Wir haben beim Dollar IMHO einen klassischen "Wall of worry". Die Situation ähnelt der des DAX am Anfang des letzten Irakkriegs. Der DAX stand bei 2200 und kaum jemand glaubte nach drei Jahren Bärenmarkt, dass er jemals wieder steigen würde. Als es dann nach der Gefangennahme Saddams nach oben ging, hielten unzählige Trader mit Shorts dagegen (natürlich nicht nur beim DAX, sondern auch bei den US- und Japan-Indizes) - weil "nicht sein kann, was nicht sein darf". All diese kleinen und großen Shorts mussten sich nach weiteren Anstiegen immer wieder eindecken, traten also paradoxerweise als diejenigen Käufer auf, die es ihrer ursprünglichen Meinung nach "gar nicht geben kann". So kletterte der DAX langsam, aber unaufhaltsam von 2200 auf jetzt 4400 den "wall of worry" hinauf.
Die Situation beim Dollar scheint mir jetzt ähnlich. Nach drei Jahren Dollar-Bärenmarkt sind viele Leute um die Jahreswende extrem Dollar-bärisch geworden, darunter auch Finanzmagnaten wie Bill Gates und Warren Buffett. Sie lehnten sich bei Höchstständen mit Euro-Longs aus dem Fenster und wurden kalt erwischt. Am Ende werden sie bei ihren Eindeckungen (auch ein Bill Gates muss irgendwann Verluste begrenzen) als diejenigen Käufer auftreten, die es ihrer Ansicht nach "gar nicht geben kann".
Auch in diesem Thread scheint mir dieses Dollar-bärische Sentiment, sozusagen als "historische Altlast", fortzuleben. ((DISCLAIMER: Ist garantiert nicht hämisch oder selbstherrlich gemeint)). Es wird sich vermutlich erst legen, wenn der Dollar wieder bei 1,15 steht, was schneller passieren kann, als viele für möglich halten. Denn es stehen noch Dollar-Panikkäufe von Bill Gates, Warren Buffett und Co. aus: Buffett erklärte, dass er seine Dollar-Shorts trotz der "gegenwärtigen" Dollarstärke, die er für vorübergehend hält, aufrecht erhalten will. Mal sehen, wie lange er das durchhält.
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