Viele Rohstoff-Investoren wähnten sich im sicheren Hafen im Falle einer heftigen Korrektur am Aktienmarkt, so die Experten vom "Geldanlage-Report".
Aber weit gefehlt - gerade Aktien von Rohstoff-Explorern habe es mit am heftigsten erwischt. Auch viele der hoch gelobten Nickel-Aktien seien schwer unter die Räder gekommen. Die Experten würden sich fragen, warum das so sei und warum sich jetzt ein Einstieg lohne. Weil die Krise am amerikanischen Immobilienmarkt längst zu einer allgemeinen Kredit- und Liquiditätskrise geworden sei, würden Rohstoff-Aktien von der aktuellen Korrektur nicht verschont bleiben. Im Gegenteil: Vor allem Explorer habe es besonders heftig erwischt. Zum einen habe dies fundamentale Ursachen gehabt: Denn die Finanzkrise drohe, auf die Realwirtschaft überzugreifen, und damit würde auch die Nachfrage nach Rohstoffen sinken.
Viel entscheidender für die teils dramatischen Verluste sei aber, dass gerade im Rohstoffbereich enorm viele Hedgefonds investiert seien bzw. gewesen seien. Mittelabflüsse hätten viele in den letzten Tagen zum Abverkauf großer Bestände gezwungen - ob sie gewollt hätten oder nicht. Zudem würden Hedgefonds oft mit einem hohen Hebel agieren, um die Renditen aufzupäppeln. Erst das mache sie ja für viele Investoren in einem Niedrigzins-Umfeld so interessant.
Nun zeige sich die Kehrseite der Medaille: Das heiße, Verluste von ein paar Prozent beim Basispreis würden gleich zu 20 oder 30 Prozent Realverlust in den Fonds führen. Viele hätten die Notbremse ziehen müssen und damit den Druck auf die Märkte noch erhöht.
Dass es vor allem kleine Explorer so erwischt habe, habe zum einen an der unglaublichen Spekulationsblase gelegen, die sich in den vergangenen Monaten, ja sogar Jahren, aufgebaut habe. Hier würden Kleinanleger nach wie vor von dubiosen Börsenpamphleten in höchst spekulative Explorer gejagt und dann werde in Diskussionsforen gezielt Stimmung für diese Werte gemacht - während die Initiatoren in aller Ruhe ihre Positionen abverkaufen würden.
Die Mechanismen seien alle bereits zigmal erklärt worden. Aber die Masche funktioniere - leider - immer wieder. Deshalb nur der einfache Hinweis - Anleger sollten einfach schauen, zu welchen zehn bis 20 Aktien in Deutschlands größtem Aktien-Diskussionsforum in den letzten Tagen am meisten Beiträge vorhanden seien, und diese Titel dann unbedingt meiden. Sie könnten so die größten Blasen gezielt umgehen. Doch es würde zu kurz greifen, den Explorer-Crash alleine auf die "Pusher-Fraktion" zu schieben. In der allgemeinen Panik seien zuletzt auch viele seriöse und höchst aussichtsreiche Werte aus diesem Sektor regelrecht "abgeschlachtet" worden.
Besonders heftig habe es Nickel-Explorer erwischt. Der Preis für das "Boom-Metall" habe sich innerhalb von nur drei Monaten von 24 auf unter 12 US-Dollar je Britisches Pfund mehr als halbiert. Zuvor sei das Metall im Frühjahr 2006 aus einer zweijährigen Trading-Range, während der sich Nickel zwischen fünf und 7,50 US-Dollar bewegt habe, nach oben ausgebrochen und habe dann im Mai dieses Jahres sein vorläufiges Hoch erreicht.
Die beiden interessantesten Junior-Nickel-Explorer, Mustang Minerals und Crowflight Minerals hätten in der Spitze 70 bzw. 60 Prozent an Wert verloren und seien nun wieder höchst attraktiv bewertet. Aber bevor die Experten auf die Einzelwerte näher eingehen würden, wollten sie sich die Perspektiven von Nickel genauer ansehen. Nickel sei ein silbrig-weißes Metall und sehr widerstandsfähig gegenüber Säuren. Es werde vor allem als Stahllegierung zum Rostschutz verwendet. Die größten Vorkommen seien in Russland, Australien und Kanada vorhanden.
Grundlage für den starken Anstieg sei damit die enorme Stahlnachfrage aus Asien, speziell China, gewesen, die gleichzeitig auch den Bedarf an Nickel stark erhöht habe. Die chinesischen Nickelimporte hätten im vergangenen Jahr um über 50 Prozent zugelegt. Aufgrund fehlender Rohstoffe könne China Nickel nur in sehr geringem Umfang selbst herstellen. Das sei ein wichtiger Punkt, weil China weiter auf Nickel angewiesen sei, auch wenn es seinen Stahlbedarf jetzt selbst decken könne.
Für das Jahr 2007 würden Analysten eigentlich mit einem deutlichen Angebotsdefizit rechnen. Der Nickelverbrauch solle demnach bei 1,46 Milliarden Tonnen liegen, produziert werden dürften aber nur 1,44 Milliarden Tonnen. Und selbst diese Produktionsmenge werde nur dank moderner, dafür aber wesentlich teurerer Abbaumethoden erreicht.
Die aktuelle Entwicklung der Lagerbestände stelle diese Prognose jedoch infrage. Parallel mit dem Absturz des Nickelpreises seien diese dramatisch angestiegen und würden derzeit wieder einen Wert von rund 20.000 Tonnen erreichen. Zum Vergleich: Das Tief habe im Bereich von 4.000 Tonnen gelegen. 20.000 Tonnen seien in etwa der Durchschnittswert in den vergangenen fünf Jahren. (21.08.2007/ac/a/m)
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