grundgedanken des kritischen Dialogs?, meint der langjährige Fo-rumsteilnehmer Lipp.

Schwab verdankt seinen Aufstieg und den seines Forums freilich nicht nur den guten Kontakten, sondern auch seiner feinen Nase dafür, was weltweit gerade als Thema angesagt ist. Mal ist es die von Bill Gates verkündete digitale Revolution, mal sind es die Cybertrends und die Netzwerk-Gesellschaft, wie sie Zukunftsforscher John Naisbitt propagiert. Und: Immer wieder geht es um die Globalisierung und ihre Folgen. Nach dem Anschlag vom 11. September 2001 verlegte Schwab die Jahrestagung 2002 kurzerhand nach New York, um vor Ort über die von Terror bedrohte Weltwirtschaft zu konferieren.

Seitdem Schwab mit seinem Forum einmalig fremdging, ist in der Schweiz auch die Diskussion verstummt, ob die ständig steigenden Kosten, die dem Steuerzahler für das Weltwirtschaftsforum aufgebürdet werden, noch gerechtfertigt sind. Allein die Kosten für die Sicherheit summieren sich auf mindestens neun Millionen Franken, wovon das WEF nur ein Viertel trägt. Den Rest teilen sich die Gemeinde, der Kanton und der Bund. Trotzdem ist das Ganze ein lohnendes Geschäft: Die Hochschule St. Gallen errechnete, dass das Forum in der Schweiz direkte Umsätze von insgesamt 42 Millionen Franken produziert ? das Geschäft des WEF selbst nicht eingerechnet.

Obwohl die Veranstaltung auch für Schwab eine lukrative Sache ist, lässt er gerne über Werte jenseits von Profit diskutieren. In diesem Jahr stehen etwa Themen wie ?Hat Wirtschaft einen noblen Zweck?? und ?Warum sich reiche Staaten Glück nicht kaufen können? auf dem Programm. Schwab selbst sagt von sich, er sei einer der ersten ?Antiglobalisierer überhaupt? gewesen. Eine nur wirtschaftliche Globalisierung sei auf Dauer nicht haltbar, so der Forums-Chef: ?Sie muss auch einen sozialen Nutzen bringen.?

Damit liegt der Weltverbesserer mal wieder voll im Trend. Zunehmend stehen Unternehmen unter dem Druck, nicht nur gute Ergebnisse abliefern zu müssen, sondern sich gleichzeitig jedermann als Diener der Gemeinschaft präsentieren zu können. Spenden, soziales Engagement, Unterstützung für vermeintlich oder tatsächlich wohltätige Zwecke: Den Gegnern der Globalisierung und Verfechtern von so genannter Corporate Social Responsibility ist es in den vergangenen Jahren bestens gelungen, unternehmerisches Gewinnstreben als zerstörerisch und gemeingefährlich zu deklassieren. Statt den sozialen Nutzen funktionierender Unternehmen für alle zu betonen, lassen sich die Führer der Multis zunehmend kommunikativ in die Ecke drängen. Das Forum in Davos macht sich die ideologische Verunsicherung der Wirtschaftselite zu Nutze und diskutiert Fragen wie Ethik der Wirtschaft und unternehmerische Verantwortung in epischer Breite.

Die NGOs sind längst fest in die Konferenz eingebunden. Kein Wunder, das WEF ist ja selbst so etwas wie ein NGO: Auf dem Open Forum, das kostenlos der Allgemeinheit zugänglich ist, diskutieren zum dritten Mal hochkarätige Forumsteilnehmer in einer Davoser Mittelschule über Themen wie ?Wann dient die Wirtschaft den Menschen??
Damit hat sich der Gründer immer weiter von den Wurzeln des Forums verabschiedet. Früher diente die Jahrestagung des WEF dazu, die Teilnehmer zu erfolgreicheren Managern zu machen und mit den richtigen Argumenten zu versorgen, damit sie daheim den Nutzen der Globalisierung und die Segnungen des Kapitalismus auch einer breiteren Öffentlichkeit besser kommunizieren konnten. Inzwischen räumt der Forumschef den Kritikern der Globalisierung und ihren Argumenten immer größeren Raum ein.

Immerhin hat Schwab damit erreicht, dass der Höhepunkt der Anti-Globalisierungs-Demonstrationen überschritten scheint. Skandierten vermummte und gewalttätige Demonstranten vor einigen Jahren noch ?WEF ? Mördertreff? und forderten auf Transparenten ?Nieder mit dem Homo oeconomicus?, verläuft heute alles in friedlicheren Bahnen. Die Null-Toleranz-Politik der New Yorker Polizei vor drei Jahren gegenüber den Demonstranten hat bei den Schweizer Kollegen auch offenbar Eindruck gemacht.

So kann sich die globale Elite wieder darauf konzentrieren, den ethisch-moralischen Appellen der Podiumsteilnehmer zu lauschen. Die Marktwirtschaft wird zwar nicht infrage gestellt ? aber ethisch unterfüttert. Angesichts dieses Anspruchs war es für das WEF besonders peinlich, dass der bisherige Co-Geschäftsführer des Forums und ehemalige Präsident von Costa Rica, José María Figueres, im Oktober vergangenen Jahres gehen musste. Er hatte sein Einkommen mit einem dubiosen Beraterauftrag für eine französische Telekommunikationsfirma um rund 900 000 Dollar aufgebessert.

Auch der Forumsgründer selber sorgte mit seiner Verwicklung in den Börsenskandal um die Softwarefirma Think Tools für böse Presse. Die Zürcher Bank Vontobel hatte das Unternehmen 2000 an die Börse gebracht und dank eines kurzzeitigen Kurshochs 13 Milliarden Euro verdient. Als Zeichen der Reue für ihr unethisches Verhalten spendete Vontobel das Geld inzwischen dem Rote Kreuz. Schwab saß zeitweise im Verwaltungsrat der Bank.

Neben ethisch-moralischer Inspiration und Förderung des gemeinsamen globalen Verantwortungsgefühls muss Schwab den eifrigen Forumsjüngern allerdings auch ein wenig profane Unterhaltung bieten. So sollen in diesem Jahr Hollywoodstars wie Angelina Jolie, Richard Gere oder Sharon Stone für den Glamour sorgen, der dem
Forum bisher abging. Der große internationale Gala-Abend im Kongresshaus unterscheidet sich kaum von einem Opernball in einer mittelgroßen deutschen Stadt.

Die in der Regel gut betuchten Herren geben sich eher unauffällig, die Damen sind weniger elegant als in St. Moritz. Auf der Promenade, der Hauptstraße von Davos, sind die Pauschaltouristen von den Konferenzteilnehmern oft nur dadurch zu unterscheiden, dass die WEF-Member die gesponserten Aktentaschen tragen.
Seit die Spitzenpolitiker in Davos Einzug hielten, wird in den Plenarsitzungen immer länger geredet und immer weniger diskutiert. So mancher Diskussionspartner mutiert zum schlichten Stichwortgeber. Selbst Schwab-Freund und Ex-US-Außenminister Kissinger spottete einmal auf offener Bühne: ?Das erinnert mich an meinen alten Freund Senator Humphrey. Der hatte immer mehr Antworten, als es Fragen gab.? Öffentliche Brainstormings erweisen sich oft als laue Lüftchen. Geht es um hohe Politik, werden bekannte Positionen vertreten, dreht es sich um Unternehmensführung, verrät kein Topmanager seine Rezepte. Die Fülle der Veranstaltungen verwirrt; im Labyrinth des Kongresshauses mit seinen verwinkelten Gängen und Abkürzungen droht zuweilen nicht nur die physische Orientierung verloren zu gehen.

Doch um geistige Orientierung geht es vielen Besuchern ohnehin nicht in erster Linie. Die meisten Unternehmenschefs machen den Zirkus nur deshalb mit, weil lukrative Geschäfte locken. Schwab versteht es bestens, seine zahlende Kundschaft bei Laune zu halten. Er hat sich in den vergangenen Jahren darauf kapriziert, reihenweise Staats- und Regierungschefs aus den ehemaligen GUS-Staaten, dem Nahen Osten und Afrika anzukarren. In diesem Jahr sind beispielsweise Nigerias Präsident Olusegun Obasanjo und Shaukat Aziz, der neue Premierminister von Pakistan, dabei. Nicht, weil die Herren in Diskussionsrunden zu Demokratie und Freiheit sehr viel Neues beizutragen hätten. Doch die großen multinationalen Konzerne aus dem Infrastruktur- und Versorgungsbereich können bei den Machthabern aus den Entwicklungs- und Schwellenländern um Großaufträge buhlen. ?Da wird richtig Geschäft gemacht?, sagt ein langjähriger Forumsgänger.

Letztlich schätzen es auch die Wichtigen und Mächtigen, auf einer der vielen Dinnerpartys einen noch Wichtigeren treffen zu können. Jürgen Großmann beispielsweise kam vor Jahren auf einem Empfang einmal ?mit Michael Dell ins Schwätzen über sein Geschäftsmodell?. Das Tempo, mit dem Dell seine Computer ausliefert, inspirierte Großmann: ?Inzwischen ist es unser erklärtes Ziel, die schnellste Stahlhütte Deutschlands zu sein.?

Herbert Henzler, ehemaliger Europa-Chef von McKinsey und heute Beirat bei Credit Suisse, bekennt, sich in Sachen Davos gar vom ?Saulus zum Paulus? gewandelt zu haben. Früher habe er das Forum gemieden. Aber weil die globale Elite in Davos so vollzählig wie sonst nirgends vertreten ist, ?gibt es keine andere Veranstaltung, wo man besser neue Kontakte knüpfen und alte pflegen kann?.

Es sei vor allem eine Frage der richtigen Organisation, ?dann kann man noch immer genauso viele interessante Menschen treffen wie früher?, sagt auch Unternehmensberater Berger, deutscher Networking-Meister aller Klassen. Sein Rat für Davos: Mit einem Satz an festen Terminen anreisen und trotzdem im Kalender Spielraum für spontane Verabredungen lassen. Er sei noch auf keinem Forum gewesen, auf dem sich nicht ?wesentliche Kontakte, eine interessante Zusammenarbeit oder wertvolle Ideen? ergeben hätten. ?In Davos sehe ich in wenigen Tagen mehr Leute als ich sonst auf vielen Reisen treffen könnte.?

Mittelständler Aurenz sieht das ähnlich. Bei einer Veranstaltung von Goldman-Sachs traf er 1994 den damaligen Ministerpräsidenten von Estland, Mart Laar. Von ihm erfuhr er, dass Ausländer in Estland anders als in den meisten übrigen osteuropäischen Staaten schon damals Grundstücke erwerben konnten. Ein Jahr später kaufte Aurenz mit seiner ASB Grünland in dem kleinen baltischen Land Grund und Boden, um dort kräftig zu investieren. Die Bekanntschaft mit dem Ministerpräsidenten erleichterte manche Formalität. Heute ist Aurenz Konsul von Estland in Baden-Württemberg und Estlands früherer Präsident Lennart Meri kommt zu Vorträgen nach Ludwigsburg.

Kein Zweifel: Für Helmut Aurenz hat sich Davos gelohnt. Und so wie ihm geht es vielen. Das ist das schlichte Geheimnis von Davos. Alles andere ist Schall und Rauch.  

26.01.05 22:16

26159 Postings, 7437 Tage AbsoluterNeulingLieber Ratsherr

bilanz - das Auserwähltheitssyndrom

Am liebsten hätte ich Dich mit einem Tennis-Schläger Eurer Volkshelden Wilhelm Federer und Roger Tell besucht.

Gott sei Dank besitze ich keinen Tennis-Schläger. Als mein Zorn verrauchte, dachte ich, daß es lehrreich ist, Euch Auserwählte zu haben.

bilanz - das Auserwähltheitssyndrom

Absoluter Neuling

 

26.01.05 23:15

5698 Postings, 8041 Tage bilanzOptimismus mit Vorbehalten für 2005


Globale Ungleichgewichte als Unsicherheitsfaktor
Am ersten Tag des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos wurde traditionsgemäss die globale wirtschaftliche Lage einer Analyse unterzogen. Generell wurden die Aussichten für 2005 als nicht schlecht eingestuft. Allerdings gaben die weltweiten Ungleichgewichte Anlass zu Sorge in mittlerer Sicht. Nach einhelliger Meinung müssen diese früher oder später korrigiert werden. Wie das geschehen soll, blieb aber unklar.

Schon aufgrund des Namens der Veranstaltung wird am WEF in Davos alljährlich der Puls der Weltwirtschaft gefühlt. Das vom «Financial Times»-Journalisten Martin Wolf moderierte Panelgespräch zeigte wenig Besorgnis über die unmittelbare wirtschaftliche Zukunft. Zurzeit fehlen akute Krisenherde fast völlig. Asien befindet sich in einer beneidenswerten Form. Die Gefahr einer harten Landung in China war in diesem Jahr kein Thema, vielmehr wurde von Takatoshi Ito, Professor an der University of Tokyo, die These vertreten, dass China sehr wohl während mehrerer Jahre mit rund 10% wachsen könne. Ito wies als Beleg dafür auf die Entwicklung Japans in den fünfziger und sechziger Jahren hin. Auch für Japan selbst sieht er derzeit kaum grössere konjunkturelle Risiken.

Dynamischer gewordene Welt
Jacob Frenkel, der frühere Zentralbank-Gouverneur Israels, konstatierte, dass nicht nur Asien, sondern die ganze Welt sehr dynamisch geworden sei. Wichtige aufstrebende Volkswirtschaften wie Brasilien, Mexiko, Russland und die Türkei hätten sich grundlegend geändert und seien mittlerweile zu interessanten Orten für Investitionen geworden. Laura Tyson, ehemalige Wirtschaftsberaterin von Präsident Clinton und nun Dean an der London Business School, wies sogar auf einige positive Aspekte in Europa hin.

Der alte Kontinent sei in seiner Entwicklung unlängst durch hohe Wechselkurse und als besonders erdölabhängige Region durch die hohen Erdölpreise gebremst worden. Immerhin seien aber einige vorsichtige Reformen angegangen worden, und in Deutschland seien beispielsweise die Gewerkschaften erheblich flexibler geworden. Ausserdem würden die grossen Investitionen in Informationstechnologien ihre produktivitätssteigernden Wirkungen in Europa erst noch voll entfalten, vor allem im Dienstleistungssektor.

Amerika spart zu wenig
Schliesslich wurde auf die weiterhin zentrale Rolle der amerikanischen Wirtschaft und von deren Wachstum bei der Verfassung der Weltwirtschaft hingewiesen. Wenig überraschend galten die Vorbehalte über die mittelfristige Entwicklung der Weltwirtschaft ebenfalls primär der Rolle der USA. Es sind deren Zwillingsdefizite - jenes in der Leistungsbilanz und jenes der öffentlichen Hand -, die besondere Besorgnis erregen. Mit anderen Worten kann auch gesagt werden, dass Amerika zu wenig spare, wie sich Stephen Roach ausdrückte.

Die Hauptschuld wurde nicht einmal so sehr dem Staat zugeschrieben, sondern vielmehr den privaten Haushalten. Diese sparten praktisch nichts mehr, was auch im Anteil des Privatkonsums von 71% am Bruttoinlandprodukt sichtbar werde; in den letzten 25 Jahren habe der Anteil durchschnittlich bei 67% gelegen. Früher oder später müsse eine Korrektur erfolgen. Der Prozess dieser Korrektur ist sowohl in seiner Ausgestaltung wie auch im zeitlichen Ablauf offen. Immerhin schienen die Teilnehmer am Panel eine Korrektur über eine Erhöhung der realen Zinsen in den USA als schneller wirksam zu betrachten. Damit könnte die Binnennachfrage und damit auch der Importsog gebremst werden.

Eine Abwertung des Dollars bedinge dagegen einen zu langen Bremsweg, um das Leistungsbilanzdefizit innerhalb einer akzeptablen Frist genügend eindämmen zu können.Martin Wolf brachte die Diskussion auf den wohl zutreffenden Nenner, dass es der Weltwirtschaft zurzeit gut gehe, weil man die Ungleichgewichte nicht korrigiere. Die Frage sei jedoch, wie lange dies so weitergehen könne und wie die Korrektur aussehen werde, wenn sie denn einmal komme.
 

27.01.05 06:03

30 Postings, 7112 Tage punktHervorragend

Guten Morgen Herr Bilanz, ich hoffe, dass Sie gut geschlafen haben und wünsche Ihnen einen schönen Tag. Die hier reinkopierten Artikel sind sehr informativ.

PUNKT  

27.01.05 07:22
1

26159 Postings, 7437 Tage AbsoluterNeulingGuten Morgen

bilanz - das Auserwähltheitssyndrom

Es schneit nicht, aber ist kalt.

Aufpassen, gefährliche Strassen können gefährlich werden.

Davos liegt in der Schweiz, Auschwitz in Deutschland.

Ich gehe spazieren.

bilanz - das Auserwähltheitssyndrom

Absoluter Neuling

 

27.01.05 10:33

5698 Postings, 8041 Tage bilanzSchröder heute in Davos


Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder wird heute im Laufe des Tages in Davos erwartet.

Davos zeigt sich von seiner schönsten Seite, tiefverschneit und blauer Himmel.
Temperatur zur Zeit Minus 13C'Celsius. (Posting 35 Davos-Wetter und Panorama-Bild aktuell)

Was wird er morgen erzählen am WEF?
Lassen wir uns überraschen.

Herzlich willkommen Herr Bundeskanzler.
Wir Schweizer sind gute Gastgeber und haben auch gastronomisch etwas zu bieten.
 

27.01.05 14:46

5698 Postings, 8041 Tage bilanzDrei Paten für Afrika



DAVOS ? Ein illustres Trio hat sich heute in den Bündner Bergen für den Schwarzen Kontinenten stark gemacht. Tony Blair, Bill Gates und Bono Vox machen gemeinsam gute  
Afrika hat drei Paten, die auf der weltpolitischen Bühne alles andere als Leichtgewichte sind.

Und diese Zweckgemeinschaft hat heute am Wef deutlich gemacht, wie dem riesigen Stück Erde zwischen Casablanca und Kapstadt geholfen werden kann. Das Motto dabei: Das Jahr 2005 muss für Afrika eine Wende einläuten.

Würden die gravierende Probleme des ärmsten Kontinentes anderswo auftreten, hätte das die Öffentlichkeit längst als Skandal bezeichnet, sagte etwa der britische Premier Blair heute vor den Medien.

Vor allem die Entschuldung sowie die Entwicklungshilfe müsse vorangetrieben werden, so Blair weiter. Besonders besorgniserregend sei die Krankheit Malaria, an der jedes Jahr eine Million Menschen sterben.

Microsoft-Präsident Bill Gates fügte an, dass bei der Bekämpfung von Malaria bessere Medizin zur Verfügung gestellt werden muss. Zudem sei die Erforschung eines Impfstoffs zu intensivieren.

Angesichts verschiedener Initiativen sei er relativ optimistisch, sagte Gates, der mit seiner Frau eine Stiftung für wohltätige Zwecke gegründet hat. Wichtig sei aber, dass Staaten wie die USA nicht auf die Idee kämen, die Entwicklungshilfe wegen der grossen Haushalts- und Handelsbilanzdefizite zu kürzen.

Auch Bono Vox, Sänger der irischen Rockgruppe U2, rief zu einer Erhöhung der Entwicklungshilfe für Afrika auf. «In einer Rolle als Rockstar und Aktivist verteile ich Applaus, wenn sich jemand engagiert, und Tadel, wenn etwas schiefläuft», sagte er. Er würdigte die Arbeit von Blair und Gates bei der Armutsbekämpfung.

Der französische Präsident Chirac hat bereits gestern in Davos Ideen vorgestellt, um mehr Geld für die Finanzierung des Kampfes gegen Aids in den ärmsten Ländern sicherzustellen.

Ihm schwebt etwa eine Besteuerung der Finanztranskationen, der Länder mit Bankgeheimnis, der Flugtickets oder des Kerosins vor. Damit solle ein Fonds zur Bekämpfung von Aids gespiesen werden.    

27.01.05 14:50

26159 Postings, 7437 Tage AbsoluterNeulingBill - Blair - Bono? Da fehlt doch noch...

bilanz - das Auserwähltheitssyndrom

...bilanz!

bilanz - das Auserwähltheitssyndrom

Absoluter Neuling

 

27.01.05 14:58

129861 Postings, 7547 Tage kiiwiiWhatch!

Bist Du nicht verwarnt !?

MfG
kiiwii  

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