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Primacom: 1.142 Prozent Kursgewinn durch Fehlspekulation
Michael Herrmann Die Aktie der Primacom AG konnte gestern zeitweise über 1.140 Prozent zulegen. Einige Anleger hatten wohl nach einem Bericht auf das baldige Ende der Insolvenz spekuliert. Diese Hoffungen werden aber wohl nicht in Erfüllung gehen.
Kurssteigerungen von über 1.000 Prozent sind allgemein schon eine Seltenheit beziehungsweise meist nur über Jahrzehnte hinweg zu realisieren. Dass die Aktie von ProSiebenSat.1 dies innerhalb von nicht einmal zwei Jahren geschafft hat, ist daher schon außergewöhnlich. Die Aktie des insolventen Netzbetreibers Primacom AG schoss aber allein am gestrigen Handelstag um atemberaubende 1.140 Prozent in die Höhe auf bis zu 2,68 Euro. Was war passiert?
Vielversprechende Medienberichte
Offenbar sind einige Anleger einem Missverständnis aufgelaufen. Die Financial Times Deutschland (FTD) hatte am Mittwochabend berichtet, dass der "zahlungsunfähige Netzbetreiber bald komplett in der Hand von Finanzinvestoren sein" werde. Noch im Laufe dieser Woche sollten die vier Hauptgläubiger sämtliche Anteile übernehmen, so die FTD in Bezug auf Bankenkreise.
Ein Missverständnis
Das Problem: Die Primacom AG ist nur noch eine Unternehmenshülle. Vom Verkauf betroffen wäre dagegen allenfalls die im Juli von der Investmentgesellschaft Medfort übernommene Primacom Management GmbH, die das Kabelgeschäft und damit den wertvollsten Teil des Unternehmens übernommen hat. Einige Anleger hatten dagegen wohl fälschlicherweise gedacht, dass es sich bei dem zum Verkauf stehenden Unternehmen um die Primacom AG handelt.
Primacom beschwichtigt
Der Kabelnetzbetreiber hat sich darüber hinaus gegen den Bericht der Financial Times Deutschland gewehrt, nach dem der Eindruck erweckt werde, dass der Konzern wieder verkauft werden solle. Im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de bezeichnete ein Primacom-Sprecher die von der FTD getätigten Spekulationen über einen anstehen Verkauf an neue Investoren als "Nonsens". Fakt sei, dass die neue Struktur bereits im November bekanntgegeben wurde und nun steht. Lediglich einzelne Details würden derzeit noch fixiert.
Absturz nach Höhenflug
Spekulationen auf Pennystocks insolventer Unternehmen sind ja alles andere als ungewöhnlich, dass eine Aktie innerhalb eines einzigen Tages um mehr als 1.000 Prozent zulegt, sollte allerdings bereits stutzig machen. Ähnlich wie bei der Thielert AG, die vor wenigen Wochen nach einer Pressemeldung der Thielert GmbH in die Höhe schoss, liegt auch im Fall Primacom eine Verwechslung der betroffenen Unternehmen vor. Der Höhenflug der Primacom AG wurde daher bereits am späten Handelstag wieder gestoppt und beendete den Handel bei 1,65 Euro. Dies dürfte sich in den nächsten Tagen fortsetzen.
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