zur info !! Artikel vom 13. Oktober 2012 Nur selten werden Machtkämpfe um einen börsennotierten Konzern auf derart offener Bühne ausgetragen wie bei Praktiker. Der Chef der angeschlagenen Baumarktkette, Kay Hafner, wollte sich für die Sanierung einen Millionenkredit des amerikanischen Investors Anchorage sichern. Dagegen lief der Großaktionär Sturm, die österreichische Privatbank Semper. Denn das Darlehen sollte mit dem einzig wertvollen Teil des Unternehmens besichert werden, der Tochter Max Bahr. Und wohl nicht zu Unrecht fürchteten die Eigentümer, dass der Wucherzins-Kredit nie und nimmer zurückgezahlt werden könnte und dann Max Bahr als Pfand an die Amerikaner fiele; ihnen selbst bliebe Praktiker als wertlose Hülle. Anchorage legt es üblicherweise darauf an, vom Kreditgeber zum Eigentümer eines Unternehmens zu werden; beim Autozulieferer Honsel und beim Schiffsbauer Bavaria Yachtbau hatte man damit bereits Erfolg. Die Bank Semper wiederum gehört dem Baulöwen Hans Peter Haselsteiner (Strabag, knapp 50 Prozent), dem Sanierer Erhard Grossnig und Donauchemie-Chef Alain de Krassny. Letzterer will bekanntermaßen verkaufen, doch Siemens-Vorstandschef Peter Löscher sagte ihm im Juni ab. Einstweilen kümmert sich seine Frau Isabella de Krassny, schon vor der Ehe streitbare Aktionärsvertreterin und Österreichs bekanntester Hauptversammlungsschreck, für ihn um den Fall Praktiker. Vor der jüngsten Hauptversammlung verbündete sie sich mit dem Hedgefonds-Manager Clemens Vedder, der mehr als 25 Millionen Euro frisches Geld zusagte. Doch unterlag de Krassny zunächst und musste Hafners Konzept zustimmen. Der hatte gedroht, sonst postwendend Insolvenz anzumelden. Doch am Ende hatte er zu hoch gepokert: Anchorage stellte Nachforderungen, die Hafner ohne Zustimmung der Aufsichtsräte nicht erfüllen konnte. Nun ist er weg, ebenso der Aufsichtsratschef Kersten von Schenck von der Frankfurter Großkanzlei Clifford Chance. Nachfolger werden der frühere Chef der österreichischen Aldi-Dependance Hofer, Armin Burger, und im Aufsichtsrat Semper-Miteigner Grossnig. Vedder bzw. sein Hedgefonds Goldsmith steigen nach der geplanten Kapitalerhöhung mit knapp 30 Prozent zum größten Praktiker-Aktionär auf. Wenig Freude dürfte das bei der Commerzbank auslösen, die als Hauptkreditgeber der Baumarktkette erst kürzlich ein 40-Millionen-Darlehen verlängert hat. Denn dort ist der Investor ein alter Bekannter, seit er im Jahr 2000 mit den WCM-Kumpanen um Karl Ehlerding einen feindlichen Angriff auf die Bank gestartet hatte und sie zur Fusion mit der Dresdner zwingen wollte. Die Frage bleibt aber, welches Interesse Vedder an einer Baumarktkette mit gründlich abgewirtschafteter Marke hat. Oder ob er, nachdem er erst kürzlich den Münchener-Rück-Konzern verklagt hat, am Ende nur einen Rachefeldzug gegen die Commerzbank plant. http://www.fnp.de/fnp/nachrichten/wirtschaft/...01.c.10236136.de.html
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