Powerbags im freien Fall Nach einem steilen Kursanstieg ist die Solar-Aktie Powerbags in dieser Woche abgestürzt. Ein Kommentar des Analystenhauses GSC Research löste eine Verkaufswelle aus. Für Zündstoff auf der Hauptversammlung am Montag ist gesorgt. Seit September vergangenen Jahres notiert die Hamburger Powerbags an der Börse. Rasch verdreifachte sich der Kurs von zwei auf sechs Euro, danach pendelte sich das Papier bei vier Euro ein. Im April kam wieder kräftig Bewegung in die Aktie. Sie schnellte binnen kurzer Zeit auf bis 17 Euro hoch. Eine Empfehlung im Anlegermagazin "Focus-Money" gab Auftrieb. Die Experten sahen hohes Kurspotenzial und nannten als Kursziel 20 Euro.
So hoch ging es dann aber doch nicht. Anfang dieser Woche folgte der jähe Absturz. Das Papier halbierte sich innerhalb weniger Tage. Am Freitag setzte sich der Kursverfall fort. Am Nachmittag notierte die Aktie bei nur noch 8,20 Euro. Mehrere Trader haben offenbar die Aktie "geshortet". Vor allem der in einschlägigen Kreisen bekannte Trader Nogger T. gab in Anlegerforen eine Short-Empfehlung ab.
Negativer Kommentar im Börsenbrief Auslöser des Kursrutsches war ein Kommentar von Matthias Schrade, Chefanalyst von GSC Research, im Börsenbrief "Nebenwerte-Insider". Darin warnte Schrade Anleger davor, in Aktien zu investieren, die die Merlinniveau GmbH an die Börse begleitet habe. Dies seien Powerbags, Lichtenergiewerke und auch die Greta Immobilien. "Was die Firmen auszeichnet, sind dürre Fakten und luftige Börsenwerte". Eindringlich riet Schrade von der Powerbags-Aktie ab. Er fand heraus, dass der Solarmodul-Produzent bisher lediglich "einen größeren Kunden" zu haben scheine, nämlich die Lichtenergiewerke AG. Diese wiederum bezahle Powerbags nicht bar, sondern in eigenen Aktien.
Fotovoltaik-Anlage soll über Aktien bezahlt werden Ende Oktober 2006 hatte Powerbags an die Lichtenergiewerke AG einen Vertrag über die Installation einer Fotovoltaikanlage in Anklam in Mecklenburg-Vorpommern geschlossen. Ein Teil der Forderungen der Powerbags AG in Höhe von 5,377 Millionen Euro soll nun durch die Ausgabe von drei Millionen Aktien der Lichtenergiewerke AG beglichen werden. Auf der Hauptversammlung am 30. April in Hamburg sollen die Aktionäre dem Weiterverkauf dieser Aktien an die Powerbags-Aktionäre zustimmen. "Einen solchen Beschlussvorlag habe ich noch nie gesehen", erklärte Schrade auf Nachfrage von boerse.ARD.de.
Powerbags-Aufsichtsratschef Ole Hagen Zachriat verteidigt den Schritt. Man sehe dies als Incentive gegenüber den Aktionären. Und: Ganz neu sei ein solches Vorgehen nicht. Auch Unternehmenskäufe würden nicht in bar, sondern über Aktienausgaben abgewickelt.
Powerbags entwickelt Fotovoltaikanlagen ab einem Megawatt Spitzenleistung und übergibt diese an Betreibergesellschaften. Die eingesetzten Module bestehen angeblich ausschließlich aus Kunststoff und sind somit besonders leicht. Künftig will das Unternehmen vor allem im Bereich der Solarthermie mitmischen. In Solarfachkreisen ist Powerbags bisher kaum bekannt.
Rote Zahlen im Rumpfgeschäftsjahr 2006 Im vergangenen Rumpfgeschäftsjahr (vom 22. April bis 31. Dezember 2006) erzielte Powerbags nach eigenen Angaben einen Verlust von 181.615 Euro. In diesem Jahr soll laut den Experten von Focus Money ein Gewinn von 3,5 Millionen Euro bei einem Umsatz von 22,5 Millionen Euro erwirtschaftet werden. 2008 soll der Gewinn auf 6,5 Millionen Euro steigen.
Doch wie das gelingen soll, bleibt offen. Aufsichtsratschef Zachriat wollte sich zum operativen Geschäft nicht äußern. Und Vorstand André Medger war im Berliner Büro am Freitagnachmittag nicht zu erreichen.
Hausverbot für GSC-Chefanalysten Auf den Kursverfall der letzten Tage haben allerdings die Powerbags-Manager reagiert. In einer Mitteilung vom Freitag äußerte sich Vorstandschef Medger "entsetzt über die Berichterstattung" von GSC-Analyst Schrade. Unter Andienung falscher Fakten seien den Aktionären durch den veröffentlichten Artikel massiv Schaden zugefügt worden. Für die Hauptversammlung erteilte Medger dem Chefanalysten und Redakteur "Hausverbot", falls er mit einer Gastkarte kommen solle.
Die Anleger in den einschlägigen Foren sind verunsichert. "Wird das der Absturz einer Amitelo?", fragt einer. Ein anderer sieht das Ganze als "Luftnummer". Ein Anleger namens "inthiscase" fragt sich gar, wann Umzugsunternehmer Klaus E. H. Zapf auftauche. "Hat er mit dem CBB-Push soviel verdient, dass man jetzt eine Solargeschichte starten kann?" Auf Nachfrage von boerse.ARD.de verneinte Aufsichtsratschef Zachriat, dass er bei Powerbags Zapf vertrete.
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