Der chinesische Solarkonzern Yingli wächst rasant.Er punktet mit leistungsstarken, aber zugleich günstigen Modulen.
Das Vorhaben ist gewaltig; Gerade erst gab Yingli den Startschuss für zwei neue Produktionsanlagen in Baoding und Haikou, schon gibt es Pläne für weitere Fabriken; Bis Mitte 2011 will Chinas zweitgrößter Solarkonzern Module mit einer jährlichen Leistung von bis zu 1,7 Gigawatt produzieren. Damit liegt Yingli zwar immer noch noch deutlich hinter Chinas Branchenprimus Suntech. Das Tempo, das der Konzern vorlegt, ist jedoch gealtig; Zum Börsengang im Juni 2007 lag die Kapazität gerade mal bei 200 Megawat. Zum Vergleich: Ein Atomkraftwerk leistet rund ein Gigawatt.
Bereits 1998 gründete der heutige Vorstandsvorsitzende Miao Liansheng das Unternehmen. Der Konzern beschäftigt mittlerweile 7000 Mitarbeiter, war einer der Hauptsponsoren der Fußball WM 2010 und beherrscht sämtliche Produktionsschritte zur Herstellung von Solarmodulen: vom Rohstoff Polysilizium über Wafer und Solarzelle bis hin zum fertigen Modul kommt alles aus einer Hand. Die Abhängigkeit von anderen Konzernen soll so verringert und die Kostenstruktur verbessert werden.
Bei den Kosten sind die Chinesen fast unschlagbar:"Sie haben die Technologie- und Prozesskosten besser im Griff. Zudem sind teilweise auch die Rohmaterialen für die Module günstiger", sagt Fondmanager Thiemo Lang von Sustainable Asset Management(SAM). Daher können sie ihre Module billiger anbieten als etwa deutsche Konkurrenten. Etwa 20 bis 25 Prozentbilliger sei Yingli, sagt der Geschäftsführer eines großes Bauunternehmens hinter vorgehaltener Hand.
Gab es früher hohe Qualitätsunterschiede bei den Modulen, hat sich das mittlerweile geändert. Erst jüngst präsentierte Vorstandschef Miao seinen neuen Stolz. Ein Modul mit dem passenden Namen Panda, das einen Wirkungsgrad von !8,5 Prozent erreichen soll. " Das ist deutlich mehr als herkömmliche Module leisten", sagt Lang. Nach Meinung vieler Analysten sollten sich die Kostenvorteile und der Qualitätsschub auch positiv auf den Aktienkurs auswirken.
Analyst Stuart Bush von RBC Capital Market sieht das Kursziel bei 17 Dollar. Es bezieht sich auf die in den USA gehandelten Aktienderivate (American Depository Receipts, ADR). Derzeit notiert Yingli Solar bei rund 11,50 Dollar. Stuart rechnet damit, dass sich das Ergebniss je ADR dieses Jahr auf 1,13 Dollar erhöht. 2011 soll es dann bei 1,50 Dollar liegen. Zum derzeitigen Kurs entspricht das einem Kurs-Gewinn-Verhältniss (KGV) von knapp acht für 2011. Betrug der Umsatz 2009 noch 1,06 Mrd. Dollar, soll er sich bis 2011 mehr als verdoppeln. Auch Branchenintimus Analyst Jesse Pichel von Jeffreys rät dazu, die derzeitige Kursschwäche auszunutzen.
Für die Zukunft scheint Yingli gerüstet: Die Ordebücher sind prall gefüllt: " Wir haben allein für 2011 Bestellungen für Module mit einer Leistung von Fünf Gigawatt", sagt Finanzvorstand Li Zongwei der FTD. Das wäre dreimal so viel, wie der Konzern bis Mitte 2011 produzieren kann. Doch diese Aussage ist mit Vorsicht zu genießen. Sie soll wohl vielmehr den Druck auf die Abnehmer erhöhen, Solarmodule zu bestellen. Denn künftig rechnen Experten mit einem Rückgang neu installierter Anlagen und einem Preisdruck für Solarmodule.
Laut Li Zongwei gibt es den bei Yingli derzeit nicht. Erst Mitte 2011 erwartet er wieder einen leichten Abwärtstrend. Den weltweiten Marktanteil seiner Firma schätzt er auf sieben bis acht Prozent. In fünf Jahren soll er auf 20 bis 25 Prozent ausgebaut werden. Rund die Hälfte der Module liefert Yingli nach Deutschland, dem mit rund 70 Prozent Weltmarktanteil mit Abstand bedeutesten Markt.
Doch mittlerweile müssen alle kämpfen. Schneller als bislang angenommen reduziert die Politik hierzulande die Einspeisevergütung. Das erhöht den Druck auf die Unternehmen. die Effizienz weiter zu steigern und die Kosten niedrig zu halten. Denn nur, wenn der Solarstrom mit dem Preisen herkömmlichen Stroms mithalten kann verdienen die Konzerne langfristig Geld. Und je effizienter die Solarstromproduktion, desto stärker sind einzelne gewillt, die Solarindustrie zu stützen. Yingli-Chef Miao ist davon überzeugt, dass es nur noch wenige Jahre dauern wird, bis der Sonnenstrom auch ohne staatliche Stütze wettbewerbsfähig ist.
Der Vorteil der chinesischen Hersteller ist, dass ihr Heimatmarkt noch unerschlossen ist, aber wohl bald der größte der Welt sei dürfte. Selbst China kann es sich nicht mehr leisten, auf erneuerbare Energie zu verzichten. Bis zum Jahr 2020 sollen laut offiziellem Ziel 20 Gigawatt Strom durch Sonnenkraft produziert werden. Li rechnet aber mit deutlich mehr." Wir gehen davon aus, dass es eher 50 denn 20 Gigawatt sein werden", sagt der Yingli-Finanzchef. Vom derzeitigen Niveau wäre das eine Verhundertfachung der Kapazitäten.
Autor: Tobias Schorr; Geldressort , Gruner + Jahr, Wirtschaftsmedien
Quelle: FTD
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