"Gemischte Stimmung auf der Global Metals & Mining Conference
Stuttgart (www.rohstoffe-go.de) Mit Goldcorp, Barrick, Newmont, Kinross und Anglogold starteten am Montag die Top-5 der größten Goldproduzenten die Riege der Präsentationen vor über 1.000 geladenen Investoren aus allen Kontinenten auf der diesjährigen ?Global Metals & Mining Conference? in Miami. Von den Big 5 hat uns Goldcorp am besten gefallen, da hier das Wachstumspotenzial am höchsten und plausibelsten erscheint. Insgesamt muss man sagen, dass die Stimmung unter den Gesellschaften sehr unterschiedlich ist: Während die Goldproduzenten sehr zufrieden sind, macht sich unter vielen Basismetallgesellschaften der brutale Kurseinbruch, der viele auf dem falschen Fuß erwischt hat, deutlich bemerkbar! Inzwischen sind wir das vierte Jahr in Folge auf dieser Konferenz und genauso lange heißt der Key-note-Speaker am Montag zum Mittagessen Robert Friedland, seines Zeichens CEO und Gründer von Ivanhoe Mines, die derzeit mit Rio Tinto den größten Gold/Kupfer-Fund Asiens entwickeln. Friedland ist zweifelsohne eine der schillerndsten Persönlichkeiten der globalen Minenindustrie. Vor allem seine scharfen geopolitischen Einschätzungen und sein unglaubliches Netzwerk, welches von den CEOs der größten Minenkonzerne der Welt (mit BHP-Chef Marius Kloppers war er zur Olympiaeröffnung in China und prophezeite ihm nach eigener Aussage schon damals, dass die geplante Übernahme von Rio Tinto scheitern würde) bis hinein in höchste US- und chinesische Politikerkreise reicht, machen ihn zu einem profunden Experten in Sachen ?wohin-wird-sich-die-Weltentwickeln?.
Vor allem die Tatsache, dass sich die neue US-Außenministerin Hillary Clinton zunächst nach China begab, um dort zu ?betteln?, dass die Chinesen doch bitte weiter US-Staatsanleihen kaufen sollen, da man ?in einem Boot? sitze, stimme bedenklich. Denn wer die chinesische Seele kenne, der wird wissen, dass man dann erst recht überlegt, ob man seine 1,3 Billionen US-Dollar nicht besser investiert. Und genau dies wird passieren: Neben den 19,5 Mrd. USD, welche die Chinesen in Rio Tinto investierten, steckte man jüngst weitere zweistellige Milliarden US-Dollar-Beträge in eine Kooperation mit Sibneft und in Kupfer/Eisenerzprojekte in Brasilien. Dies alles, nachdem man bereits zig-Milliarden in Australien investierte, um die geografische Nähe der dortigen Rohstoffvorkommen zu nutzen. Fakt ist also, dass den Chinesen die zuletzt stark gefallenen Bewertungen von Rohstoffprojekten punktgenau entgegen kommen, um ihre Dollarreserven in werthaltige Assets zu tauschen und damit den Grundstein für den nächsten Aufschwung zu legen.
China folgt damit dem japanischen Beispiel, indem man immer mehr Direktinvestments in Rohstoffgesellschaften in aller Welt tätigt und sich dafür langfristige Lieferverträge einräumen lässt (Japan hatte in den 60er Jahren angefangen, massiv in Rohstoffprojekte zu investieren). Sowohl für China als auch für die entsprechenden Länder und Gesellschaften bieten sich dadurch vor allem zwei Vorteile: Planungssicherheit und Investitionssicherheit! Die Minengesellschaft kann durch feste Abnahmeverträge auf lange Sicht planen und die Budgets für Exploration entsprechend einteilen. Auf der anderen Seite konnten sich die Japaner (und jetzt die Chinesen) auf die im eigenen Land nicht vorhandenen, aber für die Exportwirtschaft unverzichtbaren Rohstoffe, langfristigen Zugriff sichern. Aber in der aktuellen Kreditklemme noch wichtiger: Der wichtigste Abnehmer China tritt als billiger Kreditgeber auf!
Friedland sagt zudem voraus, dass die Chinesen noch vor den Amerikanern aus der Wachstumsdelle kommen. Damit vertritt er eine recht einsame Meinung. Denn der Konsens der Analysten lautet bislang, dass die globale Krise nur dann beendet wird, wenn die Lokomotive USA wieder in Fahrt kommt. Friedland sieht dies aus folgenden Gründen anders:
- China legte das größte Konjunkturpaket aller Länder weltweit auf. 400 Mrd. USD werden direkt in Infrastruktur fließen. Eisenbahnen, Autobahnen, städtische Infrastruktur und seit jüngstem auch eine massive Ankurbelung der ländlichen Infrastruktur sind die Folge. Die von Fabrikschließungen betroffenen Exporteure setzen zwar derzeit viele Arbeiter frei, doch im Gegenzug zu den vielen Arbeitslosen in den USA, die zum Großteil aus dem Dienstleistungssektor kommen und nicht über Nacht in Straßenbauarbeiter umzuschulen sind, geht dies in China problemlos und schnell!
- Kein Land der Welt baut so schnell und effizient Infrastruktur auf wie China (zum Vergleich: In den USA gibt es seit Tagen eine Diskussion, wohin die Gelder aus dem Infrastrukturpaket fließen sollen; in China wird schon gebaut ohne Ende! Ein Beispiel nannte Friedland mit einer elektrischen Eisenbahn in die Mongolei).
- Die Vorraussetzungen, um in China einen schnelleren Umschwung zu schaffen, sind aber aus weiteren Gründen im direkten Vergleich zu den USA weitaus besser: Die hohe Sparquote der Chinesen nutzt die Regierung jetzt, um massive Konsumanreize zu schaffen. So wurde jetzt ein Payback-Programm aufgelegt. Wer zum Beispiel einen Elektroartikel (Fernseher) kauft, der erhält 13 % der Kaufsumme erstattet!
Die Welt sollte nach Friedland vor China keine Angst haben. Im Gegensatz zu anderen Weltmächten der Vergangenheit, exportierte China nie Revolutionen, Krieg, Hunger oder Armut in andere Länder. Daher braucht man sich auch nicht zu fürchten, wenn die Chinesen jetzt massiv, zur rechten Zeit, ihre US-Dollars für (aus ihrer Sicht) sinnvolle, strategische Rohstoffinvestments und riesige Konsum- und Infrastrukturprogramme ausgeben. Die einzigen, denen dies nicht gefällt, sind wohl die Amerikaner. Denn dass China in Zukunft weiterhin den Großteil seiner Überschüsse in US-Staatsanleihen steckt, dürfte wohl der fromme Wunsch der ersten Auslandsreise von Hillary Clinton bleiben.
Quelle: Rohstoffraketen.de, Autor: (cts)"
http://www.rohstoffe-go.de/rohstoff/kolumnen/...nference_ID77751.html ----------- "Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört." (Karl Marx)
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