21.05.2010 19:01 Karstadt findet neuen Investor - Handelsblatt
DJ Karstadt findet neuen Investor - Handelsblatt
FRANKFURT (Dow Jones)--Der insolvente Kaufhaus-Konzern Karstadt hat möglicherweise einen Käufer gefunden. Wie das "Handelsblatt" am Freitag unter Berufung auf Kreise der Beteiligten berichtet, hat Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg ein detailliertes Kaufangebot für alle Geschäftsaktivitäten von Karstadt erhalten. Das Angebot stamme von Berggruen Holdings Ltd, einer Investmentgesellschaft, die vom Privatinvestor Nicolas Berggruen gesteuert werde.
Der Sprecher von Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg, Thomas Schulz, sagte zu Dow Jones Newswires, dass ein neues Angebot eingegangen sei. Zu weiteren Details könne derzeit nichts gesagt werden.
Gegenüber dem Handelsblatt sagte der Sprecher der Berggruen Holding, Wolfgang Weber-Thedy, dass die Gruppe eine Offerte abgegeben habe. Sie beabsichtige innerhalb der nächsten Woche einen Vertrag mit dem Insolvenzverwalter abzuschließen. Die Eile hat ihren Grund: Bis zum 27. Mai muss ein Investor gefunden sein, damit zunächst der Insolvenzplan in Kraft tritt und anschließend ein Verkauf über die Bühne gehen kann.
Grundlage für das Angebot Berggruens sei eine umfassende Analyse der gegenwärtigen Lage des Unternehmens Karstadt. Der Investor habe in den vergangenen Wochen Zugang zu den Datenräumen gehabt. Er habe den Restrukturierungsplan, der vom derzeitigen Karstadt-Management vorgelegt wurde, ebenfalls geprüft. Angaben zum Kaufpreis gebe es nicht.
Entscheidend für die etwa 25.000 Mitarbeiter dürfte sein, dass Berggruen von ihnen keine weiteren Konzessionen erwartet. Weder Lohnverzicht noch Arbeitsplatzabbau sei geplant, sagte der Sprecher dem Handelsblatt. Verhandeln wolle Berggruen dennoch - und zwar mit der Vermietergruppe der 120 Karstadt-Häuser, hinter der das High-Street-Konsortium steckt. "Wir erwarten insbesondere von den Vermietern der Geschäfts- und Büroimmobilien von Karstadt, die mit dem Vorhaben verbundenen Lasten zu gleichen Teilen zu schultern und damit insbesondere auch die betriebliche Restrukturierung und die langfristige Zukunft des Unternehmens zu sichern", sagte Sprecher Weber-Thedy. Die Einigung mit den Vermietern sei eine Voraussetzung für den Abschluss des Kaufvertrages. Auch der Erlass der Gewerbesteuer für Karstadt, der in diesen Tagen in Kommunen wie etwa Dresden erneut auf dem Prüfstein steht, sei für Berggruen eine wichtige Voraussetzung zum Kauf.
Nicolas Berggruen steuert von seiner Berliner Niederlassung aus vor allem Investments in Immobilien. Zu diesen zählen unter anderem die Sarotti-Höfe, die Schuckert-Werke und das Café Moskau. Als Investor wurde er in Deutschland bekannt, als er vor zweieinhalb Jahren Teile des insolventen Möbelherstellers Schieder kaufte.
Berggruens Interesse sei groß, versichert der Sprecher. Er wolle eine "deutsche Marke mit Kultstatus und die damit verbundenen Arbeitsplätze" retten. Vor Berggruen hatte sich bisher nur die Investorengruppe Triton als Käufer für Karstadt ins Gespräch gebracht. Sie drohte jedoch jüngst mit Rückzug, nachdem sie vergeblich Zugeständnisse der Arbeitnehmer verlangt hatte. So sollten 4000 der 25.000 Stellen bei Karstadt wegfallen.
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