Fundamental sehe ich den CHF auch überbewertet. Legt man die Kaufkraftparität zugrunde, sollte der Wechselkurs zwischen CHF 1,35 und CHF 1,40 liegen. Hinzu kommt, dass der CHF alles andere als ein "Safe Haven" ist. Neben der fundamentalen Überbewertung kommt hinzu, dass die Schweiz eine Immobilienblase entwickelt hat, die insbesondere in den Metropolregionen Zürich und Genf zu finden ist. Aufgrund der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Hypothekarzinsen liegt die Beleihung der Immobilien oft bei bis zu 90 %. Ein weiterer Schwachpunkt ist die massive Abhängigkeit vom Finanzsektor. Und die Aussichten hier sind alles andere als rosig. Zum einen hat die Schweiz durch die defakto Aufgabe des Bankgeheimnisses massiv an Wettbewerbsfähigkeit eingebüsst, zum anderen aber gibt es zusätzlich weltweit Tendenzen einer Reduktion des Finanzsektors.
Der Wechselkurs belastet zusätzlich massivst das Geschäft der KMU, die in direkter Konkurrenz mit ihrer deutschen bzw. europäischen Konkurrenz stehen.
All diese wichtigen Entwicklungen sind in der öffentlichen Wahrnehmung vollständig in den Hintergrund gerückt, da aufgrund der europäischen Finanzkrise Horrorszenarien aufgebaut worden sind, die der Schweiz massive Kapitalzuflüsse beschert haben.
Meine Prognose ist deshalb, wenn die Euro-Finanzkrise irgendwann (hoffentlich möglichst bald) beendet sein sollte, werden diese Finanzströme sich wieder umkehren und die Probleme werden offen zu Tage treten. Wenn dann noch die Immobilienpreisblase platzt, dann kann die Schweiz ganz schnell eine Entwicklung erleben, wie die von Irland in den letzten drei Jahren. Irland hattte vor der Krise noch viel bessere Wirtschaftsdaten: jüngste Bevölkerung Europas, massiver Zustrom an gut ausgebildeten Arbeitskräften, hohe Internationalität & Wettbewerbsfähigkeit, extrem tiefe Staatsverschuldung (Debt/ GDP von unter 25 %).
Und da die Schweiz nicht dem Euro angehört, würde eine derartige Krise sich auch massivst auf den Wechselkurs auswirken. Von daher können wir in ein paar Jahren problemlos Kurse von CHF 1,60 aufwärts sehen.
Kurzfristig ist aber die Gefahr gross, dass die SNB fundamentale Fehler begeht. Wenn sie die Kursuntergrenze aufgeben sollte (und dies könnte in ein paar Monaten durchaus geschehen, wenn der politische Rückhalt schwindet), dann kracht der Euro direkt auf CHF 1,10 und würde sich frühestens bei CHF 1 wieder fangen. Die SNB würde natürlich auf ein Ereignis auf europäischer Ebene warten und ihre Aufgabe damit begründen.
Die SNB hat schon historisch gesehen oft sehr inkompetent agiert. Man denke nur an Goldverkäufe zum historischen Tiefststand von unter USD 300. Und nicht nur das - man hat diese Verkäufe auch schon vorher angekündigt und somit den eigenen Verkaufspreis noch weiter gedrückt.
Von daher ist die Lage sehr undurchsichtig. Nichts desto trotz ist das Risiko einer CHF-Shortposition so gering wie nie. Den wenn man einen Knock-Out erwirbt mit Schwelle von knapp unter CHF 1,20, kann man auch nur die Differenz zum aktuellen Kurs verlieren. Das Upside ist theoretisch unbegrenzt. Würde aber auf jeden Fall eine Schwelle von CHF 1, 20 und darunter empfehlen. Ansonsten ist das Risiko sehr hoch, dass man ausgeknockt wird.
|