Der Mendener Unternehmer Hermann-Josef Schulte (HJS) sieht unweigerlich kommen, was Automobilindustrie und Bundespolitiker beim ersten Diesel-Gipfel noch umkurvt haben: die massenhafte Nachrüstung von Diesel-Pkw in Deutschland mit Abgassystemen. Die Systeme, die schädlichen Stickoxide aus Diesel-Abgasen herausfiltern, gibt es längst, sagt Schulte. Das wirksamste sei die ?AdBlue?-Technologie, für die HJS das Patent hält, gemeinsam mit Daimler und dem britischen Chemiekonzern Johnson Matthey. 2500 Euro pro Auto würde so eine Nachrüstung kosten, erklärt Schulte. ?Komplett, mit Einbau und Mehrwertsteuer.? Wirtschaft Partner fast aller großen Auto-Hersteller Mit rund 400 Beschäftigten in Menden fertigt HJS heute nach eigenen Angaben für fast alle großen europäischen... Was den Mendener Mittelständler sicher macht, dass es so kommt: ?Es wird nicht reichen, den Schadstoff-Ausstoß nur über Umstellungen der Software zu vermindern.? Die Gefahr von Fahrverboten für Dieselautos in Großstädten bleibe also aktuell, sagte Schulte dieser Zeitung. Die Kommunen stünden ihrerseits unter dem Druck der Klageandrohungen von Umweltverbänden, falls sie weiterhin Überschreitungen des Grenzwertes von 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft tatenlos zuließen. Diesel nicht vom Markt zu tauschen Es sei außerdem ein großer Irrtum zu glauben, dass sich der Diesel jetzt mit einer Prämie rasch wegtauschen lasse. Der Wertverlust für das Altfahrzeug sei in den meisten Fällen höher als jede Wechselprämie, das bekämen verkaufswillige Dieselfahrer jetzt schon zu spüren. ?Durch diese Debatte wird das rollende Vermögen von Millionen Autofahrern vernichtet. Da reden wir von einer Dimension von 50 Milliarden Euro.? Damit zahlten die Halter die Zeche. ?Das wäre sozialpolitisch ein Unding ? und ungerecht obendrein.? Denn das ?brutale Versagen? der Kontrollen haben aus Schultes Sicht zu lasche Behörden zu verantworten. Sie hätten unter reine Laborwerte ihre Stempel gemacht, obwohl die Motoren auf der Straße das Zehnfache an Stickstoffoxid ausgasen. Wenn der Rechtsstaat jetzt seiner Pflicht nachkomme, für die Gesundheit seiner Bürger zu sorgen, ?dann wird man in den Markt der Bestandsfahrzeuge eingreifen?, zeigt sich Schulte überzeugt. Für diesen Fall fordert der Unternehmer, bei dem sich gerade zu Wahlkampfzeiten prominente SPD-Politiker vielfach die Klinke in die Hand gaben, dass sich Bund und Industrie die Nachrüstungskosten teilen. Denn sie seien gleichermaßen verantwortlich fürs ?Dieselgate?. Interessante Geschäfte erwartet Der Dieselmotor sei nach wie vor ?ein toller Antrieb?. Es gebe ja nicht nur Stickstoff-Grenzwerte, sondern auch die hoch gesteckten Ziele beim Klimakiller Kohlendioxid. Die seien ohne Dieselfahrzeuge in den nächsten Jahren überhaupt nicht einzuhalten. Es gelte also den Diesel zu verbessern, statt zu verdammen. ?Die Instrumente für die Nachrüstung liegen lange genug auf dem Tisch.
|