Gründer Michael Viktor Kamp rückt an die Spitze des angeschlagenen Düsseldorfer Unternehmens. Der 62-Jährige will in Zukunft wieder das Kerngeschäft in den Mittelpunkt rücken. Strategieberater stehen ihm bei seinen Plänen zur Seite.
DÜSSELDORF. So richtig wohl ist ihm nicht. Ein wenig schüchtern wirkt der 62-Jährige, der im saloppen Sommerjackett und grauem T-Shirt zum Interview erscheint. ?Ich wollte nie in der Öffentlichkeit stehen?, sagt er entschuldigend mit leiser Stimme.
Aber Michael Viktor Kamp hat keine andere Wahl. Der Mann, der Systaic 2004 gründete und mit knapp 20 Prozent die meisten Aktien hält, muss die angeschlagene Düsseldorfer Solarfirma retten. ?Deshalb übernehme ich ab diesem Montag den Vorstandsvorsitz?, sagt Kamp, der auch für Finanzen zuständig ist, dem Handelsblatt. Der bisherige Vorstandschef Michael Pack kümmert sich künftig um Vertrieb und Marketing. Bis Ende Juli hatte noch der frühere Finanzvorstand Udo Zimmer versucht, als Generalbevollmächtigter das Unternehmen auf Kurs zu bringen.
Kamp will das Unternehmen wieder auf sein Kerngeschäft konzentrieren: integrierte Solardächer für Autos und Häuser, die nicht aufs Dach geschraubt werden, sondern Spezialmodule, die selbst Teil des Daches sind. ?Da haben wir einen Knowhow-Vorsprung gegenüber anderen Unternehmen?, gibt sich der frisch gekürte Vorstandschef überzeugt und verweist auf Erfolge im französischen Markt.
Seit Monaten ist das Düsseldorfer Unternehmen in arger Bedrängnis. ?Wir haben einen Liquiditätsengpass?, räumt Kamp ein. ?Aber wir können die Gehälter, Sozialleistungen und laufenden Kosten zahlen.?
Seit Anfang des Jahres laufen Verhandlungen mit den Banken über die Verlängerung der Kreditlinien. Längst hat sich der Pool aus vier Banken, zu denen die Düsseldorfer WestLB gehört, zerstritten. Jetzt verhandelt Systaic mit den Kreditinstituten einzeln. ?Natürlich bin ich davon überzeugt, dass ich dem Unternehmen neue Liquidität verschaffen kann?, sagt Kamp.
Im vergangenen Jahr hatte Systaic mit 218 Mio. Euro seine Umsatzziele von 300 Mio. Euro deutlich verfehlt. Im ersten Quartal 2010 kam es noch schlimmer: Der Umsatz erreichte nur gut fünf Mio. Euro. Und unter dem Strich stand ein Verlust von 7,25 Mio. Euro.
Kamp, der nach eigenen Angaben mit Hotelprojekten im Ausland sein Vermögen machte und sich seit mehr als 25 Jahren in der Solarbranche betätigt, räumt Strategiefehler ein. So habe sich Systaic vom Solarboom der vergangenen Jahre ?anstecken lassen?. Das Unternehmen, das als Spezialist für integrierte Solardächer antrat, stieg nach dem Börsengang 2007 stärker ins Geschäft mit Solarparks vor allem in Spanien ein. Als die Regierung die Förderung radikal kürzte und die Finanzkrise einsetzte, brach das Geschäft zusammen. Auch große Wettbewerber wie Solon und Q-Cells rutschten in die roten Zahlen.
Um einen Neuanfang zu schaffen, holt sich Kamp die britischen Sanierungsberater von Hawkpoint ins Haus. Erst nach gemeinsamer Analyse will er dann in den nächsten Wochen eine Gewinnprognose für 2010 abgeben. Im Gesamtjahr erwartet er nur einen Umsatz ?im zweistelligen Millionenbereich?. Das Unternehmen hat seine Mitarbeiterzahl bereits deutlich von 250 auf 150 verringert. Kamp will die beiden kleinen Werke in Heilbronn (Solarzellen) und in Landsberg am Lech (Solarmodule) behalten.
Die Aktionäre (65 Prozent Streubesitz) werden den Sanierungskurs genau verfolgen. Die Aktie ist seit Mitte Mai von 1,23 Euro auf nur noch rund 50 Cent abgestürzt.
|