Raumfahrt/Technologie OHB Technology mausert sich langsam zur Cash-Aktie
11. November 2004 Der Aktienkurs des Bremer Raumfahrt- und Technologiekonzerns OHB Technology ist seit Mai 2003 nicht mehr vorwärts gekommen. Dabei befindet sich das Unternehmen auf einem guten Kurs. Und die neuen Geschäftszahlen unterstreichen den Eindruck, daß die Gesellschaft momentan an der Börse noch relativ günstig zu kaufen ist, denn die Ergebnisse können sich sehen lassen.
Konkret steigert OHB , das sich auf der eigenen Homepage als das europäische Technologieunternehmen für Raumfahrt & Sicherheit, Telematik und Satellitendienste bezeichnet, die Gesamtleistung von 63,3 Millionen auf 73,3 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kam gleichzeitig von 5,1 Millionen auf 7,7 Millionen Euro voran. Die Ebitda-Marge ist folglich von 8,0 auf 10,5 Prozent gestiegen. Unter Berücksichtigung einer gestiegenen Steuerquote beläuft sich der Gewinn je Aktie auf 0,27 Euro nach 0,22 Euro.
Den eigenen Angaben zufolge wurden damit die Erwartungen genau erfüllt und bekräftigt wurde auch das für das Gesamtjahr in Aussicht gestellte Gesamtleistung von rund 120 Millionen Euro. Das wiederum deutet darauf hin, daß sich für 2004 ein Ergebnis je Aktie von mindestens 0,40 Euro ergeben wird. Daraus würde sich auf Basis des Schlußkurses vom Mittwoch von 6,22 Euro ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,55 errechnen, was gemessen an den guten Zukunftsperspektiven nicht zu hoch erscheint.
Liquide Mittel drastisch gestiegen
Noch vorteilhafter fällt der Blick auf die Bewertung aus, wenn die aktuelle Marktkapitalisierung herangezogen wird. Diese liegt mit 93 Millionen Euro unter der Gesamtleistung. Richtig spannend wird es aber, wenn die liquiden Mittel berücksichtigt werden. Denn diese sind bis zum Ende des Berichtszeitraums von 36,2 Millionen auf 67,5 Millionen Euro gestiegen. Das bedeutet nichts anderes, als daß der Börsenwert zu über 70 Prozent durch liquide Mittel abgedeckt ist.
Ein Teil dieser Gelder soll nun übriges zur erstmaligen Zahlung einer Dividende verwendet werden. Außerdem eröffnet diese komfortable Liquiditätsposition Spielraum bei den anvisierten Zukäufen. So hat der Vorstand bereits eingeräumt, sich mit der Option einer Übernahme der Raumfahrtaktivitäten des MAN-Konzerns beschäftige. Dieser Teilbereich von MAN hat allerdings mit Problemen zu kämpfen, wie ein im Vorjahr auf 123 Millionen Euro gesunkener Umsatz und ein Verlust von 19 Millionen Euro zeigt. Doch bei OHB glauben die Verantwortlichen offenbar, beim wichtigsten Lieferanten für die Ariane-Rakete für eine Trendwende sorgen zu können. Und der seriöse Gesamteindruck der Gesellschaft legt die Annahme nahe, daß man sich bei derartigen Vorhaben nicht in unüberschaubare Wagnisse stürzt.
Aktie wartet auf den Chartausbruch
Aber auch ohne eine derartige Übernahme scheint der mehrheitlich der Industriellenfamilie Fuchs gehörende Hightech-Nischenanbieter für weiteres Wachstum gut positioniert zu sein. Zu den größten Projekten gehört das Aufklärungssatellitensystem SAR-Lupe für die Bundeswehr und ein weiterer Meilenstein wäre es, wenn man den Zuschlag für das Kommunikationssystem SATCOMBw II für die Bundeswehr erhalten würde, worüber vermutlich im Dezember entschieden wird. Denn das Projekt hat ein Volumen von fast einer Milliarde Euro, wobei sich der Anteil von OHB im Falle eines Zuschlags auf über 300 Millionen Euro belaufen würde. Ob aber OHB als Sieger aus der Ausschreibung hervorgeht oder der Mitbewerber scheint derzeit noch völlig offen zu sein.
Offen ist momentan auch noch, wann es der Aktie gelingt, endlich aus der breit gefächerten Seitwärtszone auszubrechen, die sich im Bereich von 5,00 und 7,68 Euro herausgebildet hat. Erst bei Kursen über der oberen Begrenzungslinie würden sich nachhaltig neue Perspektiven erschließen. Aber mit den neuen Zahlen im Rücken sollte es zumindest zunächst einmal möglich sein, wieder etwas mehr in den oberen Bereich der Seitwärtsrange vorzustoßen.
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