* Besiegelt: Operatives Primacom-Geschäft in neuer Hand
10.01.2011, 13:23 Uhr, ar
Der insolvente Kabelnetzbetreiber Primacom hat am Montag offiziell die neuen Eigentümer seines Tochterfirma Primacom Management GmbH vorgestellt, in der das komplette operative Geschäft und damit das Tafelsilber des Unternehmens gebündelt ist.
Die bereits im Juli nach Absage einer öffentlichen Versteigerung in den Besitz der luxemburgischen Medfort Holding übergegangene GmbH wurde im Zuge einer Refinanzierungsrunde für einen Betrag in ungenannter Höhe an die Beteiligungsgesellschaft Perseus SA veräußert. Diese wird laut Primacom-Angaben von den Investoren Alcentra, Avenue Capital Group, ING und Tennenbaum Capital Partners kontrolliert. Zu den genauen Beteiligungsverhältnissen wurden keine Angaben gemacht.
Die Refinanzierung versetzt Primacom in die Lage, fast 100 Millionen Euro über die nächsten vier Jahre investieren zu können, um das Geschäft weiter zu entwickeln und im Markt weiter zu wachsen. Die Management GmbH erhielt eine sofortige Finanzspritze über 30 Millionen Euro für Investitionen. Zeitgleich seien bestehende Verbindlichkeiten von kolportierten 340 Millionen Euro um rund 155 Millionen Euro reduziert worden. Weitere 60 Millionen Schulden sollen innerhalb von dreieinhalb Jahren abgetragen werden, hieß es.
"Für lukrative Akquisitionen und außerplanmäßige Investitionsvorhaben stehen Primacom außerdem weitere finanzielle Mittel zur Verfügung", vermeldete das Management. Erstes Ziel sei der flächendeckende Ausbau der Breitbandversorgung in Verbindung mit Partnern in der Wohnungswirtschaft. Aktuell versorgt der Netzbetreiber rund eine Million Kabelhaushalte überwiegend in den neuen Bundesländern.
Parallel zur Refinanzierung habe Primacom die Konzernstruktur vereinfacht und die Geschäftstätigkeit in einem Unternehmen zusammengefasst, hieß es. Damit bleibt die insolvente Aktiengesellschaft quasi als leere Hülle zurück. Die "Financial Times Deutschland" hatte in vergangenen Woche irrtümlich deren Verkauf vermeldet, wodurch der Aktienkurs der Primacom AG um mehr als eintausend Prozent in die Höhe geschossen war (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Primacom-Vorstandschef Michael Dorn bezeichnete den Abschluss der Refinanzierung als wichtigen Meilenstein für Primacom. Das Unternehmen habe dadurch eine stabile und nachhaltige Kapitalstruktur. Zudem sei die Übernahme durch die neuen Investoren "als langfristiges Engagement anzusehen", so Dorn wörtlich. Ziel sei es, über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren "die Profitabilität zu steigern und attraktive Gewinne zu erzielen".
In Medien war den neuen Eigentümern zuvor ein rein strategisches Interesse an Primacom unterstellt worden. Ziel sei es, das Unternehmen für die Übernahme konkurrierender Netzbetreiber wie Kabel Deutschland attraktiv zu machen, hatte unter anderem die "Financial Times Deutschland" spekuliert. Aufregung herrschte auch um derzeit nicht mehr abrufbare Ad-Hoc-Mitteilungen und Jahresberichte der Primacom AG (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Nach Informationen von DIGITAL FERNSEHEN bereiten namhafte Altaktionäre der AG in den nächsten Wochen eine große Informationskampagne vor, um die Bevölkerung auf diese aus ihrer Sicht in Deutschland nahezu einmalige und beispiellose Enteignung durch Banken hinzuweisen. Im Zuge der Kampagne sollen unter anderem auch die oben genannten Dokumente der AG wieder ins Internet gestellt werden.
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